Ich bin enttäuscht, sehr enttäuscht, dass die Salzburger Bullen mit einem Fast-Last-Minute-Tor gegen Benfica Lissabon mit Ex-Trainer Roger Schmidt als Gruppenletzter us dem Europacupgeschäft ausgeschieden sind. Wenn ich mich daran erinnere, wie die Servus-TV-Experten Fjörtoft und Freund sich nach dem Auftakt-Sieg in Lissabon vor Begeisterung geradezu überschlagen hatten, und wenn ich das mit der Entgeisterung beim aus in Minute 92 vergleiche, dann ist das wie Tag und Nacht… Ja, und dann frage ich mich mehrere Dinge, die ganz sicher nicht nur mir im Laufe der vergangenen Monate aufgefallen sind.
Zum einen stellt sich die Frage, warum ein mehr oder weniger junger roter Bulle nach dem anderen verletzt ausfällt. Dann stellt sich die Frage, warum bei allem Verständnis für lukrative Spielerverkäufe ein so gut wie fertiger Spieler verscherbelt und durch einen noch unfertigen jungen Nachfolger ersetzt wird?
Und dann frage ich mich natürlich auch, warum sich dieses Spiel auch bei den immer schnelleren Trainerwechseln wiederholt, wobei die Glieder in der Kette immer schwächer geworden sind. Jetzt mag man über die einstig, vom Kaiser Franz (Beckenbauer) eingeleitete Wahl von Maestro „Flasche leer“ Trapattoni mit „Loddar“ als Assistenten denken wie man will, aber das war ein Duo, mit dem ganz Fußball-Europa auf einmal auf diese neue Bullen-Truppe geschaut hat, die da mit der Devise zu kommen schien: Hoppla, jetzt sind wir da!
Es hat trotzdem lange gedauert, bis der heimische Serienmeister sich auch in der Champions League etablieren konnte, aber kaum hatte wer Fuß gefasst, schon war er die besten Kicker und die Meistermacher los, mit denen man beste Erfahrungen gemacht hatte. Ob der vor allem heimischen Dominanz wegen der Bullen-Kamm geschwollen ist, kann ich nicht beweisen, glaube aber, dass sich in den Salzburg-Fußballköpfen die womöglich irreführende Theorie und These eingenistet hat, dass es so gut wie egal wäre, wer da käme, Hauptsache er würde das von einem zum anderen vererbte Bullen-Gen besitzen und mitbringen, was immer das bedeuten soll.
Was ist schlussendlich aus dem sympathischen US-Amerikaner Jesse Marsch geworden, dem nach Salzburg auch in Leipzig und in Leeds der ebensolche geblasen wurde? Eine ausgemusterte TV-Figur, um das Wort vom Analytiker zu vermeiden! Kein Mensch fragt, ob aus dem Salzburg-Verräter Jaissle ein schlauer Wüstenfuchs bei den Saudis geworden ist? Und wie man für eine durch alles andere denn Notverkäufe verjüngte Truppe nur deshalb den Trainer Struber holte, weil er ja einst durch die Rngnick-Schule in Salzburg gegangen war, das ist mir immer noch ein Rätsel.
Nichts gegen Gerhard Struber als Person, aber sehr wohl als umstrittenen Trainer, das zeigen ja die Stationen nach Salzburg-Ableger Liefering. Nach einer passablen Zeit bei, man verzeihe die harte Wortwahl, einem Dorfklub wie Wolfsberg, danach bei Barnsley in der englischen Unterliga, wo er scheiterte, und schließlich bei den Bullen in New York, die ihn vor die Türe bzw. in den Flieger zurück nach Europa setzten, was bitte schön ist das für ein Pedigree für einen Serienmeister und Champions-League-Klub?
Wenn mit Bullen-Gen nur das kaum mehr zu verdauende “Spiel gegen den Ball“ zu rstehen ist, dann ist das sein viel zu dünnes und schwaches Argument, um einen Mann dieser zweiten bis dritten Wahl zu holen. Für meine Begriffe muss dann, wenn eine Mannschaft mit relativ unerfahrenen Talenten verjüngt wurde, ein umso reifer, smarter, mit allen Wassern gewaschener Headcoach her, der weiß, wie man mit einer solchen Truppe umgeht.
Und das, bei allem Respekt vor einem Herrn Struber, war ganz sicher unter falschen Prämissen ein Sparen am falschen Platz. Das Resultat hat man ja schon vor dem Aus im Europa-Geschäft seit Wochen trotz mühsamer Siege oder glücklicher Pünktchen sehen können. Irgendwann kommt halt immer die Quittung für Fehlspekulationen und Fehlkalkulationen. Auch das ist so enttäuschend wie das bittere Aus im letzten Moment!