Auch wenn nichts wurde aus einem Doppelpack für Blacky, der letztlich einen schwarzen Tag hatte, so gab´s für den früheren Junioren-Weltmeister Adrian Pertl von der Turracher Höhe noch eine Silberne als Draufgabe zu den fünf WM-Titeln in Cortina d´Ampezzo, das schon immer ein goldener oder zumindest veredelter Boden für Rotweißrot war. Von Guzzi aus der legendären Lantschner-Familie (1931) über Doktor Anneliese Schuh-Proxauf (3x Bronze, dreimal 1946 samt WM 1941 annulliert, +2020 mit 98) bis zum historischen Himmelsturm des unvergesslichen Toni Sailer bei den Winterspielen 1956, des ersten Triple-Olympiasiegers der Skigeschichte, der auch die Kombi gewonnen hätte, wäre sie damals schon olympische Disziplin gewesen und hätte nicht nur als viertes Gold und somit deren sieben auf einen (oder eigentlich zwei) Streich (n) für die gleichzeitig gewertete WM gezählt.
Tu felix Austria, so könnte man sagen, war bei diesen „coronasierten“ Alpin-Weltmeisterschaften mit Gold verheiratet wie schon lange nicht mehr. Aber bei allem Respekt vor unserer „Liensi“, der Queen of Cortina, bei aller Hochachtung vor unserem Speed-King, den sein Name Kriechmayr verspottet – ein paar Eckhäuser östlich vom Dolomiten-Hotspot wurde, wieder so eine Ironie am Rande, den Alpinen just von einer Loipenjägerin aus der Sailer- und Ex-Wunderteam-Heimat Kitzbühel die Show gestohlen. Ja, wer hätte noch vor einem halben Jahrzehnt für möglich gehalten oder gar geträumt, dass aus der verhinderten Alpinen und verpatzten Langläuferin namens Lisa Theresa Hauser aus dem Kitz-Vorort Reith nicht nur eine Weltcup-Siegerin, sondern zum Finale furioso in Pokljuka (Slowenien) die erste, historische österreichische Biathlon-Weltmeisterin schlüpfen würde. Wohl niemand. Und das ausgerechnet im skandinavisch-deutsch-französisch-osteuropäisch dominierten Biathlon-Sport, dieser ganz anderen nordischen Kombination aus heißem Herz in der Loipe und kaltem Blut am Schießstand, in der es bis vor zehn Jahren keine ernstzunehmende heimische Loipenjägerin gegeben hatte, ehe man behutsam-sachte ein junges Team aufbaute.
Mit und um Dich, bewundernswerte Lisa Theresa, die Du jetzt Meilenstein für Meilenstein in die heimischen wie die weltweiten Annalen des Skisports eingegangen bist. Ein Husarenstreich, gesetzt von einer 27-jährigen, die schon immer wusste, was sie wollte. Und die jetzt zwar Sterne vom Himmel holte, aber trotzdem mit beiden Tiroler Beinen auf dem Boden der Realität blieb. Und das Herz am rechten Fleck hat. Ich erinnere mich da nur an die Fotos im Charity-Kalender für die beiden querschnittgelähmten Sportlerinnen im Rollstuhl, für den Frl. Lisa als Model sofort (schuss-)bereit im ungewöhnlichen Outfit bereit war – als Amazone mit Armbrust im Wald oberhalb von Innsbruck. In Abwandlung eines Bud-Spencer-Hits sei jetzt gejubelt: Ein Halleluja auf zwei Hauser, die Super-Sportlerin da, den Top-Menschen dort.
Hut ab Gold-Lisa, kann man da nur sagen. Hut ab auch, dass Du immer deiner eigenen (Trainings) Wege gegangen bist, die nicht immer vom Verband goutiert, aber angesichts deiner immer besseren Resultate geduldet wurden. Du hast nicht nur mit Loipen-Amazonen trainiert, sondern auch immer wieder Männern wie Simon Eder, die quasi deine Spur zur Spitze und zu Erfolgen zogen nach dem geflügelten Wort, dass immer zwei Wege nach Rom und ans Ziel führen. Von Jahr zu Jahr trotz Höhen und Tiefen immer besser in Fahrt und Schuss, immer konstanter, immer öfter, immer sensationeller, immer spektakulärer inmitten der Weltspitze, ehe Du dir jetzt – Corona-Panik zum Trotz – die WM-Krone im Massenstart aufgesetzt hast, so etwas wie der Königsdisziplin im Biathlon unter den allerbesten, sozusagen Kopf an Kopf und Frau gegen Frau im direkten Kampf. Unglaublich dieser Himmelsturm, bedenkt man, dass du vor wenigen Jahren fast noch als exotische Elevin der Branche angesehen worden warst..
Natürlich ist´s kein eins-zu-eins-Vergleich, aber wenn man die Vorgeschichte(n) kennt, dann ist dein historischer Biathlon-Triumph fast so, als hätte einer aus der belgischen Alpinriege (Marchant, Verbecke, der „Salzburger“ Maes mit Kreuzbandriss seit Wochen out) eine Goldene auf einer WM-Piste gewonnen. Immerhin landete Armand Marchant, einst schon in einem Weltcup-Slalom-Finale in Val d´Isere, nach langjähriger Zwangspause und zahlreichen Knie-Operationen unmittelbar hinter dem Ex-Vizeweltmeister und Olympiadritten Michael Matt auf Platz 10. Zu einer Hauser haben´s die sogenannten Alpin-Exoten aber doch noch ein ganz schönes Stück, obwohl die Kroaten in der Post-Kostelic-Ära mit Ex-Juniorenweltmeister Istok Rodes (6. Cortina) und auch die Russen mit Simon Efimow (16. Cortina mit hoher Nummer, Dritter der Junioren-WM, bei der Adrian Pertl die Goldene gewann) einige Eisen im Feuer haben. Der jüngste Juniorenweltmeister, Alex Vinatzer aus Wolkenstein, der als Vierter nur knapp eine Medaille verpasste, gehört ja als wachechter Südtiroler ajus dem Grödental zum Alpin-Establishment. ..
Bildnachweis: Karin Cech-Proksch.