Immerhin hat Wladimir „Zarewitsch“ Putin zugewartet, bis die Peking-Winterspiele vorbei waren, um dann die militärischen Muskeln spielen zu lassen. Welche Folgen der Angriff auf die Ost-Ukraine weltpolitisch haben könnte, lässt sich im Moment noch gar nicht abschätzen. Sportpolitisch allerdings hat der passionierte Judoka, aber auch Skiläufer sozusagen über Nacht sich selbst, seine Sportler, seine Verbände und Russland im Allgemeinen nicht nur ins Abseits befördert, sondern auch zu Zielscheiben westlicher Kritik gemacht, unter der sie noch länger oder lange leiden werden. Man kann schon jetzt darauf wetten, dass nach dem blitzartigen Entzug des im Mai in St. Petersburg geplanten Finalspieles der Champions League die meisten Weltverbände einen Generalboykott gegen russische Veranstalter und, was die auf ihre (nicht nur olympischen) Erfolge so stolze Russen-Nation noch mehr trifft, auch gegen russische Sportler beschließen werden.
So schnell wie die Uefa mit dem Champions-League-Finale hat übrigens auch der österreichische Skiverband reagiert, der seine Stars aus den diversen Weltcups in Russland nicht nur aus politischer EU-Solidarität abzieht, sondern auch aus Verantwortung gegenüber den heimischen Sportlern. Wer weiß, was in einer aufgeheizten, vergifteten und damit hochexplosiven Atmosphäre noch alles passiert, der kann nur zustimmen, dass Handlungsbedarf herrschte? Safety first, so musste und muss das oberste Gebot jedenfalls lauten, also auch über alle sportlichen Interessen oder Erfolge gestellt werden, so bitter das in Einzelfällen beim Kampf um Titel oder Trophäen da oder dort auch sein mag.
Man darf gespannt sein, mit welchen Sanktionen und/oder Disziplinar-Maßnahmen die Bürokratie der Sportwelt über die aktuelle Situation hinaus den ohnehin ihrer Doping-Vergangenheit wegen schon übel beleumundeten Russen den Gürtel ganz eng schnallt. Welche Konsequenzen die Blitz-Intervention nach sich zieht, wohin sie noch führt, das können auch ausgefuchste Polit-Analytiker nicht erahnen. Auch wenn Putin mit vollendeten Tatsachen am Ende gewinnen sollte – ich bin mir sicher, dass der russische Sport mit alle seinen Sportlern, auch den blitzsauberen, zu den Verlierern zählt. Diese Form von Angriff lässt sich halt ganz schwer verteidigen. Vor allem in der westlichen Welt. Und was die leidtragenden russischen SportlerInnen dazu sagen (dürfen), steht auf einem anderen, eigenen Blatt…