Alles historisch bei diesem Ryder Cup zwischen Rom und Tivoli mit seinen hängenden Gärten. In jeder Hinsicht. Geographisch. Sportlich. International. Und national, was Rotweißrot betrifft. Sepp Straka ist nicht der erste Österreicher aus Wien, der dabei ist, aber er schrieb heute im Marco Simone Golf und Country Club heimische Sport- und Golfgeschichte.
Anders als Bernd Wiesberger, der bei der 2021 nur Niederlagen kassiert hatte, fixierte der kraftstrotzende, selbstbewusste Ryder-Cup-Debütant Sepp mit seinem irischen Flight-Partner Shane Lowry den dritten Punkt für Europa im Duell mit den US-Amerikanern Rickie Fowler und Collin Morikawa. Obschon er am 16. Loch einen Par-Putt versemmelt hatte, versenkte er auf Loch 17 unter donnerndem Applaus der etwa 50.000 mehrheitlich europäischen Fans den entscheidenden Ball mit stoischer Ruhe und Selbstverständlichkeit zum 2&1-Sieg.
Und mit diesem 3:0 im Rücken drehte dann der kurz kriselnde Nordire Rory McIlroy auf Bahn 17 groß auf, spielte zum Stock und der Rest war Formsache. Damit lag Europa nach den ersten vier Foursomes (einer nach dem anderen) sensationell mit 4:0 in Führung. Auch das hatte es in davor in 43 Ryder-Cup-Auflagen noch nie gegeben. Und zwei der vier Punkte machten mit dem schwedischen Neo-Profi Aberg, Golf-Pendant zu Tennis-Alcaraz, und Sepp Straka zwei Rookies. Alles historisch. Geradezu klassisch. Wo sonst, wenn nicht an der Peripherie von Rom, der Ewigen Stadt, einst Nabel der Welt.
Obschon es im Ryder-Cup anders als bei den PGA-Turnieren und erst recht auf der abtrünnigen Saudi-LIV-Tour kein Preis- oder Startgeld gibt, also olympische Gesetze gelten, reißen sich die Topstars darum, für den Ryder-Cup nominiert zu werden. Und anders als auf den diversen Touren, wo jeder sich selbst der Nächste ist, gilt dort die Faustregel: Einer für alle, alle für einen.
Als McIlroy-Fleetwood das 4:0 zum Auftakt fixiert hatten, vollführten Sepp Straka und Shane Lowry wahre Luftsprünge vor Begeisterung über den in diesem Ausmaß unerwarteten Starterfolg gegen USA mit Superstars vom Schlage der Major-, Olympia- und FedEx-Cup-Sieger a la Scottie Scheffler, Collin Morikawa, Xander Schauffele oder Patrick Cantlay. Da blieb auch dem US-Captain Zach Johnson die Spucke weg, zu welch atemberaubenden Leistungen auf einem schwierigen, trickreichen Kurs die Europäer und darunter viele, die wie Sepp Straka auf der US-Tour daheim sind, fähig sind,
Für den zweiten Akt des ersten Tages, dem Fourball-Format, wurde Sepp Straka nach seinem gelungenen Einstand vom Europa-Kapitän Luke Donald geschont, um vor allem den Akku nach den aufreibenden ersten 17 Löchern aufzuladen. Was immer passiert – der historische Schlag in die Annalen war schon gelungen ist dem einstigen Jugendspieler des Golf-Clubs Fontana und Claude-Grenier-Schüler nicht mehr zu nehmen. Sepp hat der Golf-Welt ein Loch geschlagen!