Am Tag, als Queen Elizabeth zu Grabe getragen wurde, stand der Sport nicht nur auf der Insel ziemlich still. Wie sich am Ende herausstellte, war ihre Majestät sozusagen weltweit eine Königin der Herzen geworden und gewesen. Und Elizabeth II. hatte selbst auch ein großes Herz für den Sport und die SportlerInnen – nicht zuletzt deshalb, weil sie selbst eine hervorragende Reiterin war, die ihr Talent auch ihrer Tochter, Prinzessin Anne, vererbte! Jener königlichen Hoheit, die 1976 unter dem Namen ihres ersten Ehemannes als Anne Philips unter strikten Sicherheitsmaßnahmen am Vielseitigkeitswettbewerb, damals Military, der Olympischen Spiele in Bromont bei Montreal teilgenommen hat. Und als sie die sportliche Karriere beendete, sattelte die Princess Royal um – und wurde als Nachfolgerin ihres Vaters Prinz Philipp auch ganz normale bürgerliche Präsidentin des Reitsportweltverbandes (FEI). Ihre Tochter (aus erster Ehe), Zara Phillips, gewann Olympiasilber, wurde Teamweltmeisterin und dreifache Europameisterin! Welch edle, adelige „Kavallerie“…
Kurzum, die Queen und ihre Bluts- oder weitreichende Verwandtschaft mit Olympiasiegern und Medaillengewinnern wie die (Ex-) Könige Konstantin (Gold 1960, Griechenland), Harald (dreimal Olympia, Norwegen) und Felipe (Spanien, Barcelona 92) hatten und haben immer schon ein Faible für Sport, auch wenn es sich meist um elitäre Disziplinen handelte. Aber sie hat bei allem angeborenen und angelernten Traditionsbewusstsein auch sehr viele Türen geöffnet und sie hat in ihrer 70jährigen Amtszeit auch viele Größen, egal welcher Profi-Sportart immer, mit Orden geadelt, zum Sir erhoben oder zum Ritter geschlagen, man denke nur an Stanley Matthews, den ersten Fußballprofi, den trickreichen Publikumsmagneten und Evergreen, der als 42jähriger noch im englischen Team stürmte und sein letztes Erstliga-Spiel mit 50 Jahren und fünf Tagen bestritt (siehe Bild in Wembley).
Inzwischen sind die Sport-Sirs und Knights eine ganze Legion, darunter auch einige, die – man denke nur an Andrew und die Epstein-Affäre im eigenen royalen Haus – trotz all ihrer Verdienste, Siege und Rekorde dieser Ehre nicht würdig genug erweisen und sogar Haftstrafen antreten sollten wie der legendäre Champion-Jockey Lester Piggott, dem sie als Stammgast bei Royal Ascot so oft zugejubelt hatte. Mag schon sein, dass vieles von dem sozusagen als alte Hüte von gestern und vorgestern abgetan werden, aber Elizabeth II. war keine Ewiggestrige, sondern eine, die sehr wohl sehr oft mit der Zeit ging, ohne ihr vorauszueilen. Nichts hätte das besser illustrieren können als die erlauchte Nebenrolle, die ihre Majestät als Tribut an Sport, an Olympia, an die jüngeren Generationen, aber auch an das „Sicherheitspersonal“ ihres United Kingdom und der Commonwealth-Länder bei der Eröffnung der Sommerspiele 2012 in London mit dem Daniel-Craig-James-Bond so fabelhaft gespielt hat. Sense of humour. Very british!
Am Tag, als sie in Windsor die letzte Ruhestätte fand, hat sich unsereins auch darin erinnert. Und insgeheim leise gedacht, dass es doch so schön wäre, hätten unsere verehrten Spitzenpolitiker zumindest so ein echtes Herz für den Sport wie diese Queen auch noch auf deren alte Tag´ und nicht nur ein vorgegaukeltes Interesse ohne sportgeschichtlichen Background zu wenigen Anlässen. Ich bin mir sicher, dass auch der geübte Polo-Spieler Charles III. in diese royalen Fußstapfen tritt, damit England die Sportmacht bleibt, die es rundum immer war. Wie sich das sogar am Beispiel David Ryding manifestiert hat, der Skigeschichte als Kitzbühel-Sieger geschrieben hat. God save the Sport!