Mit den ladinischen und Pustertaler Südtirolern jubelt Italien über einen sportlichen, sportdiplomatischen und bürokratisch-mathematischen Doppelpack, den sie gestern binnen weniger Stunden im Herzen Europas in Paris und im fernen Reykjavik auf der Vulkaninsel Island im hohen Norden des Atlantiks feiern konnten. Weil Marathonmann Djokovic, die längst dienende Nummer 1 der Tenniswelt, einer Verletzung wegen die French Open vorzeitig verlassen musste, wurde der 22jährige, immer noch bubenhafte Sextener Jannik Sinner mit dem Einzug ins Halbfinale von Roland Garros der erste Weltranglistenerste Italiens. Die nächste historische Tat des sympathischen Wien-Siegers 2023 nach dem Triumph bei den Australian Open in Melbourne.
Und kaum war Sinner bejubelt worden, der nun den anderen sentimentalen Publikumsliebling, Nadal-Nachfolger Alcaraz, zum Duell ums Endspiel fordert, gab´s in Reykjavik eine Freuden-Eruption der Grödener, die zwar vom OK nicht wie erhofft den Zuschlag für die Alpine Ski-WM 2029 erhielten, dafür aber für das Jahr 2031, wenn die erste WM in Val Gardena schon mehr als sechs Jahrzehnte auf dem Buckel hat – jene WM, in der Karl der Große, sprich Schranz, seinen letzten WM-Titel im Riesenslalom gewann. Und wo heuer die ÖSV-Pistenartisten zwischen Frust und Freude schwankten…
Gegen wen hat Gröden aber in einem quasi über Nacht veränderten Wahlmodus im ersten Anlauf verloren? Gegen den WM-Neuling Narvik aus Norwegen, einer Stadt nördlich des nördlichen Polarkreises fast am Ende der zivilisierten Welt, in der zwar vor einiger Zeit alpine Junioren-Weltmeisterschaften ausgetragen worden waren, die aber noch nie ein Weltcuprennen organisiert hat, dafür umso berühmter und berüchtigter war für eine Schlacht im Zweiten Weltkrieg und für militärische Übungen, die die NATO schon vor dem Beitritt Schwedens und Finnlands in einem Zweijahrestakt abgehalten hat.
Und nur Schwurblern oder Verschwörungstheoretikern und Ewiggestrigen wie mir kann da in den Sinn kommen, dass es womöglich auch eine – selbstredend für eine Schnapsidee gehaltene – politisch determinierte Achse zwischen dem FIS-Präsidenten aus Schweden mit Wohnsitz London, dem doch eher militanten denn konzilianten NATO-Boss Stoltenberg aus Norwegen und dem wichtigsten Sponsor des norwegischen Skiverbandes gibt, der Nammo heißt und der rein zufällig einer der größten Rüstungskonzerne ist, dessen Waffen- und Munitions-Exerzierplatz für NATO-Manöver rein zufällig immer wieder auch der Militärflughafen von Narvik ist, von wo aus es nimmer so weit ist bis Hammerfest, der nördlichen Stadt-Feste Europas …
Ja, die (w)irre Welt von heute ist eben voll von Zufällen, die nicht nur, aber auch durch spontane Änderungen von Wahlvorgängen möglich werden. Ist ja auch wirklich fast zu schön, um wahr zu sein, dass es so unerwartet dramatische Wenden nicht nur auf dem sportlichen Feld, sondern neuerdings auch auf dem sportpolitischen, auch nicht rutschfesten Parkett gibt, wo der vermeintlich Chancenlose wie eben das vermeintlich so gut wie skisportlich ziemlich blanke, unerfahrene Narvik im Handumdrehen (wörtlich gemeint) zur Nummer 1 als WM-Veranstalter wird, die nur auf den ersten Blick weit vom Schuss liegt. Wär´s kein strategischer Punkt, hätt´s ja auch nie eine Schlacht um Narvik gegeben. Sorry, dass ich dabei daran denke, dass dieses historische Ereignis bei der WM exakt 88 Jahre her ist, eine Schnapszahl…
PS: Auch der ÖSV konnte einen „Sieg“ vermelden, weil Dr. Michael Huber, Präsident des Kitzbüheler Ski-Clubs und Mastermind des Hahnenkammrennens, als Nachfolger des in Funktionärsrollen leider ineffizienten Olympiasiegers Patrick Ortlieb ins FIS-Council gewählt wurde.