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Austria, Tofana, Cortina: „Wir sind Weltmeister!“

Die Herren der Schöpfung allesamt vorzeitig out im ersten WM-Parallelrennen von Cortina, dafür jedoch Silber für die Slalom-Medaillenbank Liensberger, unserer „Liensi“ statt der amerikanischen Lindsey i. R., aber nur deshalb, so unisono in Funk und Fernsehen verkündet, weil es in den undurchsichtigen FIS-Regeln angeblich so geschrieben stünde. Na gut, man kann ja nicht täglich alles haben, so dachte man, ehe die leise Enttäuschung und der sachte Zorn in totale Euphorie und Siegestaumel umschlugen! Nicht Silber, sondern doch noch Gold für die als Juniorenweltmeisterin schon vergoldete Vorarlbergerin, das vierte schon für Austria in Cortina. Keines am grünen Tisch, verteilt von Paragrafenrittern, sondern eines dank des Kleingedruckten, in dem wie so oft ganz Großes steckt. Da steigt Rauch auf!

Wie das? Weil die vermeintlich verdammte FIS-Regel, bei Zeit-Gleichheit eines Duos würde die beste Laufzeit über Sieg oder Nicht-Sieg entscheiden, nur für die Aufstiegs-, aber nicht die Endphase gilt. Und da, geneigte Leser, hat der ÖSV sozusagen zwei Fliegen mit einem Schlag getroffen, wenn man bedenkt, dass zwei auf zwei doch nicht ganz gleichen Kursen nach zwei Läufen tatsächlich auf die Hundertstel, also 0,00 in Grün, wie eineiige Zwillinge über die Ziellinie fahren. Das, mit Verlaub, ist fast schon höhere oder gar überhöhte Mathematik punkto skisportlicher Rechenkunst, noch weit schwieriger zu erreichen als ein Ex-Aequo-Super-G-WM-Titel anno 1999 vom nicht nur standfesten „Herminator“ mit seinem (späteren Ö-Haus-Trink-)Rivalen Kjus oder gar zwei Jahre später ein RTL-Sieges-Triple in Sölden mit Hosp-Maze und Flemmen. Und wenn wir uns an Vail und Beaver Creek erinnern, schon immer ein goldener Ski-Boden für Rotweißrot in Colorado, dann trifft das auch auf Cortina zu, wo einst Toni Sailer mit drei Olympia- und vier WM-Goldenen seinen Himmelsturm angetreten hatte, ehe im Weltcup zuerst Renate Götschl (10 Siege!), vor zwei Jahren aber auch Ramona Siebenhofer (Abfahrts-Doppelpack) die Tofana in ihr Vor- und Wohnzimmer verwandelten.

Wenn´s laft, dann laft´s, auch wenn´s immer nur der eine oder die andere sind, die siegreich durchkommen. Es sagt sich seit dem legendären, unvergessenen Leisetreter Rudi Nierlich seit drei Jahrzehnten so leicht dahin, aber es ist und bleibt trotzdem ein nicht zu enträtselndes Mysterium. Uns kann´s und soll´s nur recht sein, solange wir die goldenen, silbernen oder bronzenen Nutznießer dieses bisher nie gelösten Ski-Rätsels bleiben. Und wenn wir auf „Blacky“ und auf „Liensi“ schauen, auch auf Feller und Co, auch auf Team-Parallel-Trümpfe und weitere Slalom-Asse, wollen wir diesem fabelhaften, goldenen Geheimnis buchstäblich auf oder in der Spur bleiben. Wären wir (bisher nur versilberte) Deutsche und nicht Österreicher, würde uns „Bild“ mit allem Gold, Drum und Mannen in großen Schlagzeilen-Lettern ganz sicher bei ihren Millionen-Lesearn/Usern spektakulär so in Szene setzen: „Wir sind Weltmeister!“

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