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Nach 0:4 gegen Dänen – zurück zur Realität, meine Herren

Patriotismus in allen Ehren, wenn´s um Sport im Allgemeinen als schönste Nebensache der Welt geht. Und erst recht um Fußball und eine WM-Qualifikation. Das ist alles legitim, gar keine Frage. Aber Hurrapatriotismus durch die rotweißrote Brille wie im ORF nach dem Motto: Wes Brot ich ess´, des Lied ich sing, das war fehl am Platz und nicht erst nach dem 0:4-Heimdebakel eines vorerst kompakten, aber ineffizienten, danach völlig auseinanderfallenden ÖFB-Teams gegen Dänemark richtiggehend peinlich. Man traute seinen Ohren nicht, als man vor der Pause solch Kommentare hörte wie „Ansätze von Tiki-Taka“ bei Ballgeschiebe im Mittelfeld. Und nach dem dänischen Triplepack binnen weniger Minuten nichtsdestotrotz zum Drüberstreuen noch das lächerliche Gefasel, ob der ansonsten eher zaudernde Teamchef Franco Foda den Mut zum Risiko haben würde, in der Hoffnung auf den Ausgleich und einen Punkt ohne Rücksicht auf Verluste – die dann postwendend, aber zum Glück nur einmal eintraten – auf totale Offensive zu setzen.

All das war und ist reiner Humbug und höchste Zeit auch für alle Verantwortlichen ebenso wie für die heimischen Medien, der Realität ins Aug´ zu schauen statt über nicht abgeschlossene Millionen-Deals zu spekulieren und ehrliche Kritiker als Querulanten, Nörgler und Nestbeschmutzer abzukanzeln. Auch ein Fachmann wie Franco Foda sollte einsehen, dass David Alaba – begehrtes Objekt am Transfermarkt hin, Mittelfeld(über-)forderungen her – ein erstklassiger Abwehrspieler, aber alles, nur kein Regisseur mit Spielwitz und strategischen Qualitäten ist. Je stärker ein Gegner, umso mehr werden Alabas Defizite in diesem Bereich offenbar. Und je mehr Freiheiten der zwar teuerste, aber trotzdem wirkungsloseste unserer Legionäre bekommt, desto mehr engt er auch den Spielraum des Leipzig-Schlüsselspielers Sabitzer ein.

Ja, die beiden Doch-nicht-Mittelfeldstars neutralisieren sich eher gegenseitig statt der heimischen Offensive auch mit Tempowechsel jene Impulse zu geben, die gegen Gegner vom Kaliber Dänemarks nötig gewesen wären, um die dichte Abwehr der Skandinavier mit zumindest so guten, wenn nicht qualitativ noch besseren Legionären bei europäischen Spitzenklubs (Inter, Milan, Bologna, Sampdoria, Chelsea, Tottenham, Leicester, Dortmund, Leipzig etc.) zu knacken. Ja, es ist höchste Zeit, dass diese Selbstdemontage dazu beiträgt, sich von Selbstüberschätzung bis Selbstverliebtheit zu verabschieden, nicht mit Fingern auf andere zu zeigen, sondern vor der eigenen Tür zu kehren.

Was sich schon gegen die Schotten in Glasgow und erst recht gegen Färöer in Wien abgezeichnet hatte, aber („Österreich hat Spiel gedreht!“) schöngefärbt worden war, hat jetzt wohl den größten Hurrapatrioten die Augen geöffnet. Am Ende des Tages, um ein neues geflügeltes Wort zu gebrauchen, bist du immer nur so stark, wie es der Gegner zulässt. Und dass sich auch die seit mehr als einem Jahr unter dem Stehaufmännchen Löw schwächelnden Deutschen gegen unseren Euro-Gegner Nordmazedonien daheim blamiert haben, ist alles, nur kein schwacher Trost. Vielmehr ein Warnschuss zur rechten Zeit, dass wir gegen die Balkan-Kicker im Euro-Ernstfall ganz anders auftreten müssen als beim desillusionierenden 0:4 gegen die Dänen. Sonst sind wir wieder beim Schneckerl und seinem „Gute Nacht“…

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