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Vanessa als Medaillen-Stiefkind, Hungaro-Chinese im zweiten Gold-Glück

Es wär´ ja zu schön gewesen, um wirklich wahr zu sein. Stell Dir vor, du hast nicht nur einmal, sondern gleich zweimal im Olympia-Countdown einen Bandscheibenvorfall, beißt aber kaum befreit von allem Schmerz auf die Zähne, fliegst nach Salt Lake City, schaffst die Qualifikation für Peking, gibst alles, was du hast, läufst so schnell wie seit langem nicht mehr, aber … Ja, aber dann wirst du bis zum vorletzten Schnelllaufpaar auf die Medaillenfolter gespannt und statt mit Bronze mit dem hervorragenden, aber undankbarsten und brutalsten vierten Platz bestraft. Alles aus sich herausgeholt, aber letztlich nicht das gewonnen, wofür man sich aufgeopfert und das Kreuz mit dem Kreuz ausgeblendet hat. So ist´s Vanessa Herzog passiert, der mit ihrem Manager und Rundum-Betreuer Thomas Herzog verheirateten Wahlkärntnerin aus Innsbruck, die vier Jahre nach Korea auch in China als Exwelt- und Europameisterin im 500m-Sprint wieder nur die Blechtrommel rührte. Trotz aller Bewunderung also wieder Katzenmusik statt des ersehnten Triumphmarsches.

Verdammte sieben Hundertstel, die sie von Bronze trennten. Welch fast lachhafter Wimpernschlag im Vergleich zum wochenlangen Leiden, worüber ihr Ehemann und Pressereferent in Personalunion eindringlicher und nachhaltiger zu informieren vermochte als es die natürlich enttäuschte Vanessa selbst artikulieren wollte. Sportlich, wie sie ist, hat sie einfach nur gemeint, „dass halt drei schneller gelaufen sind als ich!“ Ohne Herz und Schmerz, einfach als Faktum, das es zu akzeptieren und zu verarbeiten gibt bis zum Tausender, in dem sie nichts zu verlieren hat, aber dafür sich und die Konkurrenz nur überraschen kann. “600m Vollgas und die letzte Runde bis ich halt eingeh´“, das hat sich die beste und erfolgreichste Eisschnellläuferin seit der Goldgräfin Emese Hunyady vorgenommen. Immer vorausgesetzt, der verflixte Rücken spielt weiter mit und nicht verrückt.

Wenn von Hunyady, der Ex-Ungarin die Rede ist, so stößt man zwangsweise beim Shorttrack auf Magyaren mit chinesischem Background, nämlich die Gebrüder Liu. Der jüngere der beiden Söhne einer ungarischen Mutter und eines chinesischen Vaters, der 23jährige Shaoang, krönte sich im 500m-Sprint nach Bronze im Team und im 1000er-Rennen zum ersten ungarischen Doppel-Olympiasieger auf dem Eis. Wie Bruder Shaolin, mit dem er schon 2018 in Korea eine Goldene in der Teamstaffel gewonnen hat, kann auch er optisch den chinesischen Papa nicht verleugnen, beide aber kamen in Budapest zur Welt, ihre Muttersprache ist ungarisch und als olympische Helden wurden sie auch ungarische Sportler des Jahres (2018). Welch goldene Mischung von Csardas, Kossuth-Hymne und Querflöten-Tönen. Inzwischen sind ihre Eltern geschieden, die Mutter hat mit dem neuen ungarischen Lebenspartner eine vierjährige Tochter – und die Schwester von Frau Mama mit einem Dunkelfarbigen zwei Kinder. Fast schon fünf Ringe, die die Patchwork-Family aus Budapest verbinden…

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