Seit die Social Media auf der digitalen Schiene via Facebook, Instagram oder Twitter immer mehr das Sagen, besser: Schreiben hat, haben die Klicks des geistigen Plebs bei den Gottsoberen der Medien an Bedeutung zugenommen. Je mehr Klicks, desto mehr setzt man sich auf Thema oder Story drauf. Auch wenn´s manche nicht wahrhaben wollen, seitdem haben ganze oder halbe(herzige) Fake News langsam Hochkonjunktur. Meine Wenigkeit hat sich, da Salzburg erst zu später Stunde den französischen Meister fordert, am heutigen Vormittag die Zeit genommen, durch diverse Zeitungs- oder Portalkanäle zu surfen, um auf dem Laufenden zu bleiben, womit wir überrascht, erschreckt, erheitert oder aus verschiedenen, auch politischen Motiven in die Irre geführt werden…
Ganz oben auf der Liste? Diego Maradona, den man nicht ruhen lassen kann! Und warum? Weil uns einer seiner Ärzte just vor dem ersten Todestag der argentinischen Ikone verraten hat, dass Maradona ohne dem bei der Obduktion entnommenen, überdimensionalen (Sportler)-Herz begraben wurde – auch deshalb, damit es nicht womöglich von verrückten Fans bei Nacht und Nebel mit einer Leichenschändung herausgeschnitten werden könne! Würde er´s mitbekommen, würde sich Diego wohl angesichts dieser fast schon obszönen „Enthüllungen“ im Grab umdrehen.
Und wenn von obszön die Rede ist, könnte ich auch eine Mike-Tyson-Story anbieten, die schön ins Bild des Gesichtstätowierten Box-Exweltmeisters passt. Jetzt, da der Doch-nicht-ganz-so-Iron-Mike längst in Pension ist, aber noch Publicity braucht, ist sein früherer Bodyguard aus der Anonymität gekrochen, um Verborgenes ans Tageslicht zu bringen. Mike, dieser Ausbund an blindwütiger, fast lebensgefährlicher Kampfeslust, habe sich vor Fights stets willige Damen in die Kabine bringen lassen, um den Aggressionsstau noch schnell mit Sex abzubauen! Und warum soll er es verlangt und bekommen haben? Damit er seine Gegner nicht (halb)tot schlägt! Stimmt, Tyson war ein Boxer mit Killerinstinkt, allerdings landete auch er nach einigen K. o. -Niederlagen im Land der Träume. Ganz ohne Sex, der ihm offenbar auch gefehlt hat, als er Holyfield ein Stückerl vom Ohr abknabberte, ehe er selbst „abbiss“ …
Von sport- und sogar weltpolitischerer Bedeutung hingegen ist die höchst dubiose Geschichte rund um die nicht mehr aktive, bald 37jährige Peng Shuai, die von sportfremden Leuten als junge chinesische Tennisspielerin verkauft wird. Kaum hatte die frühere Doppel-Grand-Slam-Siegerin gegen den früheren China-Vizepremier schwere Missbrauchsvorwürfe erhoben, war sie verschwunden, entführt, selbst ab- oder untergetaucht, was die westlich orientierten, von den USA angeführten Medien vermuten ließ, sie wäre schlimmsten Repressalien ausgesetzt. Ob das stimmt oder nicht, das wissen wir nicht – ebenso so wenig, ob sie sich freiwillig zu einem gefilmten Kaffeekränzchen in Peking hingesetzt oder gar das Video-Gespräch mit dem IOC-Präsidenten Thomas Bach (er wäre ein eigenes Kapitel wert) ohne Zwang und „Feind“ im Nacken geführt hat.
Sie stand vor der Kamera, sie hat gesprochen, sie lebt – und leibhaftig ist jetzt der deutsche Chefolympier bei den deutschen Medien zum schlimmsten aller Kollaborateure mit den bösen Chinesen gestempelt worden. Lieber wäre ihnen wohl gewesen, hätte Bach mit der Absage der Winterspiele gedroht. Ganz im Sinne der (deutschen) Olympiakandidaten, nicht wahr. Am Rande sei noch erwähnt, dass Frau Peng Shuai ihre Karriere auf eher unrühmliche Weise beenden hatte müssen, weil sie aus welchen Gründen auch immer gegen eine verbotene Vergütung (100.000 Dollar) ihre Doppelpartnerin zum Ausstieg aus einem Grand-Slam-Turnier hatte überreden wollen und dafür auch ein halbes Jahr gesperrt wurde. Aber über solche Kleinigkeiten spricht man lieber nicht, oder?
