Tennisvolk, darfst aufatmen! Schon frühmorgens hat der Schreck nachgelassen, das Sportler- oder besser: Fan-Herz vor Freude geschlagen, als ich beim TV-Surfen auf den/meinen richtigen Kanal stieß: Guten Abend Australien, Servus Thiem, Sorry Novak und Co. Wir haben zwar, davor schon ausgeschieden, gegen alte oder angeschlagene Franzosen mit 1:2 verloren, aber gottlob war´s kein Fanal, das Schlimmes ankündigte, sondern samt erfolgter Auslosung ein Signal, dass – wie die Dinge aktuell liegen – ab Montag, 1 Uhr nachts unserer Zeit, zu den um drei Wochen nach hinten verlegten Australien Open in Melbourne aufgeschlagen werden kann/darf. Geschätzte Blog-Freunde, das ist mehr als nur einen Stoßseufzer wert!
Auf- und durchatmen aber ist auch angesagt, was Dominic Thiem betrifft, der gottlob doch nicht so schlecht drauf ist, wie man nach dem glatten 2;6, 4:6 gegen den Römer Berrettini beim 1:2 gegen Italien womöglich schon befürchtet hatte. Gut und schön, aus einem vorweg schon hochgeschaukelten Emotions-Duell des alten Bresnik-Schülers (und Klägers) gegen den neuen Schützling des abwesenden Trainer-Gurus, den Frannzosen Monfils, war nichts geworden, weil dieser Kopfschmerzen gehabt haben soll – und statt ihm der am Schlagarm verletzte Benoit Paire hatte einspringen müssen. Und diesen Riesen mit Riesenschwankungen zwischen Genie und Wahnsinn machte der „Dominator“ in nur einem Satz sportlich um einen Kopf so schnell kürzer, dass der genug hatte und aufgab. Jetzt steht ein 6:1 zu Buche, von dem so genau niemand weiß oder sagen kann, welch Aussagekraft so ein Resultat hat, was ein Grand-Slam-Turnier mit Best-of-Five-Sets betrifft, was immer noch das wahre Salz in der Major-Suppe ist.
Ich finde, man sollte sich am besten daran orientieren, was sich im Herbst in New-York abspielte, wo Thiem – Corona hin, Bubble her – bei der Generalprobe für die US-Open vom Serben Krajinovic eine fürchterliche auf den Deckel bekam, nur drei Games gewann, aber drei Wochen später dann in einem atemberaubenden Finalkrimi gegen Sascha Zverev seinen historisch ersten und für die Heimat Österreich erst den zweiten Grand-Slam-Triumphfeiern konnte. Na, wenn das keine guten Vorzeichen sind, was dann eigentlich in Zeiten wie diesen, in denen die geeichten Sport-Statistiker die größte Hochkonjunktur ihrer Berufsgruppe verzeichnen, Vergleiche an- und herstellen, bei denen mitunter sogar Jahrzehnte und total andere Voraussetzungen die Bilanzen verzerren. Hauptsache, es hört oder liest sich griffig.
Trotzdem: Um einen Thiem, der von seinem Talent und seinem universellen Können womöglich sogar der aktuell kompletteste Spieler ist, muss man sich keine Sorgen machen, das hat er von Melbourne über Paris bis Flushing Meadow bei Grand Slams bewiesen, aber auch bei 15 oder mehr anderen Turniersiegen in aller Welt. Ob hingegen aus dem älteren Dennis Novak noch einmal wird, was man seinem Talent und Potenzial schon seit Jahren nachsagt, das weckt trotz Sieg über das launenhafte Halbgenie Fognini nach dem Debakel gegen den 39-jährigen Mahut, an sich nur noch Doppel-Weltklasse, mehr als nur leise Zweifel. Und wer gedacht hatte, dass Freund Jurij Rodionow nach seinem ersten Sieg bei einem Grand Slam in Paris endlich so durchstarten, wie es alle Tennis-Fans erhofft hatten, der wurde ebenso enttäuscht wie das bei den Damen mit der mittlerweile auch schon Mittzwanzigerin Barbara Haas oder der Antonitsch-Tochter Mira der Fall war. Aber wer weiß, vielleicht schafft ja Jürgen Melzer, der sich schon immer bei jungen Tennis-Damen bestens ausgekannt hat, als neuer Sportdirektor den Turnaround. An Erfahrung soll´s nicht mangeln, geschweige denn scheitern.