Es wird ja, wie jeder Sportinteressierte weiß, gerne über den sogenannten Trainereffekt gesprochen mit dem Unterton, dass neue Besen alten Mist besser wegkehren. Der Gegenbeispiele, der Trainerdefekte aus welchen Gründen immer, gäbe es jedenfalls auch genug, man denke nur an die deutsche Fußball-Nationalelf, aber auch andere Sparten des Sports, wo hochgejubelte Nachfolgekandidaten sich schneller entzaubern, als man denkt.
Wie man den Neo-Rapid-Coach Klauß einschätzen kann oder soll, lässt sich nach dem mühsamen 1:0-Heimsieg der Hütteldorfer gegen den bemühten Aufsteiger Blauweiß Linz zumindest für mich nicht sagen, es sei denn, man sieht im Auf- und Ab, Hin und Her des Deutschen vor der Trainerbank schon ein (aktionistisches) Kontrastprogramm zum keineswegs so aktiven Vorgänger.
Wenn ich verfolge, wie viele Trainer-Namen quer durch die Sportszene immer wieder genannt werden, dann fällt zumindest mir auf, dass frei nach dem Motto: Ganz normale Good News sind im Gegensatz zu Bad News nicht der Rede wert, kaum jemand über den erfolgreichen Chefcoach der ÖSV-Adler spricht. Schon Vorgänger Andi Felder hatte gute Arbeit geleistet, keine Frage. Aber seit Andreas Widhölzl im Amt ist, haben nicht nur runderneuerte oder teils verunsicherte Routiniers wieder Flügel bekommen, mit denen sie ein ums andere Mal zu Höhenflügen ansetzen wie etwa jetzt zum Weltcupstart in Ruka, wo es zum doppelten Kraftakt auch noch einen Doppelsieg zum Finale furioso gab.
Gemach, gemach, gewiss gewiss, die Saison hat erst begonnen, aber wer mit einer solch natürlichen, automatischen Selbstverständlichkeit zu Siegesflügen und Himmelstürmen mit Weltrekordvorsprung abhebt wie Stefan Kraft, wer stets ein Quartett unter die Top Ten bringt als Cheftrainer wie Andreas Widhölzl, früherer Tourneesieger. Olympiadritter und zweimaliger Teamweltmeister, der und das verdienen höchste Anerkennung.
So imposant die Erfolge auf der Schanze, so zurückhaltend bis bescheiden gibt sich Widhölzl, der mit seinem Team in aller Ruhe und ohne medialen Trommelwirbel drauf und dran scheint, an beste alte Schanzenzeiten anzuschließen. Als Leisetreter in der Öffentlichkeit, aber ganz sicher als Lautsprecher im Team, dessen Stimme gehört wird. Nicht er hebt wie zu viele seiner Branche ab, sondern begnügt sich damit, seinen Sportlern das beste aller Sprungbretter hinzustellen. Mein Respekt!