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Wo Tattoos und „Thiem-heiten“ statt Sport regieren

Ich hatte die Gnade der frühen Geburt und dazu das Glück, nicht nur schulisch, sondern auch journalistisch eine tolle Ausbildung bei solch Granden wie Otto Schulmeister und Thomas Chorherr, Kurt Jeschko und Gerhard Zimmer genossen zu haben. Artikel aus erster Hand oder aus dem kleinen Fingern gesogen waren tabu oder damit verbunden, gefeuert zu werden. Heutzutage ist aber in dieser Branche, ob elektronische oder Printmedien (TV-, Radio-Journale oder Beilagen-Magazine inklusive), vor allem aber in den ausufernden sozialen Medien, alles anders. Fortschritt, der weder Rückschritt noch Rücksicht kennt, ist in. Andere Zeiten, ganz andere Sitten! Ich schneide das Thema deshalb aus zumindest meiner Meinung nach guten Gründen an, weil sich zuletzt der Sport-Journalismus so weit weg vom Sport und auch nicht mehr Richtung Boulevard entwickelt hat, was o. k. wäre, sondern auf der billigen Paparazzi-Tabloid-Schiene gelandet ist.

Beispiele gefällig, die man beim Blättern in (Tages-)Zeitungen findet, ohne sie zu suchen – ebenso wie beim Surfen am Handy oder Laptop, wo sie einen als Tagesmeldungen ins Auge springen (sollen)? Worüber berichtet man, wenn der der erste heimische Grand-Slam-Sieger aus Paris heimkehrt? Interview zur Ursachenforschung, was zum vorzeitigen Aus im Wohnzimmer Roland Garros geführt hat? Resümee des Corona-Jahres? Countdown zur Erste Bank Open in Wien, die ja bald steigt? Nein, nein, viel zu sportiv, viel zu banal, viel zu überkommen und zu wenig modern und fortschrittlich!

Jetzt, meine Damen und Herren, ist es endlich an der Zeit, der Thiem-Mama Karin die Ehre zu erweisen und ein Medien-Denkmal zu setzen. Aber wie? Aber nein, nicht etwa, wie sie Domi, den Sohn, einkocht, aufbaut oder notfalls tröstet. Nein, ganz anders. Man mascherlt groß auf und bringt fotografisch ins Bild, dass Frau Karin Thiem sich ein „Liberty“-Tattoo für seinen (ihren?) US-Open-Triumph stechen lässt. Die bescheidene Variante, weil der Dominic-Wunsch Statue of Liberty, also Freiheitsstatue, zu viel Platz, sprich: Haut, weggenommen hätte für den Fall, dass der Weltranglistendritte noch einige Grand-Slams und dazu noch viele Turniere gewinnen sollte. Wer weiß, vielleicht verwandelt sich dann dank Tenniskünstler Domi seine Mama Karin noch ein tätowiertes Kunstwerk, wer weiß …?

Aber da wir schon bei den Thiems sind, so lag für das eine oder andere, angeblich sogar seriöse Medium auch die Frage auf der Hand: Dominic, wie steht´s ums Liebesleben? Ein Thema, das auch deshalb aufgegriffen wurde, da man live im TV verfolgen konnte, wie „Kiki“ Mladenovic, seine Ex-Freundin, den French-Open-Vorjahrssieg im Damendoppel wiederholte – und man andererseits bis heute nicht weiß, ob sich aus dem sommerlichen Thiem-Zufalls-Dinner-Date mit der XXXLutz-Werbefigur Chiara „Ixi“ Pisati ein Techtelmechtel, eine Liebelei oder gar eine neue Liebe zu dieser jungen Dame entwickelt hat. Von „Kiki“ zu „Ixi“, so eine der Spekulationen, wär´s zumindest namentlich nicht weit, obschon die sonstigen Zusammenhänge ziemlich weit hergeholt sind. Darauf kann sich jeder Leser seinen eigenen Reim machen.

Genug der „Thiem-heiten“, mit denen wir verwöhnt werden. Es gibt ja auch anderes, welches man quasi aus der Luft oder dem Schnee greifen kann, um Leser besonders neugierig zu machen. Der Titel: Nachwuchs für das ÖSV-Team ist ja in der Tat vielversprechend. Allerdings sollte man sich in naher Zukunft doch nicht zu viel versprechen, denn es handelt sich nicht um einen neuen Kracher, der quasi vor der Tür steht, sondern um die Geburt des zweiten Kindes des ehemaligen Riesenslalom-WM-Dritten Philipp Schörghofer, die bejubelt wird. Etwa gar aus PR- und Werbegründen, da der seit gut zwei Jahren emeritierte, sympathische Philipp mittlerweile auch als Experte oder Animator fürs Fernsehen über Hänge wie in Saas Fee brettelt, wo er übrigens die tollen Trainingsbedingungen im neuesten Schröcksnadel-Revier im Schweizer Wallis bildfüllend berichtete. Ein Servus an alle.

Und von mir oder, wie es so schön heißt, von dieser Stelle aus geschrieben: Na Servas, wohin führt das XXX-Syndrom, wohin kommen wir noch in einer Zeit, die sich – Corona hin, Covid-19 her – vor allem medial nicht mehr mit Baby-Elefanten abgibt, sondern aus winzigen Mücken ausgewachsene Elefanten macht, die darob ihrerseits selbst nur noch mit den Ohren wackeln können…

 

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