Hurra, Österreichs Fußballteam hat Griechenland nach 27 Jahren erstmals wieder geschlagen, noch dazu ein 0:1 in ein 2:1 verwandelt. Noch dazu in einem fast leeren Wörthersee-Stadion, dem die Fans samt Foda-Truppe bis auf 1500 Unentwegte (statt der erlaubten 3000) den Rücken gezeigt hatten. Warum nur die Hälfte derer gekommen war, die -hätten dabei sein dürfen, das ist die Gretchenfrage, die ansteht? Ist nach der Rumänien-Heimpleite das Vertrauen ins Nationalteam abhanden gekommen? Investiert man einfach weder Zeit noch Geld, wenn´s um die Goldene Ananas geht, die zudem im Fernsehen live zu sehen ist? Oder hatten die (Kärntner) Fans angesichts der vielen, nicht nur verletzungs-, sondern auch Covid-19-bedingten Ausfälle womöglich das Interesse an einem Nicht-Wunder-, aber Schmieranski-Team voller unbekannter Größen verloren?
Ohne meine meist jüngeren (Social-)Media-Kollegen jetzt bevormunden oder gar kritisieren zu wollen – wenn immer alles nur Alaba, Arnautovic und sonst seit Jahren geläufige Namen ist, die neue Generation aber höchstens zitzerlweise, wenn überhaupt ins rechte Licht gerückt wird, dann ist´s kein Wunder, wenn mehr Weg- als Zuschauen angesagt ist. Dabei hätten es sich die inzwischen Bundesliga-gestählten ehemaligen Jungbullen ebenso wie die Baumgartners, Kalajdzices usw. durchaus verdient, dass ihr in Bälde vielleicht glänzendes Licht nicht ständig im Wettlauf um Schlagzeilen-trächtige Alaba-Verträge oder Arnautivic-China-Gagen unter den Scheffel gestellt wird. Da weder die Zeit stehen bleibt noch hochgejubelte, langsam in die Jahre gekommene Langzeit-Legionäre jünger werden, wär´s umso wichtiger, die neue Generation zu propagieren. Auch – lachen Sie jetzt nicht! – mit Spitz- oder Kosenamen, mit denen man sie identifiziert, assoziiert und damit auch charakterisiert, damit sie populäre Größen werden, denen man au der Han rrisst oder nachläuft…
Mir zumindest gehen die liebevollen oder manchmal auch angsteinflößenden Attribute ab, mit denen frühere Stars etikettiert wurden bzw sich selbst einen Stempel aufdruckten. Binder, der “Bimbo”, Happel, der „Wötmasta“, Hanappi, der „Gschropp“, der Dienst-„Blade“, der “Zauberer” Aurednik, der „Ossi“ oder „Modellathlet“ Ocwirk, der „Tiger“ oder „Panther“ Zeman, später noch “Dralle” Fiala, dann “Schneckerl” Proaska, der „Goleador“ Krankl oder sein Nachfolger, der „Doppelpack Toni“ Polster, nicht zu vergessen Herzog, den “Alpen-Maradona”. Ja, wo sind sie ab- und hingekommen, diese Spitznamen, die den jeweiligen Typ so menschlich-wunderbar be- oder umschrieben, nein: geschmückt haben? Abserviert. Vergessen.
Natürlich mag jetzt eine Mehrzahl (jüngerer, wie auch unsereins Laptop-abhängiger Leute) denken: So tickt nur einer, der von (vor)gestern ist, nicht wahr! Oder etwa doch nicht? Was ist mit den Künstlernamen, die sich selbst Nicht-mehr-Ballkünstler aus Südamerika immer noch geben, obschon es längst kaum einen wie den unvergleichlichen Pele (Edson Arantes do Nascimento) gibt? Oder einfach kurze Vornamen wie es zum Beispiel der Liverpool-Abwehrrecke Van Dijk macht, der sich via Trikot kurzerhand als „Virgil“ ausschildert? Nichts ist wichtiger als die möglichst enge, fast familiäre Verbindung und dazu optimale Kommunikation von Mannschaften und Männern zu den Fans, den jungen wie den älteren Semestern. Und da waren die einfachen Attribute stets ein fabelhafter Mittler zwischen den beiden Seiten.
Vielleicht überlegt sich der eine oder andere Teamspieler, ob es nicht doch manchmal auch Zukunft hat, wenn man zu Erfolgsrezepten von gestern und vorgestern greift, mit denen sich – sofern es Corona erlaubt – die Fußballgemeinde unabhängig von Erfolgsläufen wieder zurückholen lässt in die teils modernen Stadien a la Klagenfurt. Es kostet schließlich so gut wie gar nichts, kann aber andererseits viel (e Fans) bringen. Sicher doppelt so viele wie die mickrig-enttäuschenden 1500 bei einem offiziellen, wenn auch freundschaftlichen Länderspiel um die Goldene Ananas am Wörthersee…
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