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Am Ende war Barisic den Roten bei Rapid doch nicht mehr grün genug

Als die Führungsetage bei Rapid sozusagen in Windeseile die offenbar vom Klub über manch Kanäle ausgestreuten Gerüchte von einem Trainerwechsel dementierte, da hab´ ich mir insgeheim schon gedacht, dass da sicher was dran ist. Wenn sich ein Verein in einer verflixten Abwärtsspirale allzu demonstrativ hinter den Trainer stellt, dann ist der Tritt in den Rücken meist nicht weit.

Diesmal hat´s keine 48 Stunden gedauert, bis Rapid das eigene Dementi dementierte, um die Entlassung von Trainer Barisic zu bestätigen, der vorerst interimistisch bis Saisonende von einem anderen Ex-Rapidler und Zweite Deutsche Bundesliga-Legionär abgelöst wird. Jenem Stefan Kulovits, der den Rapid-Nachwuchs zum Winterkönig krönte. Und wie das so üblich ist, wenn es einen Trainer erwischt, dann wird im Nachhinein von beiden Seiten so viel Süßholz geraspelt, dass es schon höchst verwunderlich ist, dass sich vordem in welchen Rollen immer Unzertrennliche scheiden (lassen).

Ja, es gibt sie, die Mechanismen im Fußball, mit denen jener Zoki Barisic vertraut ist, deren Opfer er jetzt so wurde, wie er sie selbst als Sportdirektor gegen seine Trainer-Nachfolger hatte handhaben müssen. Ja, so sind die ungeschriebenen Gesetze, die im Fußball – Ausnahmen a la Rehhagel und Werder bestätigen ja nur die Regel – das Geschäft diktieren. Wenn die Spieler trotz bester Gelegenheiten nicht und nicht treffen, darum die Mannschaft verliert statt gewinnt, dann trifft es halt den Trainer, der leichter zu tauschen ist als für den einen oder anderen schwächelnden Kicker einen besseren zu günstigen Bedingungen zu kaufen.

Wobei sich die Frage stellt, ob der aus welchen nicht nur sportlichen Motiven lange hofierte Zoki über seine grünweiße Spieler-Zeit hinaus wirklich der richtige Mann am richtigen Platz war – oder eine mit vielen gut befreundete Schachfigur, die von einer Position auf die andere geschoben werden konnte, bis sich der Ball immer mehr in die falsche Richtung und weg vom Europacupgeschäft drehte…

Ob Rapid, ob Austria, zwischendurch noch Sportklub, Vienna, Admira mit und ohne Wacker, dazu den längst entschlafenen WAC – ich hab´ die Wiener Traditionsklubs und deren Aufs und noch mehr Abs über Jahrzehnte hinweg verfolgt und erlebt. Früher einmal waren es für damalige Begriffe private Geldgeber und potente Sponsoren, die aus den Violetten wie Grünen sogar Europacupfinalisten und Meister oder Cupsieger machten, die sich mit alteingesessenen, aber bundesweit neuen Topklubs abwechselten. Ja, das waren noch Zeiten, als die Walters, Draxlers und Nouzas, später Frank, der reiche Onkel aus Kanada; viel Geld bis Unsummen in den Fußball steckten. Ja, das war einmal. Wetten, dass es nie wieder kommt …

Natürlich haben sich die Parameter geändert, erst recht durch das Bosman-Urteil, lang lang ist´s her. Aber wenn sie mich fragen, dann ging es und geht es überall dort bergab, wo sich die Politik nicht nur einmischt, sondern mit ihren verlängerten Armen, wozu einschlägige heimische Sponsoren ebenso wie politische Interessensvertreter gehören, wirtschaftliche und damit auch verbunden sportliche Abhängigkeiten schafft.

In Hütteldorf wurde einem abgewählten ORF-General und verhinderten kulturellen Festspiel-Dirigenten als roten, aber jahrelang nie bei Rapid gesehenen Parteisoldaten das grüne Zepter in die Hand gedrückt. Und bei de Austria, wo schon der Pleitegeier über der Generali-Arena in Favoriten kreiste, ist jetzt der Wien-Holding-Boss als Fußball-Rathausmann der neue, starke Mann.

Es hat sich, wie die Ergebnisse zeigen und die Tabelle aussagt, wirklich ausgezahlt. Rapid und Austria liegen wie verfeindete und doch im Fußballschmerz vereinte Brüder auf den Plätzen sieben und acht. Ja, der Slogan stimmt schon: Wien ist anders (geworden). Lebenswert, liebenswert, bemitleidenswert als Sportstadt, in der Spitzensport nur noch alle, daher immer selteneren heiligen Zeiten stattfindet. Wir orientieren uns jetzt in voller Breite lieber nach unten. Auch im Fußball!

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