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Welche Sensationsgier soll neue Schumacher-Doku 10 Jahre danach befriedigen?

Man kann sich die Zeit, in der man lebt, nicht aussuchen. Das galt für all jene, die den Fluch der frühen Geburt hatten, ebenso wie für mich als Kriegskind und die jüngeren, jungen und jüngsten Generationen. Aber immer dann, wenn der Überfluss wächst und die Hemmschwellen sinken, dann beginnen auch viele Grenzen zu verschwimmen zwischen dem, was Anstand und Respekt gebieten und dem, wonach Sensationsgier und Schlagzeilensucht suchen und rufen.

Damit kommen wir zu einem Thema, das unsereins sowohl berührt als auch erschreckt, weil es zeigt, wie selbst jene ticken, die sich allzu gerne mit einem Heiligenschein schmücken. Dazu gehört auch das Fernsehen des Bayrischen Rundfunks, das zum zehnten Jahrestag des fatalen Skiunfalls von Michael Schumacher eine neue (Enthüllungs-) Dokumentation zur Tragödie um den siebenfachen Formel-Weltmeister angekündigt hat. Wir alle wissen nur, dass er noch lebt, aber wir wissen nicht, unter welchen Umständen und in welchem Zustand er lebt, das alles wurde zehn Jahre lag von der Familie voll Respekt so gut unter Verschluss gehalten, dass nur die engsten Verwandten und ältesten Vertrauenspersonen wissen, wie es ihm wirklich geht.

Das war und ist aller Ehren wert, das hat sich eine vom brutalen Schicksal nach seiner Karriere schwer getroffene Ikone auch mehr als verdient. Wer oder was aber hat entweder die TV-Anstalt bewogen oder die Schumachers geritten, dass die Skiunfall-Tragödie wieder aufgerollt und vielleicht etwaige schlimme Folgen enthüllt und ans Tageslicht gezerrt werden. Womöglich gar, man mag´s kaum denken, um gegen (vielleicht doch der auch nicht) inzwischen nötiges Entgelt eine sensationslüsterne Öffentlichkeit durchs Schlüsselloch auf einen Langzeitpatienten schauen zu lassen, der offenbar selbst nicht mehr Stellung dazu nehmen kann?  

Ob und wenn dem so ist, warum die Familie mit ihrer vordem so standhaften Frau an der Spitze mitspielt oder gar dazu gezwungen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich halte jedenfalls anders als beim permanenten Aufrollen des Lauda-Nürburgring-Infernos, das der gebrandmarkte Niki überlebt hat, um noch zweimal Weltmeister zu werden, diese Schumacher-Dokumentation für pietät-, geschmack- bis ruchlos, um unter Vorspiegelung falscher Herz-Schmerz-Tatsachen mit einem vormals in jeder Hinsicht, sportlich wie finanziell, höchst Erfolg-reichen armen Kerl ein gutes Geschäft zu machen statt ihn in Ruhe zu lassen.

Ehrlich gesagt graut mir vor dieser Entwicklung, die aus vielerlei Gründen und längst gefallenen Gesellschaftsschranken keine Hemmschwellen mehr zu kennen scheint. Pfui Teufel, degoutant. Mehr will und kann ich als Ewiggestriger, der anders erzogen wurde, dazu nicht sagen.

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