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Als die Formel 1 im Spa-Regen zur unverschämt-gefährlichen Null schrumpfte

Ich saß im Zug, deutsches Eck, kein Empfang am Handy. Wär´s anders gewesen, hätte ich trotzdem von der Formel 1 in Spa-Francorchamps nichts mitbekommen, weil nicht nur der strömende Regen und das lebensgefährliche Aquaplaning auf der Strecke als Spielverderber ins Geschehen pfuschten. Es hatte schon im Training immer wieder gekracht und der eine oder andere Pilot mehr Glück als Verstand gehabt, dass er nicht vom Regen in die Traufe gekommen war. Und die High-Speed-Kurven Eau Rouge, wo einst die junge, hochtalentierte deutsche Monaco-Sensation Stefan Bellof verunglückt war, sich Jahrzehnte danach nicht wieder in eine tödliche Falle verwandelte.

Dabei hatte der Himmel seine Schleusen alles andere denn unerwartet geöffnet, die Regenschlacht war von den Meteorologen ja schon tagelang angekündigt worden – und traf dann auch so pünktlich ein wie vorhergesagt. Natürlich sind die aktuellen Formel-1-Cockpits längst aus Karbon-Überlebenszellen geschnitzt und nicht mehr aus einem Material, mit dem bei jedem Grand-Prix vor zwei, drei und mehr Jahrzehnten der Tod sozusagen als blinder Passagier mitgefahren war. Dennoch wär´s wohl vernünftiger gewesen, auf die alarmierenden Warnrufe von Spitzenpiloten und auch Weltmeistern zu hören, die dringend nach der roten Flagge zum Zeichen des Abbruchs verlangt hatten.

Aber wenn die Obrigkeit nicht will, dann …. nein, nein: es liegt nicht nur in der Macht der Rennleiter, auf die Bremse zu steigen und zu sagen: Bis hierher und nicht weiter. Nein, da muss auch mit den TV-Networks, die die Rechte gekauft haben, und mit den wichtigsten Sponsoren, die Millionen in die Rennen buttern, verhandelt und alles abgesprochen werden, bis man Entscheidungen trifft Jene von Spa, als man den Start des Rennens nicht um Minuten, sondern quasi Stunden verschob, hatte am Ende wohl nur damit zu tun, alle möglichen Werbe-Partner aller möglichen Teams, Fahrer, Teamchefs möglichst lange ins Bild kommen, damit das Plansoll erfüllt wird – auch ohne sportlichen Wert, der gleich Null war ,um der Wahrheit die Ehre zu geben.

Und dass man dann analog unsinniger bis sinnloser Regeln ein Rennen hinter dem Pace-Car in der Startaufstellung ohne Überholmöglichen in Angriff nimmt, um es nach zwei Runden dann zu stoppen, so etwas spottet sowieso jeder Vernunft und Fairness, nicht aber Beschreibung. Ja, Spa hat stattgefunden mit endloser Verspätung, aber mit einer Verkürzung auf zwei „Prozession“-Runden, für die es dann halbe WM-Punkte gab/gibt. Viel mehr kann man, um es brutal auszudrücken, die treuen, hartgesottenen, in Sturm und Regen ausharrenden Fans nicht verarschen. Was das betrifft, war die Formel 1 tatsächlich die Formel 1 an Dreistigkeit. Aber irgendwann, da bin ich mir sicher, wird der GP-Sport für solche selbstherrliche, aber auch fremdgesteuerte Chuzpe selbst einen großen Preis zahlen.

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