Ja, es gibt noch ein paar andere „Juicy“ Storys, wie man auf Neudeutsch sagt. Etwa die Nachricht, dass ein Niki-Lauda-Ferrari aus den siebziger Jahren vom italienischen Zoll beschlagnahmt werden musste, weil er zwar ganz so aussah wie der historische Bolide, es sich aber um eine Simulator-Fälschung handelte. Was der Besitzer damit vorgehabt hat, ohne ihn auszustellen, entzieht sich meiner Kenntnis. Als Rennauto jedenfalls hätte es sowieso nicht getaugt, oder? Und was das unter der Rubrik Sport zu suchen hat, wüsste ich auch nicht abgesehen davon, dass man unser aller Niki, meinen alten Freund seit den frühen 70er-Jahren, damit wieder samt Kapperl ins Bild bringt. Klick, das war´s.
Nicht nur bei Manchester United, wo der Norweger Solskjaer gefeuert wurde, aber in einem Atemzug als Klublegende forever gefeiert wird, sucht man einen neuen (Promi)-Trainer. Auch bei Rapid wird ja nach einem Don-Didi-Nachfolger geforscht, der das Zepter von Hofmann und Hickersberger jr. übernimmt. Und was lese ich da mit Interesse? Stefan Kulovits, Ex-Rapider, der beim deutschen Zweitligisten Sandhausen erst Spieler-, danach Trainer-Legionär war, aber nach verpatztem Saisonstart entlassen wurde, bietet sich als Rapid-Coach an! So grünweiß in den Adern, dass er, als Sandhausen mit viel mehr Salär winkte, dankend den Hütteldorfer Hut nah, um ein Häuserl weiterzuziehen. Rapid-Legende wie manch anderer wichtiger Mitläufer von einst, der Jahre später dazu erhoben wurde? Da lachen, ohne Kulo zu beleidigen, ja die Hühner!
Wie bei einer anderen Schlagzeile, mit der falsche Tatsachen vorgespiegelt werden. „Vojta kurz vor dem Thron“, so stand´s online zu lesen. Also offenbar eine Krönung des SPÖ-Bürgermeister-Sohnes aus Gerasdorf, die ich verpasst haben muss? Wurde er irgendwo irgendwann Welt- oder Europameister? Hat er einen Marathonklassiker gewonnen? Irrtum! Der langlebige Läufer (Mittel-, Langstrecke) ist durch seinen hauchdünnen Sieg gegen Hannes Innerhofer (Oberpinzgau) in der Cross-Country-Meisterschaft mit seinem 45. Titel hinter Rekordmeister Weidlinger nun Zweiter im ewigen Österreich-Ranking, um aber den Thron, pardon: heimischen Stuhl zu besteigen, fehlen noch 7 Titel. Verflixt!
Nicht verflixt oder verdreht, aber doch unfair ist die Tatsache, dass RedBull Salzburg zwar heute abends gegen Lille und ein mit angekündigten 50.000 Fans gefülltes Stadion antreten muss, als Corona-Lockdown-Opfer aber das letzte Gruppenspiel gegen Sevilla nur ohne Zuschauer austragen darf, also ohne Fans, die Flügel verleihen können. Apropos Fans. Die Web-Fans der italienischen Gazette „Tuttosport“ haben das Salzburg-Juwel Karim Adeyemi als besten Nachwuchsspieler zum „Golden Boy webfan“ gewählt. Das ist, wie er selbst sagt, natürlich eine tolle Sache, die ihn stolz macht. Für Lille und die Franzosen allerdings dürfte der hochgehandelte und nun frisch dekorierte, damit noch wertvollere Adeyemi kaum zum Publikumsliebling taugen. Und das sind ganz sicher keine Fake News…