Was wäre gewesen, wenn? Spekulative Hochrechnungen im nachhinein, ob am Stammtisch oder in der Fernsehrunde – das ist es, was auch in Corona-Zeiten wie diesen den Fußball so schön, so interessant und so spannend macht. Ja, was wäre gewesen, wäre Romelu Lukaku, einer der besten, nein: gefürchtetsten Stürmer Europas in Diensten von Inter Mailand, nicht zunächst am Sevilla-Torhüter Bono (nomen est omen!) gescheitert und hätte der Tor-Garant nicht kurz danach in einer unglücklichen Reflexbewegung den Ball ausnahmsweise ins eigene Tor abgelenkt nach einem Sevilla-Fallrückzieher, der eben dieses klar verfehlt hätte? Da stand dann Lukaku, sonst Schrecken aller Verteidiger und fremder Torleute, wie ein begossener Pudel da, der nicht wusste, wie ihm und was dabei geschehen war.
Ja, es sind genau solche und ähnliche Kapriolen, die der Fußball immer wieder schlägt, um Spiele in die eine oder die andere Richtung zu drehen oder gar auf den Kopf zu stellen. Ja, was wäre gewesen, hätte Manchester United gegen Sevilla aus fünf Chancen in vier Minuten ein Tor gemacht statt wie Lukaku an besagtem Bono zu scheitern? Ja, was wäre gewesen, wären nicht Manuel Neuer und auch die Torstange der Olympique Lyonnais im Wege gestanden? Wie gesagt – es sind die unbeweisbaren und unbewiesenen Spekulationen, um die sich so viele Streitfragen drehen und da ei Diskussionen auslösen, an denen sich die unterschiedlichsten Emotionen entzünden.
In der Tat, wenn der Fußball (in welcher Form und welchem Modus) mit nicht vorhersehbaren Unabwägbarkeiten ruft, dann füllen sich auch viele Lokale, die ansonsten um diese Sommer- und Corona-Zeit ziemlich schwach besucht, wenn nicht sogar leer wären. Natürlich sind die Superstars die besten aller Publikumsmagneten, aber sie alle haben über kürzere oder längere (Aktiven-) Zeit ein Ablaufdatum – im Gegensatz zu den ganz großen Vereinen der Klub-Szene, ob Real-Madrid, Barcelona, Bayern, Liverpool, ManU, Juventus, Inter, Milan und wie immer sie auch heißen. Und daran werden die beiden Fehlschüsse von Romelu Lukaku, dem tragischen Helden eines denkwürdigen TV-Fußball-Abends, nichts ändern. Er und sein verflixtes Fußball-Pech werden eine von vielen Episoden bleiben, Inter aber mit und ohne Titel weiter einer der Tradition- und Renommier-Klubs in Europa. Das ist kein Geheimnis, andererseits aber schreibt der Fußball immer wieder Geschichte mit Geheimnissen, die nicht zu enträtseln sind.
Warten wir einmal ab, welches uns Sonntagabend beim Champions-League-Finale erwartet…