Fussball

Höchst zwiespältige Rolle des ÖFB-Präsidenten als Sittenbild unserer Gesellschaft

Es mag zwar ein Zufall sein, dass sich die Dinge überschneiden. Nichtsdestotrotz liefern sie ein Sittenbild unserer Gesellschaft. Da der Prozess um den grünen Sohn meines ehemaligen „Presse“-Chefredakteurs Thomas Chorherr, dort die Chat-Affäre um dessen gerne großklotzigen, aber eher kleinkarierten Nach-Nach-Nachfolger, der sich – psst: nichts verraten – als heimlicher Gourmetkritiker selten die Zunge verbrannte. Und was der (Medien)-Politik recht, das wird doch im Sportgeschehen noch allemal billig sein, oder? Schließlich, so sagt ein Sprichwort, wäscht eine Hand die andere. Und ein anderes geflügeltes Wort wieder nennt das Leben ein Gegengeschäft, wobei interessanter Weise meist eine Seite dabei mehr profitieren kann/soll/muss, nicht wahr?

Wenn die Vorwürfe trotz seiner Dementi doch stimmen sollten, dann hat der Noch-Fußball-Präsident und Bohmann-Verlag-Teilhaber Gerhard Milletich diese Doppelrolle als lukrative Interessensgemeinschaft verstanden: Da Amtes walten, dort Inserate schalten, damit auf diesem (Zahl)-Weg alles auf den richtigen Nenner gebracht wird. Blöd nur, wenn dann in digitalen und aus welchen Motiven immer investigativen Zeiten wie diesen diese – sagen wir einmal so – Ungereimtheiten nicht mehr unter den Tisch gekehrt werden können, weil sie von irgendwelchen Seiten aufgetischt und nicht mehr weggewischt werden können. Jetzt stellt sich nur die Frage, ob es ohne Kläger auch keinen Richter braucht, ob es genügt, mit un(?)bezahltem Urlaub abzutauchen oder aber, wie es an sich der Anstand befehlen sollte, mit dem Rückzug von allen Ämtern auch den Preis für ein Fehlverhalten zu bezahlen.

Für die bei der höchst umstrittenen Milletich-Wahl zum ÖFB-Boss noch unterlegene Opposition waren die Enthüllungsberichte in News und Kurier jenes Wasser auf ihre Mühlen, auf das sie gewartet haben (dürften). Wenn jetzt bei einigen Landesfürsten schon die Rede davon ist, dass – welch andere Koinzidenz – vom Präsidenten eine rote Linie überschritten worden wäre, wenn sich einer sogar so weit hinauslehnt, um zu sagen, dass Milletich sowieso ungeeignet für diesen Posten wäre, dann sollte es höchste Zeit sein, dass der größte Sportverband das Landes ohne Rücksicht auf politische Verbindungen so schnell wie möglich reinen Tisch macht.

Für mich als distanzierten Betrachter der Wahl und des Follow Up war ja sowieso unverständlich, wie sich der Fußballbund – offenbar auf politischen Druck – auf einen Kandidaten aus einem (Burgen)Land einigen konnte, das gerade den Mattersburg-Skandal erlebt hat. Und auf einen Präsidenten, der mit seinem eigenen Verein Parndorf für eine Talfahrt von der zweiten in die vierte (Landes)Liga verantwortlich war. Einen  besseren Leistungsnachweis und tollere Qualifikation für so ein Amt hätte es ja kaum geben können, gell!

Wer aber fragt heute in Zeiten, da sogenannte Quereinsteiger, Selbstdarsteller, Wichtigtuer, Persönlichkeitsprothesenträger, Sesselkleber oder Karrieresüchtige mit Hilfe von eilfertigen Lemmingen (auch medial) in die erste Reihe drängen, ob diese nebst sonoren Tönen auch das nötige Potenzial und den richtigen Charakter mitbringen. Darum auch verkommt der heimische Sport nicht immer, aber immer öfter zu einem Selbstbedienungsladen, in dem halt dann und wann auch höchst dubiose Gegengeschäfte abgewickelt werden. Zur Ehre der Anständigen, die Zeit, Geld und Herzblut opfern sei gesagt: Noch sind sie nicht die Regel, aber auch nicht mehr die Ausnahme. Von denen, die sonst so laut danach schreien, habe ich aber noch nicht gehört, dass man den Anfängen wehren soll…

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