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Über Rad- und Wahl-Tour, Doping-Razzia und Retourkutsche für Heuchler

Ich hab´s nicht verschlafen, sondern nur vertagt, es sollte aber noch schnell behandelt werden, bevor´s zu spät ist. Es geht um die Tour de France, nicht aber um Patrick Konrad, den erst dritten Österreicher, der je eine Tour-Etappe gewann, sondern um – na endlich ist man fast versucht zu sagen – um eine Doping-Razzia, die schon des Skandalisierens wegen unbedingt dazu gehört. Wenn ich mich nicht irre, dann fand sie just am Vorabend des Nationalfeiertags statt, an dem auch Frankreichs Staatschef Emanuel Macron quasi als Startschuss für seine Tour-de-France-Wahlreise der großen Schleife am Tourmalet seine Aufwartung machte. Da hat er noch fest geklatscht, als die Pedalritter in sommerlicher Hitze den Pyrenäen-Klassiker stürmten, ganz hemdärmeliger Sport-Fan und nicht in Anzug und Krawatte gekleideter Politiker oder Bänker wie vor seinem unaufhaltsamen Aufstieg.

Reiner Zufall oder bewusste Koinzidenz aus politischem Kalkül, um sich auch als Anwalt des Anstands und als Sauberkeitsapostel zu zeigen? Jedenfalls interessant, weil danach die französische (Anti-Doping-) Polizei das Hotel der  mit Topleuten gespickten Bahrain-Mannschaft (Wout Poels, Marco Haller, 2-fach-Etappensieger Mohoric etc.) stürmte und bis zu Privat-Messages auf Handys alles durchwühlte und beschlagnahmte, was ihnen unter den Nagel kam. Sie waren sich, das sei gesagt, des medialen Aufschreis, der skandalisierenden Schlagzeilen, sensationslüsterner Berichte und auch langer Sendezeiten sicher – ganz so, als hätte sich der Begleittross geradezu danach gesehnt, das ewige, leidige Thema wieder aufzugreifen.

Wie gesagt, es ging um das mit Petrodollars gut gefütterte Bahrain-Victorious-Team und nicht um die (ebenfalls arabisch finanzierte) Equipe des Überdrüber-Twens Tadei Pogacar (Team UAE), der als 22-jähriger mit der Konkurrenz macht, was er will, sie nach Belieben mit seinen Antritten distanziert und in Interviews auf Dutzende an negativen Dopingtests verweist, die er hinter sich hat. Nichtsdestotrotz schwingt halt immer und überall bei überragenden Leistungen und überlegenen Athleten im heutigen Spitzensport, vor allem aber bei Radprofis und Klassikern, die Frage mit: Kann sein, was nicht sein darf? Oder umgekehrt. Die Doping-Razzia in den Pyrenäen endete übrigens – unter Vorbehalt – bisher wie das Hornberger Schießen, weil selbst in den Ernährungsplänen der Radstars nichts Verdächtiges gefunden wurde, worüber aber in altbekanntem Umgang mit solchen Skandalgeschichten wenig bis nichts mehr zu lesen, zu hören oder zu entschuldigen war.

Umso schöner hab´ ich gefunden, dass mit dem Slowenen Mohoric, einen schon von Österreich-Rundfahrten her bekannten Mann und Namen, ausgerechnet einer aus dem Razzia-geplagten Bahrain-Victorious-Team in einer grandiosen Solofahrt zum Etappensieg und einer vielsagenden Geste mit dem Zeigefinger auf dem Mund eine höchst imposante, provokante, aber auch mutige Retourkutsche lieferte. Und wenn er danach bekrittelte, so behandelt worden zu sein und sich so gefühlt zu haben, als wäre er ein Krimineller, der Schlimmstes verbrochen hat, so muss ich ihm nicht nur zustimmen, sondern dazu gratulieren. Wunderbar, wenn einer einmal nicht mit den Wölfen heult. 

Ich weiß schon, dass viele jetzt über mich herfallen, wage es aber dennoch zu schreiben. Die von ganz oben von Sport-Politik und Polit-Justiz aufgemotzte bis diktierte Heuchelei um gebrochene Fairness, betrogene Gegner und ihnen von Sport-Gaunern entwendete Prämien kann mir persönlich gestohlen bleiben. Hier wird nämlich im Namen der Gerechtigkeit von Politik bis Medien und Sauberkeitsaposteln quasi von Rechts wegen gelogen, dass sich die Balken nur so biegen. Auch das ist ein Dopingskandal, nur auf der Kehrseite …

PS: Ich möchte mich dafür entschuldigen, in der schnellen Erstversion das Bahrain- vor lauter Slowenen an der Radweltspitze mit dem Jumbo-Visma-Team von Roglic verwechselt zu haben. Das ist hiermit korrigiert und kein Grund mehr für eventuell Giftpfeile…

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