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Was kleines Schwimmgold wirklich wert ist, muss sich im Großen erst weisen

Ich fürchte, nein. ich finde, dass ich noch einmal auf die am Wochenende unsererseits mit Sensationsgold und erhofften Bronze fantastisch abgeschlossene Kurzbahn-Europameisterschaften im Schwimmen zurückkommen muss. Auch und schon deshalb, um nicht als Nestbeschmutzer hingestellt zu werden, der alles schlecht schreiben will. Nein, ich will weder dem Tiroler Reitshammer noch der Halbtirolerin Kreundl, die beide für den ASV Linz im Olympiazentrum auf der Gugl unterwegs sind, einen Zacken oder ein Perlein aus der Krone brechen. Es verdient alle Anerkennung, wenn man Chancen, die sich auch durch geschickte Auswahl an Starts bieten, sieg- und erfolgreich ausnützt, das sei gesagt. Mit Gold und Bronze, da gibt´s nicht zu deuteln, kann sich auch der Verband brüsten und versuchen, diese Schlagzeilen-Werbung mitten im Skiwinter auszunützen. 

Nein, ich bin kein Nestbeschmutzer und kein Negativist, sondern ein ganz ganz guter Kenner vieler heimischer (Sport)-Szenen, der sich nicht füt dumm verkaufen lassen will. Mich haben schon einige Freunde angerufen, um mit den Mickey-Mouse-Medaillen auch den Verband zu bejubeln. Und dazu hat mich ein an sich rundum erfahrener, aber im Schwimmsport doch nicht beheimateter Ex-ORF-Kollege gefragt, was denn diese Medaillen wert seien und im gleichen Atemzug, warum der Exweltmeister Auböck jetzt absauft.

Vorweg sei dazu gesagt, dass man Birnen nicht mit Äpfeln vergleichen darf zum einen, dass die medaillenlose Final-Enttäuschung Auböck allerdings schon jenes Olympialimit für Paris 2024 (wie Simon Bucher, Delfin) längst im Sack hat, dem der Kurzbahnkönig Reitshammer und KB-Prinzessin Kreundl noch nachjagen müssen, weil die Zeiten im 25m-Pool halt für das olympische wie WM-50m-Schwimmbecken trotz Gold und Bronze NICHT zählen. 

Und da bietet sich, soweit ich als Langzeitkenner das beurteilen kann, für das Erfolgsduo von Otopeni-Bukarest jeweils wohl nur eine Disziplin an – 100m Brust für Reitshammer, 200m Lagen für Kreundl. Beide müssen, um das für sie durchaus realistische Paris-Ziel zu erreichen, aber erst österreichische Rekorde (59,54, Valentin Bayer/ 2,12,09 Lisa Zaiser, 2014) brechen, um die geforderten Limits (59,49, WR Adam Peaty, GB, t57,10) und 2.11,47 (WR Katinka Hosszu, U, 2:06,12) zu erreichen. Und das gilt auch für den schon genannten Brustschwimmer Valentin Bayer (100m), Christopher Rothbauer (2:09,68, zwei Zehntel besser als sein Rekord aus 2020, Berlin), Juniorenweltmeister Luka Mladenovic und den Kraulsprinter Heiko Gigler. Alles andere ist Utopie.

Was die Kurzbahn-EM, der die heimische Kurzbahn-ÖM folgt, wirklich wert ist, das wird sich spätestens bei der Langbahn-WM im Februar in Doha zeigen, die einen ganz anderen internationalen Stellenwert hat. Dann und dort werden neben US-Amerikanern, Kanadiern, Südamerikanern, Süd-, aber auch Nordafrikanern, Australiern, Kiwis, Chinesen, Japanern und Koreanern auch wieder jene Europäer dabei sein, die aus Trainingsgründen einen Bogen um Rumänien gemacht haben.

Und wie die Dinge liegen und das IOC neuerdings beschlossen hat, auch wieder Russen und Weißrussen, die speziell im Brust-, aber auch Rücken- und Lagenschwimmen zur Extraklasse gehört haben. So schön die Medaillen von Otopeni auch glänzen, so weit sie Österreich in der Nationenwertung von ganz hinten weiter nach vorn befördern, die ersten Stunden der Wahrheit schlagen erst in gut zwei Monaten in der Hoffnung, dass weitere in Paris ins Haus stehen. Das soll die Freude über Erfolge nicht dämpfen, aber eine Warnung sein, Gold und Silber realistisch und nicht nur euphorisch zu bejubeln, obwohl man Fest feiern muss, wenn sie fallen. Wär´s anders, müssten ja nicht erst vor-olympische Hausaufgaben erledigt werden…

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