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Vom Tennis-Wunderkind Alcaraz und der Luft, die für Thiem immer dünner wird

Vor wenigen Tagen stand die Tenniswelt noch unter Schock angesichts der 2 ½ Jahre im Knast, die mit Boris Becker eine ihrer schillerndsten Figuren ausgefasst hat. Spätestens seit heute aber hat sie ein 19jähriger spanischer Teenager in ihren Bann gezogen mit seinen Dreisatz-Triumphen beim 1000er in Madrid gegen zwei der besten Spieler aller Zeiten – zunächst trotz eines leicht lädierten Knöchels gegen sein Idol Rafael Nadal, den 21fachen Rekord-Grand-Slam-Sieger, jetzt gegen Novak Djokovic, der 20 Grand-Slams gewonnen und länger als jeder andere die Nummer 1 verteidigt hat. Zwei Siege als Geschenk zu seinem Geburtstag in dem, was man Thriller nennt, gegen den Djoker gar im Tiebreak des dritten Satzes.

Ob Carlos Alcaraz auch seinem Finalgegner, ob Zverev oder Tsitsipas, über den Kopf wächst oder aber den Strapazen doch ihren Tribut zollen muss, ist eigentlich unerheblich, weil es seit Jahren keinen Spieler mehr gegeben hat, der so fasziniert, so begeistert und so mitreißt wie dieses geradezu bubenhaft-spitzbübische Kerlchen aus Murcia in Spanien. Ihn mit dem jungen Nadal zu vergleichen, wird dem für sein Alter schon sehr universellen Allrounder nicht gerecht. Man denke nur an die fantastischen Stoppbälle, die er immer wieder gegen Djokovic, einen der schnellsten und besten Läufer, erfolgreich eingesetzt hat. Man denke nur an die Mischung aus harten und weichen Schlägen, mit denen er mitunter den Platz öffnet oder Gegner zu Fehlern. Man denke nur an die variablen Aufschläge, mit denen er etwaige fehlende Körpergröße ersetzt.

Don Carlos, der Erste ist von Kopf bis Fuß und umgekehrt ein anderer Typ und anderer Spieler als Nadal, auch wenn der fast doppelt so alte “Rafa“ als Spanier natürlich sein Idol war, dem er schon als Junger nacheiferte. Wenn Nadal als oft so titulierter, fast fanatischer „Bullfighter“ die Gegner quasi bei den Hörnern packte, um sie zu erledigen, so erinnert Alcaraz eher an einen eleganten Torero, der bei allen kämpferischen Qualitäten manchmal auch mit seinen Gegenübern zu spielen scheint. Man hatte dem Büberl schon vor zwei Jahren eine große Zukunft prophezeit, aber das Eiltempo, in dem sich der 19jährige von den Top 200 bis unter die Top 10 und jetzt vielleicht schon zu seinen zweiten Masters-Sieg binnen kürzester Zeit, das macht ihn einer sensationellen Ausnahme-Erscheinung, die eben alle Jubeljahre einmal vom Tennishimmel fällt.

Jetzt stellt sich nur noch die Frage, ob es Alcaraz womöglich sogar gelingt, noch als Teenager die neue Nummer 1 der Welt zu werden. Angesichts dieser galoppierenden Entwicklung und der Negativspirale, in der er sich selbst seit dem misslungenen Comeback befindet, wird für Dominic Thiem jedenfalls die Luft nach oben immer dünner und dünner …

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