Zum Golf gehört der Gruß: Schönes Spiel. Mag in der Praxis manchmal wie ein schlechter Scherz klingen, der die Wirklichkeit verhöhnt. Natürlich kann´s schön sein an Tagen, an denen fast alles gelingt, was man sich je nach Alter, Klasse und Kategorie wünscht. Aber Golf kann auch ein verdammt seltsames bis grausames Spiel sein, das da mit Spieler(inne)n getrieben wird. Mit einem Schlag kannst du dich von einem guten Score vertschüssen, aber mit ein, zwei tollen Drives oder Putts wieder um einen guten Score und ganz vorn mitmischen. Ob so oder so, mit Gewalt geht nichts, ganz im Gegenteil. Willst du zu sehr oder zu schnell eins draufsetzen, weilst es kaum erwarten kannst, dann kannst auch ebenso schnell untendurch sein.
Golf ist, ob´s so oder so läuft, ein Präzisions-, aber auch Geduldspiel. Weil sich nichts erzwingen lässt, spielt das Mentalkostüm eine wichtige Rolle, wie man was aus sich, Balllagen, Schlag- und Resultat-Positionen macht. Im Golf ist´s im Grunde nicht anders als in anderen Individualsportarten. Und mögen anglizistisch angehauchte Fachjargons zum mehr oder weniger schönen Spiel gehören, so gilt auch beim Golf, was unter anderen nicht nur, aber auch im Skirennsport zum älplerisch-rustikalen Sprachgebrauch gehört: Wenn´s laft, dann laft´s. Detto vice versa.
Die Probe auf dieses Exempel liefert derzeit mit dem Deutschen Max Kieffer, erst im Stechen verhinderten Sieger der Austrian Open, auch der 27-jährige Ramsauer Matthias Schwab. Wochenlang hatte er mit sich und verpatzten Runden gehadert, ehe ihm zuerst in Kenia, dann in Atzenbrugg mit zwei Top-10-Plätzen (jeweils 7.) der ersehnte Befreiungsschlag gelang. Alles, was er in die Saisonvorbereitung investiert hatte, kam auf einmal an den Tag. Quasi über Nacht passten bis auf wenige Ausreißer die Abschläge, gelang die Annäherung, fielen auch die Putts wieder, die zuvor zum Ausflippen ausgelippt waren. Und je besser der Schwung, je lockerer das Spiel, umso mehr schob sich das sportliche Multitalent auf der European Tour wieder ins Rampenlicht.
Noch ist erst Halbzeit bei den Canary Open im Atlantik, aber mit zwei Top-Runden (-5 und -7) und einem Score von 12 unter Par darf der Steirer auch wieder von einem Premieren-Sieg auf der European Tour träumen – dem ersten seit den Erfolgen von Bernd Wiesberger, der seinerseits gegen den Fluch ankämpft, nach guten Runden und angesichts großer, mitunter übertriebener Erwartungen wieder einen verdammt schlechten Tag einzustreuen. Und dann heißt´s im Golf noch schneller als anderswo: Wie gewonnen, so zerronnen. Je schneller man aus dieser Lektion lernt, umso eher werden am Ende auch wieder die erhofften Scores, die gewünschten Resultate und die erträumten Siege stehen. Vom schönen Spiel zum großen Triumph kann sich der Weg lange ziehen. Wichtig ist, dass Schwab wie der Austro-Amerikaner Sepp Straka, der in Wien und Fontana groß geworden ist, den Erfolg erwarten können und nicht übers Knie brechen wollen.