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Ohne Puck und Schläger – Slapstick statt Fire on Ice

Giuseppe Verdi hätte gejubelt ob des Maskenballs, der die Welt erobert hat. Und auch den Wiener Eislaufverein zwischen Intercontinental-Hotel und Konzerthaus. Kaum haben Normalverbraucher mehr oder weniger gemächlich ihre Runden gedreht, nicht nebeneinander oder eingehakt, sondern mit gebührendem Abstand von früher einem, mittlerweile zwei Meter, kaum sind sie vom Eis auf Holz gestiegen, schon ruft die neue Normalitätspflicht: Maske rauf!  Und das gilt auch für die Kleinen und Kleinsten, die Eissport in  besonderer Abart oder Unform nebenan betreiben (müssen). Maske runter, Maske rauf. Enthüllen, verhüllen. FFP2-Pflicht. Oder sarkastisch: (Mode-)Stil am Eis!

Cheftrainer Herbert Haiszan als Hütchenbetreuer

Sei´s drum. Auf der abgesperrten Fläche, die ans Konzerthaus grenzt, auf der vor mehr als einem halben Jahrhundert sogar eine Kunstlauf-WM mit Gold (Danzer) und Silber (Schwarz) vor einigen Tausend an Fans ausgetragen worden war, auf dieser Fläche also ist Eishockey angesagt. Eishockey-Training für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 16 Jahren. Als Cheftrainer fungiert die Eishockey-Legende Herbert Haiszan, die einst vom WEV ausgezogen war, um Meister mit dem KAC in Klagenfurt zu werden – und bei fast jedem Klub in Österreich zu spielen. Eine alte, jung und fit gebliebene Größe, die um die 100mal ins Nationalteam berufen wurde. Ohne zweijähriger Sperre wär´s mehr geworden, hätte er sich nicht als Michael Kohlhaas des Eissports mit der Obrigkeit angelegt.

In Pandemie-Zeiten wie diesen allerdings musste der sonst so streitbare Haiszan gleichsam die Waffen strecken und klein beigeben, um mit den mehr oder weniger kleinen Buben und auch Mädchen weiter dreimal die Woche die frische Eishockey-Luft schnuppern zu können. Allerdings nicht so, wie er es sich wünschte. Im Gegenteil, da sich Neidgenossen im zuständigen Ministerium beschwerten, dass trotz allerlei anderer Verbote frisch und fröhlich dem Puck nachgejagt werde, musste vorsichtshalber die Reißleine gezogen werden. Nein, das Training wurde zwar nicht verboten, aber – damit das Kind auch einen Namen hat – nur in Form einer Eishockey-Karikatur erlaubt.

Und wie, werte Blog-Leser, hört sich die an? Lassen sie es sich auf der Zunge zergehen: Jawohl, die Kinder dürfen natürlich aufs Eis, sie dürfen natürlich trainieren, aber… Was aber? Sie dürfen mit gebührendem Abstand alles, nur eines nicht – sie dürfen weder einen Schläger benützen noch den Puck! Nein, kein Schmäh, keine Dolchstoßlegende, sondern ein echter, richtiger Dolchstoß ins Herz blutjunger Eishockey-Freaks. Die Pandemie-Hysterie macht´s möglich, dass aus surrealem Treppenwitz absurde Realität wird. Slapstick. Commedia del arte. Wie immer man dazu sagen will.

Über eben diese hat sich meine Wenigkeit von Augenzeugen des bürokratischen Wahnsinns mit Methode berichten lassen. Und dessen Worten nach sind wir sowohl (a)dabei als auch mittendrin in einer Szenerie, die voll von schwarzem Humor ist. Da kommen sie also, die ganz Kleinen, begleitet von Müttern und/oder Vätern, und die Größeren. Allesamt mit (Eis)Hockeytaschen, gefüllt mit einschlägigen Utensilien. Auch mit Schlägern, die aber entweder gar nicht ausgepackt, und wenn, dann höchstens als „Absperrung“ wie die rotweißen Hütchen verwendet werden. Immerhin – Eisschuhe, richtige Hockeyschuhe, dürfen die meisten tragen.

Und einstimmen auf virtuelles Hockey dürfen sie sich auch. Anlauf, abbremsen. Power Stroking im anglizierten Hockey-Deutsch.  Da dürfen sie sich austoben, die Kinder, die in drei bis vier Gruppen aufgeteilt sind – alle betreut von Assistenz-Trainern des Cheftrainers. Eltern bilden quasi die Ersatzbank außerhalb des abgegrenzten Feldes als Beobachter, wie ihre Kindlein so tun, als ob. Slalom zwischen Hütchen. Bremsen vor Schlägern. Früher waren es mehr als 200, fast 300 Eishockey-Begeisterte. Mittlerweile bleiben immer mehr aus. Pro (Stunden-) Einheit sind etwa 30 Buben und Mädels auf dem Eis. Ja, so kommt es, wenn statt Puck und Schläger die Maskenpflicht regiert. Quintessenz: Jedes Land hat den Sportminister, den es verdient. Der Sport sogar einen, der dem Sport als Grüner nicht grün ist.

Abstand halten

Als älteres Semester erinnere mich da eines Liedes, das einst der junge Johann K., also der Goleador Hans Krankl, gesungen hat: Ohne Ball und ohne Netz, da gibt´s am Sonntag für mi ka Hetz. Abgeleitet auf die Hockeykinder sollt´ die Eishockeylegende Haiszan trällern: Ohne Puck und ohne Schläger, des is so schräg, das geht net bläder…

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