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Interview mit Krauler Auböck, der Weltmeister fordert

Felix Auböck und Budapest, das sind eigene Rekord- und Siegeskapitel. Bei der ISL (International Swimming League)-Profi-Serie in Ungarns Metropole hat der 1,98m große Modell-Krauler nach der Saisonweltbestzeit auf der Open-Air-Langbahn (Ende Juli) über 400m Kraul (3:45,00) jetzt auch im 25m-Pool der Duna Indoor-Arena mit 3:37,48 Minuten eine neue Jahresweltbestmarke aufgestellt. Grund genug, mit dem Weltbürger aus Bad Vöslau, der via Berlin und Michigan vor kurzem an der Uni Loughborough in England zur Studienfortsetzung und weiteren Schwimmentwicklung angeheuert hat, in der „Schwimmblase“ via Mobiltelefon ein ernstes, mitunter aber auch launiges Gespräch zu führen.

Felix, wie sehr sind Sie beim sensationellen Sieg über 400m Kraul an oder gar über die Grenzen gegangen? Waren Sie so ausgepumpt, dass es dann anderntags über 200m nicht mehr ganz so toll lief?

Felix Auböck: „Ehrlich gesagt hat es beim 400er.Rekord nach 250m schon so weh getan, dass ich gehofft hab, dass das Rennen endlich vorbei ist. Aber dann hab´ ich noch alles aus mir rausgeholt, ich war echt fertig und müd. Am nächsten Tag bin ich dann im 200er nicht mehr so spritzig gewesen wie eine Woche davor…“

Rekorde, Bestmarken, Siege gut und schön, aber klingelt´s bei der Profiserie für Sie auch in der Kassa?

Auböck: „Ich hab´ mit meinem Sieg, zwei dritten und einem 4. Platz schon ein bisschen Kleingeld gesammelt zum monatlichen Startgeld (1500 Dollar) auf zehn Monate. Alles in allem bin ich schon auf meine Rechnung gekommen – und alles, was noch kommt, ist eine schöne Draufgabe.

Wie gut kann man sich bei allen Corona-Beschränkungen zwischen den alle sechs, sieben Tage stattfindenden Meetings erholen, was ist in der Budapest-Blase erlaubt, was gibt´s außer Training und Rennen in eben dieser, die ja für acht der 10 Teams bis zum 19. November dauert?

Auböck: Die insgesamt 300 Schwimmerinnen leben in zwei Top-Hotels auf der Margareten Insel, die durch einen Tunnel miteinander verbunden sind. Wir dürfen uns frei bewegen, es herrscht aber Maskenpflicht. Manche gehen zu Fuß von der Insel über die Arpad Bridge zur Duna Arena, es fahren aber ununterbrochen Busse – und in jeder Reihe darf nur ein Sportler, Trainer oder Offizieller sitzen. Zwischen Meetings wird hart trainiert – früher waren´s 75 km die Woche, jetzt, da man sich ja auch erholen muss, sind´s immer noch 45 Trainingskilometer. Und Morgentraining von 7 bis 9 Uhr früh. Das 50m-Freiband neben der Duna Arena wurde eigens für die Serie überdacht – jetzt haben wir insgesamt drei 50m-Poos zur Verfügung. Einfach super.

Wie verbringt man die Zeit, wenn kein Meeting oder Training ansteht?

Auböck: Spaziergänge sind erlaubt, Einkäufe oder Restaurantbesuche aber offiziell verboten, überprüft wird aber nicht. Für uns Aktive ist bestens vorgesorgt. Wir leben in luxuriösen Hotelzimmern – sie sind mit zwei Kingsize-Betten ausgestattet, die aber nur solo belegt sein dürfen (lacht). Ich versuche zwischendurch auch immer etwas zu lesen und zu lernen fürs Masters-Studium….

Am kommenden Sonntag geht´s für Sie und das Team der New York Breakers wieder weiter. Wie groß ist die Chance der Mannschaft, sich für das Semifinale der Top acht zu qualifizieren – und damit auch weitere Chancen auf Spitzenzeiten zu ermöglichen?

Auböck: Eines der schwächeren Teams haben wir schon hinter uns gelassen, wenn wir nach Washington DC auch noch die neapolitanischen Aquatics schlagen, sind wir sicher dabei, da genügt uns ein vierter und en dritter Platz in den jeweiligen Wettkämpfen. Und für mich geht´s darum, konstant die 400m unter 3:40 zu kraulen.

Dabei kommt es ja am Sonntag auch zum direkten Duell mit dem Litauer Danas Rapsys, dem Kurzbahnweltmeister und durch nachträgliche Disqualifikation dann Doch-nicht-Langbahnweltmeister über Ihre Spezialstrecke von 400m Kraul. Wie groß ist da der Ansporn, sich als neue Nummer 1 zu beweisen?

Auböck: „Das ist natürlich eine große Herausforderung für mich, weil ich ihn noch nie geschlagen habe. Und nichts ist so schwer wie das erste Mal – auch im Schwimmen (lacht). Es wird aber verdammt hart, weil seine persönliche Bestzeit noch um zwei, drei Sekunden besser ist als meine, ich glaube, es ist die drittbeste der Geschichte – auch wenn Rapsys heuer erst eine 39er-Zeit auf der Kurzbahn geschwommen ist.

Was würde so ein (hypothetischer) Erfolg für Sie bedeuten? Stolz sagen zu können: Jetzt bin ich, der Felix Auböck, die Nummer 1 der Welt?

Auböck: „Natürlich wär´s schön, aber für mich ganz wichtig wär´s zu wissen, dass ich inzwischen gut und stark genug bin, um bei den ganz großen Wettkämpfen, bei Olympia, WM und EM um Medaillen schwimmen zu können. In Österreich definierst du dich als Schwimmer und Randsportler halt nur über Medaillen bei Großereignissen. Am besten bei Olympischen Spielen.“

Wer weiß, vielleicht liefert die Budapest-Blase einen Vorgeschmack auf eine Tokio-Blase im nächsten Jahr – falls es tatsächlich Sommerspiele in Japan gibt…

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