Der Winter steht vor der Tür. Für die einen, sprich: Saalbach-Hinterglemm, wurde sie mit dem Abstimmungssieg für die WM 2025 schon geöffnet. Für die andere, sprich: Sarah Lewis, Langzeit-Generalsekretärin des Weltverbandes FIS, fiel sie mit einem Schlag ins Schloss. Und das quasi über Nacht, obwohl sie schon den rechten Fuß einen Spalt zur Präsidentschaft in eben diese Tür zu setzen schien als von Polen und anderen Ländern unterstützte Nachfolge-Kandidatin des Präsidenten-Evergreens Gian Franco Kasper aus dem Engadin. Wie ein Donnerschlag aus heiterem Herbsthimmel!
Ja, was ist denn da passiert, dass der guten Sarah von einem Tag zum anderen das Vertrauen, wie es in einer offiziellen Aussendung hieß, von einer großen Mehrheit des FIS-Vorstandes entzogen werden musste. Wie immer, wenn Leute ganz plötzlich gefeuert werden, schwirren dann Gerüchte umher, gibt es Spekulationen, Unterstellungen, Mystifikationen und die am Ende meist doch zutreffende Vermutung, dass die betroffene Persona non grata, also neuerdings Unperson, sich in welcher Form und mit welch unsauberen (Geld-)Mitteln auch immer sich zu sehr aus dem Fenster gelegt haben dürfte. Sozusagen ein Berner statt Prager Fenstersturz, allerdings von eigenen Hand vorbereitet und von der hellhörigen, zum Handeln gezwungenen Obrigkeit in Windeseile nach Blitzumfrage nur noch vollzogen. Geschichte wiederholt sich, so sagt ein Sprichwort – auch dann, wenn sie sich nur im Sport und so abspielt, dass Funktionen draufgehen und nicht Menschenleben.
Ja, wie das liebe Geld, so kann auch Macht und schon die Gier danach den Charakter eines Menschen, ob Mann, ob Frau, so verderben, dass er über seine eigene Schwäche stolpert. Und wenn´s auch nur um den Skisport in verschiedenen Facetten geht, der obendrein nur in einigen Teilen rund um die Erde ausgeübt werden kann – die FIS-Präsidentschaft ist nicht zuletzt über den Sitz im IOC und anderen (Welt-)Sport-Organisationen ein tolles Instrument, auf dem sich im übertragenen Sinne in die Tasten und Saiten greifen lässt.
Andersrum gesagt. Jeder oder jede, die dort sitzen, können mit diplomatischem Geschick und/oder persönlichen Verbindungen ein Netzwerk flechten, das die Interessen des einen wie anderer entweder fördert oder aber unterbindet. Und gerade darum wird hinter den Kulissen eher heimlich, still, leise und doch wirksam versucht, an den nötigen Personal-Fäden zu ziehen, um wichtige Posten und Positionen zu erreichen. Bei Sarah Lewis ist der Faden schon gerissen, bevor der Winter mit dem Weltcup in Sölden beginnt.
Und noch um einige Monate früher, ehe es 2021 um die Nachfolge jenes Gian Franco Kasper geht, der offenbar ganz genau wusste, wen er sich nach seinem Abgang ganz sicher nicht wünscht. Und auch darum schnell handelte, als das Maß an welch Beweisen immer voll war. Wer einen wie Gian Franco nach Jahrzehnten an seiner Seite unter- oder falsch einschätzt, der ist selbst schuld, wenn er von ihm dann über Nacht entsorgt wird. Die anderen Kandidaten um seine Nachfolge, der Abfahrts-Exweltmeister Urs Lehmann (Sz) und der millionenschwere Ski-Freak Johann Eliasch (Sd, Head-CEO), können sich jedenfalls die Hände (in Unschuld) reiben… ….