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Anders als Kicker sind lädierte Medaillenkandidaten halt nicht austauschbar

Unser aller Augen waren und sind natürlich zumindest Montagabend, 21. Juni, 18h, auf die Fußball-Euro und das österreichische Nationalteam gerichtet. Da war und ist alles andere zweitrangig und kaum der Rede wert, obschon wir uns nur einen Monat vor dem Auftakt zu den wie die Euro um ein Jahr verschobenen, aber dafür mehrmals bereits totgesagten Olympischen Spielen befinden. Natürlich wär´s schön, könnten wir Fußball-Österreicher heute Abend sagen, was die „Bild“ in Deutschland nach dem atemberaubenden Sturmlauf der Deutschen gegen Titelverteidiger Portugal geschrieben hat: Hurra, wir sind wieder da! Ja, das wäre schön, aber ebenso schön wär´s natürlich auch, könnten unsere besten Sommersportler nach den mageren Jahren der Null- oder kleinen Bronze-Runden von London und Rio an die goldenen Zeiten von Sydney oder Athen anschließen, als man da wie dort an den Gestaden der Welt- oder nur Mittelmeere in geradezu ungeahnten Erfolgen badete.

Wer sich allerdings in der ÖOC-Sportgeschichte auskennt und Tokio sagt, der erinnert sich mit Schaudern ans 1964er-Jahr, als Rotweißrot ebendort die medaillenlose Blechtrommel mit vierten und fünften Plätzen rührte, obwohl wir damals mit einem gewissen Heinrich Thun sogar einen, wenn nicht den besten Hammerwerfer der Welt schon heimlich als Golden Boy in die Auslage stellten. Aber was kannst machen, wenn´s einem Sportler wie dem Heeressportler Heinrich, dem davor schon graute, just dann ins Kreuz schießt, wenn´s draufankommt? Was der Weltklassewerfer Thun anno dazumal, das ist der Lukas „Luki“ Weißhaidinger von heute, ein schwergewichtiger Diskus-Hüne und Kraft-Lackl, der den Stars seiner Szene mehrmals das Fürchten gelehrt und schon den Medaillen-Kampf als WM-Dritter angesagt hat.

Wo sind meine Grenzen – das sind Fragen, die sich Weltklassekrauler Felix Auböck und Siebenkampf-WM-Dritte Verena Mayr stellen.

Verletzungsfrei, das sei betont, weil sich medaillenverdächtige, aber auch nur leicht lädierte Einzelsportler anders als beim Fußball nicht austauschen lassen. Ja – was sollst da machen, wenn´s bei einer Sportlerin des Jahres und Jahreswelten wie Frau Ivona Dadic zwickt und zwackt, sodass sie die Siebenkampf-Generalprobe in Ratingen aufgeben musste? Immerhin haben wir mit der WM-Bronzenen Verena Preiner, Pardon: verheiratete Frau Mayr, mehr als nur ein Backup, das an gleicher Ratingen-Stelle zum gleichen Anlass immerhin nach endlos langer Verletzungspause einen guten dritten Platz mit vielversprechenden Punkten belegt hat.

Aber es gibt ja noch ein paar andere wie Schwimmer Felix Auböck, der aber einen Super-Rekord schwimmen müsste, um ganz vorn zu landen. Wie die Segler Bildstein-Hussl oder Zajac-Matz. Wie Michaela Polleres im Judo. Wie Kanut(inn)en im Flach- und auch ohne Exweltmeisterin Kuhnle im Wildwasser. Wie Ruder-Solistin Magdalena Lobnig, aber leider nicht mehr Tennis-Topstar Dominic Thiem, der ja abgesagt hat – im Gegensatz zum ÖTV-Sportdirektor Melzer, der sich den Doppeltraum erfüllen will.

Na, lassen wir diese Aufzählung lieber, weil sich sonst die ansteckende österreichische Krankheit vieler heimischer Medienmenschen bemächtigt, die patriotischer-, aber irrtümlicherweise gerne davon ausgehen, dass sich österreichische (Olympia)-Sportler im Ernstfall selbst übertreffen. Allzu schön wär´s, würden sich solche Träume in gelebte Wirklichkeit verwandeln. Jedenfalls schienen die Aufstiegschancen der österreichischen Kicker ins Euro-Achtelfinale weit realistischer als die schönsten Hochrechnungen vor Tokio.

 

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