Wintersport

Dopingjagd bis zum Wurmfortsatz

Aktion Aderlass, Seefeld-WM 2019 und die Folgen eines Dopingskandals, der – nein: alles, nur nicht, wie vorgegaukelt, die halbe oder gar ganze Sportwelt erschütterte. Nein, sie bebte nicht, die Sportwelt, weil der Berg bis zur aktuellen Gerichtsverhandlung in Innsbruck ein ums andere Mal nur kreißte, heraus aber immer nur Mäuslein kamen. Oder, um den am 14. August 2020 angeklagten Langläufer beim Namen zu nennen, ein kleiner Wurm. Nein, eigentlich ein Würmchen, das mit großem Aufwand und mit unerlaubter Nachhilfe des Erfurter Gottseibeiuns-Mediziners Mark S. mit Blut- oder anderem Doping vielleicht ein paar Pünktchen im Weltcup ergattert hatte, wenn überhaupt. Kurzum, kaum der Rede wert.

Anders als bei seinem Loipenkollegen, nicht Wurm genannt, aber Dürr, als wär´s ein Nestroy-Stück, jener Dürr also, der einst deshalb in die Dopingjäger-Falle gestolpert war, weil er in der Tour de Ski bergauf so unwiderstehlich gestürmt war wie manch andere bergab fahren. Von Dürr angefangen, der Nobodys a la Hauke, Baldauf und Co medienwirksam „aufgeblattelt“ hatte, über weitgehend unbedeutende Mitläufer der Langlauf- und Rad-Szene, packte sich nicht nur die Sportjustiz einen nach dem anderen, auch ordentliche Gerichte machten ihnen den Prozess – den unvermeidlichen, letztlich nur bedingt verurteilten Walter Mayer, Ober-Guru aller Dopingsünden, inklusive. Viel Lärm um wenig bis nichts also. Wie gehabt, so könnte man sagen…

Bei Durchsicht aller Akten, Fakten, Daten und Namen, die da medial heuchlerisch und Finger zeigend an die Wand gestellt wurden und werden, finden sich nur zwei, drei Größen, die aber wie der italienische Sprintkaiser Petacchi ihre Räder längst ins Eck gestellt hatten! Jetzt hat man sie im Nachhinein, was sie furchtbar schmerzen dürfte, zwei oder gar vier Jahre gesperrt. Hurra, welch Sieg der Gerechtigkeits-Heuchelei! Wenn in Erfurt bei Mark S. die Fäden des engmaschigen Dopingnetzwerks zusammengelaufen sind, wo bitte vielmals bleibt der Aderlass an echten Granden, die Gold, Titel, Siege betrügerisch in Unsummen an Geld verwandelt haben wie etwa bei Lance Armstrong mit Konsorten? Fehlanzeige! Mehr als kurios, dass sich einer wie Mark S. an solch „Glühwürmchen“ aus Österreich oder dem Baltikum krumm und dämlich verdient haben soll? Da, so fürchte ich, hat der sonst so tolle Dopingjäger Hajo Seppelt seine Nase offenbar noch nicht wirklich hineingesteckt, ganz abgesehen davon, dass man sich ja vielleicht auch die Zunge verbrennen kann, wenn… Lassen wir das.

Jedenfalls muss ich gestehen, dass ich unter den „Tätern“ – oder eigentlich „Opfern“ des Mark S. – keinen einzigen deutschen Sporthelden von Format und Ruf gefunden habe, keinen einzigen Westeuropäer von Weltklasse, eine fürwahr „dürre“ Ausbeute einer großangelegten, medial hochgeschaukelten Aktion, die unter Vorspiegelung falscher Tatsachen enormen  Aderlass versprochen hat. Wie erwähnt, der Berg kreißt und kreißt und kreißt – und mit Mäuslein über Mäuslein kommen auch Würmchen zutage. Ja, hätte uns der damalige Minister Darabos nicht als erstes Land Europas oder gar der Welt dieses Anti-Doping-Gesetz beschert, wir hätten uns doch glatt diesen possenhaften Wurmfortsatz einer lächerlichen Sportgerichtsbarkeit erspart. In der Medizin würde man solch einen Blinddarm entfernen…

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