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Norwegens Virusangst, reduziert auf Loipenweltcup

Weil´s die Aktualität gebietet, erlaube ich mir, kurz auf ein Kuriosum, wenn nicht einen Affront einzugehen. Manch einer möge sich denken: Gehn´s , was oder wen, sie Kritikaster, Nörgler oder gar Nestbeschmutzer, wollen´s denn jetzt wieder anschwärzen oder eintunken? Nein, das ist grundsätzlich der falsche Ansatzpunkt und schon gar nicht von mir beabsichtigt, weil es mir nur darum geht, dass zumindest ein Teil der Weltklasse-Langläufer aus dem hohen Norden, voran die Norweger, seit Dezember um den Weltcup, also vom Tour-de-Ski-Klassiker bis zur Weltmeisterschaft im notabene so strengen Söder-Bayern, einen großen Bogen machen. Ein Boykott natürlich unter dem Prätext, dass sie sich nicht der Gefahr aussetzen wollen, angesichts der großen Medaillenchancen eine Covid-19-Sperre, Quarantäne oder gar Infektion mit unabsehbaren Folgen einzuhandeln. Dafür müsse doch jeder Mitteleuropäer logischerweise großes Verständnis aufbringen, eh klar, oder doch nicht?

Jetzt fragt sich unsereins nur, warum etwa die Skiverbände Norwegens wie Schwedens und auch Finnlands quer durch die Ski-Disziplinen mit zweierlei Maß messen, manchmal sogar, was Männlein und Weiblein in der Tour-de-Ski-Loipe betrifft. Stell Dir vor, die Schweden lassen zwar die Damen in Abwesenheit der Norge-Stars von Theres Johaug und Co. wenn möglich vorneweg laufen, wo sie keinen heißen Atem samt Aerosolen der VerfolgerInnen spüren, was ja anfangs des Mehr-Stationen-Events in Deutschland, Schweiz und Italien tatsächlich der Fall war. Die schwedischen Herren der Schöpfung hingegen wurden mit einem Tour-de-Ski-Startverbot belegt und daheim gelassen, offensichtlich deshalb, weil sie als stärkeres Geschlecht jedoch über ein umso schwächeres Immunsystem verfügen. Nicht nur Wien ist eben anders. Man lernt auch im Langlauf und was den hohen Norden betrifft nicht so schnell aus.

Infektionsgefahr, das ist der Punkt, mit dem die Loipenstars der Norweger von ihrem Überdrüber-Läufer Klaebo abwärts argumentieren unter der neuen Normalitätsdevise: Bleib zu Hause und nähre dich redlich vom nationalen Fernsehen, das statt den Elche-losen Weltcup die heimischen Rennen überträgt – und damit dafür sorgt, dass auch alle (nationalen) Sponsoren ins rechte Bild gerückt und damit den Verträgen der LäuferInnen Genüge getan wird. Übrigens, so hört man, ohne Impfungen, Corona- oder sonstigen Tests, von denen man ja so genau wieder nicht weiß, was sie bringen oder gar kosten, wenn´s schief geht. Statt dem gibt´s pro Kopf, Nase und Startgeld-Verlust für die Norsker-Topstars ein Schmerzensgeld vom Verband ins Körberl. Von irgendwas muss der Erfolgsmensch ja leben… 

Nicht uninteressant, dass sich die – offenbar vom Skiforbundet abgesegnete – Angst vor Ansteckungen bei den Norwegern auf die Spezial-Langläufer beschränkt, nicht aber die Skijäger erfasst hat, die mit den Böe-Brüdern und den Damen Eckhoff oder Roiselandland über besonders langen Atem und zudem schärfste Munition verfügen. Ganz zu schweigen von den Skispringern mit dem neuen Überflieger Granerud, Forfang, Lindvik, Tande, die bei der Vierschanzen-Tournee ganz ohne Virus-Phobie an den Start gegangen sind – ebenso wie die Alpinen um Weltcupsieger Kilde, Jansrud, Kristoffersen, Braathen usw., die allesamt nur vom Erfolgssyndrom infiziert sind, da möchte ich wetten!

Ja, da schaust, wie unterschiedlich, individuell und intelligent die als Wikinger-Barbaren oder Ski-Elche verschrienen Nordländer mit dem heiklen Thema umgehen – selbst auf die Gefahr, dass sich die mitteleuropäische und nordamerikanische Langlaufszene (Frankreich, Italien, Schweiz, Deutschland, Slowenien, USA etc.) langsam sorgt, wie die existenziell unersetzlichen Weltcup-Sponsoren auf die Abwesenheit der Topstars praktisch im ganzen Winter reagieren? Kühl, wie die Norweger und andere Skandinavier halt sind, lassen sie diese Sorgen und Fragen (eis)kalt. Und niemand im Skiweltverband mit einem Präsidenten Abeundi namens Gianfranco Kasper stemmt sich dagegen oder überzeugt die nur von sich selbst überzeugten Nordländer, speziell die Norweger, endlich davon, dass just jetzt in dieser schwierigen Corona-Zeit ein Schulterschluss aller dringend nötig wäre und kein nationaler Protektionismus der besonderen Art angesagt sein sollte.

Ja, ja, die Norweger, die seit Olympia 1994 in Lillehammer allerorten und speziell bei den Medien weltweit einen derart großen Vorschuss genießen, dass niemand (mit dem Brettl vorm Kopf) auch nur wagte, das eine oder andere Thema anzuschneiden. Obschon es ein anderes aktuelles Ereignis eigentlich geböte, es anzusprechen. Aber was, bitte vielmals, wäre eben dieses? Wenn ich mich nicht irre, so wurde dieser Tage die frühere Loipen-Ikone Norwegens, auch Aushängeschild des IOC, der 2fache Olympiasieger, 13fache Weltmeister und 2fache Weltcupsieger Petter Northug, als Drogendealer zu einer Haftstrafe verurteilt. Petter, das einzige schwarze Schaf einer sonst so mustergültig fairen Herde? Lassen wir´s einmal so stehen, schließlich würde ja schon der Hinweis, dass: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, ganz sicher als verunglimpfende Sippenhaftung hingestellt.

Bekanntlich lässt sich alles individuell interpretieren und argumentieren. Wie die monatelange Abwesenheit vom Weltcup, um dann bei der WM – die darf wohl im sonst so strengen Söder-Bayern ebenso steigen wie die Tournee-Springen oder Alpin-Rennen in Oberstdorf und Garmisch – den schon ausgelaugten Gegnern auf und davonzulaufen. Darunter auch den von ihnen so verteufelten Russen, die aber von A bis zum Z im Weltcup dabei und von Start zu Start getestet waren/sind. Trotzdem haben sie den Schwarzen Peter in der Doping-Zwangsjacke und die Norweger den Persilschein in der weißen Weste. So ist es, wenn im Sport aus welchen Motiven immer mit zweierlei Maß gemessen wird.  Aber irgendwann sollte das Maß dann doch voll und ein Schuss mehr Fairness angebracht sein. Schon im Interesse aller, die im internationalen Skisport involviert sind.

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