Früher einmal hatten wir österreichische Olympiasieger: Innen, WeltmeisterInnen und Europameister: Innen im Kunstlaufen – sozusagen Eisblumen, die allerorten blühten, wo damals Pflicht vor Kür gelaufen wurde. Aus dem aktuellen Anlass von Emmi Danzers 80er hab´ ich mich schon mit diesem Thema und den großen Namen beschäftigt, die in der Nachkriegszeit eine Vielzahl an Medaillen gewonnen haben, viele davon in Gold, alle davon aber auch dank des sportpolitischen Einflusses und der finanziellen Zuschüsse der Wiener Eisrevue, die es längst nicht mehr gibt. Seit dem letzten EM-Titel, den Claudia Kristofics-Binder vor 42 Jahren eroberte, ist mit wenigen Ausnahmen a la Beck-Geschwister die Eiszeit ausgebrochen, was sportliche Erfolge betrifft.
Ja, die einstige Großmacht, die Eis-Prinzen und Eis-Prinzessinnen wie am Laufband produzierte, macht mit den erhöhten Anforderungen keine großen Sprünge mehr, sondern hat mittlerweile derart abgewirtschaftet, dass sie sportlich quasi Konkurs anmelden musste. Wäre es anders, müsste sich der heimische Kunstlaufsport, der Jahrzehnte für Revue-Export gesorgt hatte, sich nicht mit fremden Import-Federn schmücken – und zudem solchen, die eben diese nach anfänglichen Achtungserfolgen schon wieder lassen müssen. Schau nach bei Olga Mikutina, der Neo-Vorarlbergerin, aber auch Maurizio Zandron, Wahltiroler aus Italien, ebendort von anderen ins Exil gedrängt.
Womit wir schon mittendrin sind in einer Thematik, die in Zeiten von, aber nicht nur kriegsbedingter Migration auch eine heikle ist. Was vor fast 30 Jahren mit der eingebürgerten, anfänglich hochgelobten bis hochgejubelten Russin Julia Lautowa begonnen hatte, erst erfolgversprechend als WM-Achte, ehe sie eine Pirouette nach der anderen in der Abwärtsspirale drehte, das scheint sich jetzt mit Olga Mikutina zu wiederholen. Hatte man der Ukrainerin aus Charkiv, betreut von der Russin Romanova, mittlerweile aber mehrheitlich in den USA, als sensationelle WM-Achte 2021 sogar Podest-Potenzial zugetraut, so beherrscht sie inzwischen die deutsche (wie englische) Sprache besser als die schwierigen Sprünge oder Kombinationen, über die sie immer öfter stolpert.
Auch wenn sie sich bei der aktuellen Montreal-WM als Sechzehnte des Kurzprogramms für das 24er-Kürfinale qualifizierte, so ist das beileibe kein Resultat, mit dem der seit Jahren so gut wie unbeachtete, medial nur peripher auftauchende, aber nicht taufgetaute Eiskunstkaufsport ins Rampenlicht treten könnte. Geschweige denn, dass sich damit eine Vorbildwirkung erzeugen ließe, die (kleine) Kinder dazu animieren könnte, sich für Eissport und entbehrungsreiches Kunstlaufen zu erwärmen.
Und wenn sich daran (auch bei Mikutina) nichts ändert, dann steht zu befürchten, dass es bei verlorener Liebesmüh und außer Spesen nichts gewesen bleibt. Dazu auch noch der schwindenden Erinnerung an goldene Generationen mit goldigen Galionsfiguren. Ein weiteres trauriges Kapitel der österreichischen Sportgeschichte, in der mehrheitlich Husch-Pfusch-Nichtsport-Politik(er) am Werk sind, die es in Verfolgung eigener, anderer Interessen schaffen, schöne Werke und Werte zu zerstören. Oh du mein Österreich!