So schwer es Covid-19 den Sölden-Organisatoren mit allen Verboten, Verordnungen und Pflichten auch macht – sie haben jedenfalls der Pandemie nach allen Regeln der Kunst getrotzt, um eine Veranstaltung ohne Event-Charakter über die frisch verschneite, darunter aber vereiste Gletscherbühne zu bringen. Im Gegensatz dazu ist es dem österreichischen Trainerteam von den Chefs bis zu den Assistenten zumindest bis jetzt nicht gelungen, Antikörper gegen das offensichtlich resistente Riesenslalom-Virus zu entwickeln, das die ÖSV-Damen von Jahr zu Jahr offenbar immer mehr schwächt. Auch Christian Mitter, aus Norwegen (heim-)geholter Cheftrainer, scheint noch kein probates Mittel gefunden zu haben, um seinen offenbar an Technikschwund leidenden Damen einen neuen, gesunden Schwung einzuimpfen.
Wäre es anders, hätte es nicht zum schneereichen, aber keimfreien Saisonstart bar jedes Ambiente einen Rückfall in schlimmste Zeiten gegeben mit einer Riesenslalom-Pleite, die sich gewaschen hat, da ist weder was zu beschönigen noch unter den Schnee zu kehren. Waren die Erwartungen des Cheftrainers mit einem Quintett unter den Top 30 des teils umnebelten ersten Laufes noch halbwegs eingetroffen, so wurden seine Hoffnungen, „dass sie noch was drauflegen im Finale“ mehr als nur enttäuscht. Es schien, als hätte sich das Virus in der Entscheidung aller fünf ÖSV-Damen bemächtigt, denn anders als bei der (welt-)besten Konkurrenz des Riesenslalom-Establishments schien es, als hätte sich in einer unerklärlichen Infektionskette eine von der anderen Heimischen mit fatalen Fehlern anstecken lassen.
Und so war´s nur eine Frage der verlorenen Zeit, bis sich just mit der Slalomspezialistin Kathi Truppe die beste der schwachen ÖSV-Gruppe am Ende auf Platz 15 wiederfand – knapp vor Comeback-Kid Stephanie Brunner (17.), die nach Kreuzbandrissen, 21 Monaten Rennpause und nur 30 Skitrainingstagen wenigstens andeutete, dass mit ihr wieder zu rechnen ist. Und dass die Dritte im ÖSV-Bunde der Klassierten, Ramona Siebenhofer (19., im Vorjahr 10.), eine Speed-Spezialistin ist, spricht für sie und gegen die Hoffnung, dass man der Riesenslalom-Seuche mit RTL-Spezialistinnen a la Italien (und wir sie mit Veith, Brem etc. früher hatten) so schnell wie möglich auf die Spur kommt.
Es steht also zu befürchten, dass die große Skination Österreich mit diesem Virus wird ebenso leben müssen wie die Allgemeinheit mit Covid-19. Und mit der unerfreulichen Tatsache, noch für längere Zeit zumindest in dieser Disziplin nur Statistenrollen für die wahren Stars von Martha Bassino über Frederica Brignone bis zu Petra Vlhova, Tessa Worley, Alice Robinson, Gisin und Gut-Behrami, Hrovat und Co. spielen wird müssen. Noch ist´s ja ein bisserl Zeit, bis der echte Winter kommt, sofern der Weltcup nach der ersten bestandenen Nagelprobe tatsächlich wieder kommen darf, um ein effizientes Gegenmittel gegen das latente, nach und trotz Trainerwechsel so resistente Virus aus dem Ärmel der rotweißroten Ski-Gurus zu zaubern. Sollte sich aber in Bälde doch nichts ändern, geht den Fans sicher die Geduld aus – und das G´impfte auf….