Werte Blog-Leser und Tennis-Freunde, da mit dem Vorarlberger Philipp Oswald an der Seite des ziemlich unbekannten Mexikaners Hach-Verdugo auch der letzte Österreicher in einem Wimbledon-Elite-Turnier ausgeschieden ist, können wir uns jetzt wieder ganz auf Österreich, Dominic Thiem und dessen nächsten Comeback-Versuch beim Challenger in Salzburg (Volksgarten) konzentrieren. Schafft er in diesem ziemlich hochkarätig besetzten Turnier der zweiten Ebene nach den verflixten Sieben auf einen Streich die Trendwende, um nach hartem Training langsam der immer noch junge alte Thiem zu werden? Um diese offene Frage drehen sich die Salzburg Open, bei denen es für den Sieger um 125 ATP-Punkte und mit 160.000 Euro Gesamtdotation auch um ganz schön viel Preisgeld geht.
Mit Gerald Mandl fungiert ein früherer Daviscupspieler als sportlicher Turnierleiter, der ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer allerdings fehlt bei dieser drittgrößten Leistungsschau des heimischen Tennissports, bei der von Thiem abwärts bis zum jungen Radstädter Lukas Neumayer per Wildcard fast alle Österreicher vertreten sind. Und warum, so werden sich nicht ganz so Eingeweihte fragen? Weil der aktuelle Sportdirektor sich als ehemaliger Junioren- und Doppelsieger lieber gegen Startentgelt und etwaige Prämien zum Legendenturnier in Wimbledon hat einladen lassen, um dort (mit einem Buben im neuen U14-Turnier) die rotweißroten Fahnen hochzuhalten!
Abwesend in Salzburg: Melzer; Sportchef im Volksgarten: Gerald Mandl; Talent im Fokus: Lukas Neumayer.
Na ja, auch im fortgeschrittenen Tennisleben muss man, Sportdirektor hin, offizielles Amt her, halt Prioritäten setzen, nicht wahr! Während Melzer also aus genannten Gründen den Salzburg-Open fernbleibt, hat er diese Woche mit dem neuen ÖTV-Präsidenten Ohneberg nicht verabsäumt, bei einer terminlich wirklich top angesetzten Pressekonferenz die Werbetrommel für – nein, nein: nicht für den aktuellen Challenger zu rühren, sondern als Deutsch-Wagramer aus Niederösterreich für den Challenger in Tulln, der in Memoriam Ronnie vom Leitgeb-Sohn Florian organisiert wird, aber erst in der zweiten US-Open-Woche im September steigt, also in gut zwei Monaten!
Wusste die Rechte nicht, was die Linke plant und tut? Oder steckt etwa gar Absicht dahinter, ein Turnier gegen das andere auszuspielen? Mit leisem Kribbeln hab ich mich da bei der Erinnerung an inzwischen längst vergangene und bewältigte Hund-und-Katz-Zeiten ertappt, als die anfangs gesunde, dann immer ungesundere Rivalität zwischen der Leitgeb-Muster-Partei und der Skoff-Lutschinger (Kukal, Bresnik)-Schiene bei Klagen und Prozessen endete. Es heißt zwar im Volksmund, dass sich Geschichte wiederholt, ich möchte aber hoffen, dass trotz Konkurrenzkampfes die Vernunft die Oberhand behält – und damit auch die Devise: Getrennt marschieren, aber vereint schlagen.
Wie zuletzt Wimbledon ja vor Augen geführt hat, hätte es der österreichische Tennissport dringend nötig, an einem Strang und damit den Schopf aus einer doch ziemlich gefährlichen Abwärtsschlinge zu ziehen. Auch das ist eine der Herausforderungen bei den heimischen Challenger-Turnieren, um dem rotweißroten Tennissport über Wohl und Wehe von Thiem hinaus eine schönere Zukunft als die alles andere denn berauschende Gegenwart zu eröffnen. Und dazu sollte eigentlich der hauptamtliche Sportdirektor des Verbandes über Eigeninteressen hinweg ein Scherflein beitragen. Aus dem so gut wie Ösi-freien Wimbledon lässt sich ja kaum sportlich Ersprießliches für die Heimat mitnehmen …
Auch ohne Jürgen Melzer wünscht der Blog den Salzburg-Open mit seinen Veranstaltern und Comeback-Kid Dominic ebenso wie allen anderen Österreichern in Qualifikation und Hauptfeld ein gutes Gelingen samt möglichst vielen Erfolgen, um über kurz oder lang wieder SpielerInnen unter die Top 100 zu bringen. Das muss nicht nur das Ziel des Ex-US-Open-Siegers und Weltranglistendritten Thiem sein.