Fussball

Armer Pucher, reiche Swarovski

Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, was sich da um den Millionen-, wenn nicht Milliarden-Betrug rund um den sportlich gerade noch geretteten, nun aber insolventen und Lizenz-losen SV Mattersburg alles abspielt. Wenn man hört, sieht und liest, wie rigoros die Justiz bei vergleichsweise fast lachhaften Beträgen mit Ex-Politikern nicht (mehr) genehmen Couleurs umspringt, dann kann man sich nur wundern, dass – Krankheit-Folgen hin, Mental-Schwäche her – der Vater aller Commerzialbank-Malversationen geradezu mit Samthandschuhen behandelt wird. Ein Schelm, der sich denkt oder gar ausspricht, dass es bei härterem Vorgehen gegen Martin Pucher, besagten Vater aller Betrügereien, womöglich zu einer Kettenreaktion kommen könnte, die auch hochgestellte Personen nicht nur, aber vor allem aus dem Burgenland in die Verantwortung nehmen würde. Na, wo kämen wir denn da hin, wenn solche unbewiesene Zusammenhänge überhaupt angedeutet werden? So was geradezu an den Haaren Herbeigezogenes kann doch wohl nur professionellen Verschwörung-Theoretikern wie unsereins einfallen, oder nicht? Aber warten wir einmal ab, was immer noch dabei alles herauskommt, passiert oder aber auch unter den Tisch gekehrt oder unter Verschluss gehalten wird.

Was uns aber bei allem Respekt vor einer Millionärs-Familie nicht daran hindern soll, auch die ganz spezielle Lage des sportlichen Nutznießers des SVM-Skandals etwas näher zu beleuchten, sprich: der WSG Swarovski Wattens Tirol, der sich getreu der Bundesliga-Statuten im Nu vom ordentlichen Absteiger zum außerordentlichen Aufsteiger und Heimkehrer entwickelt hat – und dabei darauf verweist, wie gut der Verein wirtschaftlich gearbeitet habe. Das mag schon stimmen, aber ebenso stimmt, dass der Klub nicht zuletzt vom Wohl und Wehe seines Großsponsors Swarovski (mit mehreren Firmen) abhängt. Und der ist ja zuletzt medial nicht gerade gestreichelt worden angesichts der Tatsache, dass er für die ökonomische Corona-Zwangsjacke einerseits eine Millionen-Förderung kassiert, andererseits aber 1200 Mitarbeiter entlassen und alle anderen, wie man hört, sieht und liest, bis September einmal auf Kurzarbeit geschickt und sich selbst zum Familien-Luxus-Urlaub nach Marbella verflüchtigt hat.

Hand aufs Herz, wenn Sie einer dieser Mitarbeiter wären und mitbekommen würden, dass eben diese Firma lieber Geld in professionelle Fußball-Absteiger buttert statt für Butter und Brot für die Belegschaft zu sorgen, die das Unternehmen groß und größer gemacht hat, wie würden Sie dann darauf reagieren? Lassen wir das lieber. Hier geht´s aber ganz sicher nicht darum, so etwas wie Volkszorn zu wecken, sondern auch bürokratisch denkenden Fußballfunktionären klar zu machen, dass irgendwann die Vernunft stärker sein muss als irgendwelche Statuten und Regulative, die in Not- und Ernstfällen, aber auch aus Jux und Tollerei wie etwa bei der sportlich absurden Punkte-Halbierung ganz sicher der Realität angepasst werden müssen. Aber in Zeiten wie diesen, in denen das Absurde eh schon normal, das Normale aber fast schon absurd ist, rutscht allen möglichen Instanzen und Institutionen das Herz meistens dann in die Hose, wenn das Hirn gefordert wird,

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