Leichtathletik

Erinnerung an Marathon-Meilenstein und Verwunderung über Frauen-Fabelzeit

Morgen gibt´s ein Wiedersehen mit Eliud Kipchoge, der auf der Hauptallee im Wiener Prater als erster Marathonmann in knapp unter zwei Stunden (1:59:40,2) in die Geschichtsbücher gelaufen war. Und der kenianische Weltbestzeithalter kommt auch als alter, neuer, inzwischen fünfmaliger Rekord-Sieger des Berlin-Marathons zurück an den „Tatort“ Prater, mit dem er für immer so verbunden sein wird wie sein Name mit Wien, das ihn morgen mit dem Rathausmann ehrt.

Zu seiner Ehre und in Erinnerung an den Meilenstein der Marathongeschichte wird unter den Augen von Kipchoge auf der Hauptallee von Jugendlichen und erprobten heimischen Laufgrößen wie Rekordmann Peter Herzog auch die Minute auf 352,6 Metern gejagt – jenen Metern pro Minute, die der Afrikaner im Oktober 2019 auch dank Ineos-Schrittmachern vom Schlage der Ingebrigtsen-Brüder hat laufen können.

Stichwort Peter Herzog, unser schnellster Marathonmann, der vom Biathlon kam. Mit seiner Bestzeit von 2:10,06 Minuten war Herzog nur um 1:46 Minuten schneller als jene erst 26jährige Äthiopierin Tigist Assefa, die vor zwei Tagen in Berlin mit der Fabelzeit von 2:11,52 Stunden den alten Weltrekord um mehr als zwei Minuten verbessert, also tatsächlich pulverisiert hatte! Und das, obschon die frühere 400m- und 800m-Läuferin (Bestzeit 1:59,24) erst als Jung-Twen auf die langen Strecken gewechselt war.

Mehr noch, erst vor eineinhalb Jahren (März 2022) ihre Marathon-Premiere gefeiert hatte – in einer Zeit von 2:34 und etwas mehr, also etwa vier Minuten langsamer als die neue „Wimpernschlag-Rekordlerin“ Julia Mayer beim Vienna-City-Marathon 2023. Und 18 Monate später läuft dieselbe Person um sage und schreibe mehr als 20 Minuten schneller. Fürwahr eine „Daniela Düsentrieb“, angesichts derer man sich nur wundern kann, wie und wo sie diese Rakete gezündet hat.

Von Kipchoge über Herzig bis zu Julia Mayer…

Unsereins, der schon viel erlebt hat an Laufwundern wie die legendäre tschechische Lokomotive Emil Zatopek, den tapferen Freiheitskämpfer 1968, wie Barfußläufer und Doppel-Olympiasieger Abebe Bikila, wie Waldemar Cierpinski, der 1976 und 1980 olympisches Gold gewann, wie Haile Gebrselassie, den kleinen, verschmitzten Präsidenten in spe Äthiopiens, der die Herzen der Wiener eroberte, und noch manch andere Granden, blieb in verblüffter Verwunderung die Spucke weg. Atemberaubend.

Ja, wie ist das möglich, dass jemand im Eiltempo den Marathon in eine ganz neue Dimension schieben kann – jawohl, eine neue Dimension, wenn man bedenkt, dass es erst 21 Jahre her ist, dass die Japanerin Takahashi als erste Frau die 2:20-Stunden-Traumgrenze geknackt hat. Weder sie noch die britische Marathon-Legende Paula Radcliffe hätten sich je träumen lassen, wie schnell und wie weit sie in den Rekordbüchern nach hinten rutschen.

Und all das ohne Pacemaker-Team, in dem sich Stars immer wieder abwechselten wie beim Kipchoge-Lauf in die Annalen, die morgen wieder aufgeblättert werden. Oder mit anderen Worten, in die man nichts hineinprojizieren muss: Es scheint nichts zu geben, was es nicht gibt. Und offenbar schon gar keine Grenzen im Sport, In dem sich der Marathon langsam, aber sicher in einen Endlos-Sprint verwandelt…

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