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Bad News für Good News: Ohne Skandale oder Randale landet man fast im Niemandsland

Bad News is Good News. Mehr als nur ein Spruch. Heutzutage fast schon ein mediales Diktat. Mit Politik, Wirtschaft, (Schein)Kultur und Klatsch hat er auch den Sport erreicht, um nicht zu sagen pervertiert. Man kann das auch am Beispiel der Fußball-WM im grundsätzlich von den meisten westlichen Medien verdammten Katar festmachen. Was waren am Tag nach dem 6:1-Schützenfest der Portugiesen gegen die auseinandergenommenen Eidgenossen die wichtigsten Themen? Der Himmelsturm des 21jährigen Jungspunds Goncalo Ramos aus dem Nichts zum Triple-Pack-Torjäger? Mitnichten, verehrte Blog-Leser! Nichts da mit Ramos, dem neuen Wunderknaben!

Wie die Geier stürzten sich alle auf Ronaldo, seinen Solo-Abgang mit Kapitänsschleife in die Kabine, die Schimpfkanonaden seiner Familie gegen Erfolgstrainer Santos, der es gewagt hat, den gealterten, nicht in Topform befindlichen Rekordschützen und muskelbepackten Modellathleten entwürdigend auf die Bank zu setzen. Also wirklich, wenn das keine Zumutung ist, die einem Skandal gleichkommt, nicht wahr! Sechs Tore und keines von Ronaldo, obschon doch Toreschießen schon immer sein Lebenselixier war. Jetzt bin ich schon neugierig, wie der vorwitzige Santos auf all diese Seitenhiebe reagiert, denn nach der Schweiz ist vor Marokko, das man angesichts seines Abwehrgürtels nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte, was ja die stolzen, aber geknickten Spanier am eigenen Leib erfahren haben.

Apropos Schweizer. Ihrem Kapitän mit vom Namen her unleugbaren albanisch-kosovarischen Wurzeln, dem England-Legionär Granit Xhaka, wurde sozusagen ein skandalöses Verhalten in den Mund gelegt. Im wahrsten Sinn des Wortes, obschon man sich womöglich beim Xhaka-Schwyzerdütsch tatsächlich verhören kann. Er behauptet, gesagt zu haben, dass er auf eine dumme Frage gar nichts „sägä“ würde, der Reporter allerdings wollte gehört haben, dass er ihm bei einer blöden Frage eine „kläbä“ würde. Wobei ich, ehrlich gemeint, mir nicht vorstellen hätte können, dass Xhaka da zu einer Watsch´n ausgeholt hätte unterm Schirm der Fifa, auch wenn er noch so frustriert gewesen wäre. Die letzte Watsch´n, von der ich weiß, hat vor vielen Jahrzehnten der leider viel zu früh verstorbene, ehemalige Kurier-Redakteur Hansjörg Wachta nach einem Rapid-Training vom inzwischen über 80jährigen Alt-Rapidler und Alt-Internationalen Rudi Flögel (Spitzname „Chines“) kassiert. Aber das waren noch ganz andere Zeiten, als Journalisten zum Training kamen. Und bis in die Kabinen.

Um bei Negativ-Stichwörtern zu bleiben, so vermeldete die Fifa selbst, dass es im Trainingsgelände der mittlerweile abgereisten Saudis einen bedauerlichen Todesfall eines philippinischen Gastarbeiters gegeben habe, der bei Aufräum-Arbeiten bei einem Sturz vom Hubstapler auf Beton verunglückt sei. Eine traurige Geschichte, die sich aber in einem menschenverachtendem Scheichtum a la Katar natürlich vom bisher einzigen WM-Todesfall frei nach „Sun“ oder „Bild“ und anderen Tabloids einfach pauschalieren und dabei eine Dunkelziffer an Tausenden Opfern hochrechnen lässt. Ja, so tickt heutzutage offenbar die Medienwelt, in der meine Wenigkeit ein klitzekleines Rädchen ist, das dagegen höchstens aufbegehren kann, ohne was zu ändern.

In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass es aus österreichischer Sicht nicht nur Negatives gibt wie eine Niederlage von Dominic Thiem in einem Showkampf mit Comeback-Kid Zverev in Ryad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens, wo übrigens gesetzlich immer noch Köpfe rollen. Oder ein 0:4 der zweiten Salzburg-Garnitur (oder sagt man heute nur noch zweiter Anzug?) in einem Vorurlaubs-Testspiel gegen Inter Mailand. Aber es gibt auch einige höchst positive Kehrseiten.

Obschon das rotweißrote TT-Team durch eine Grippewelle (ohne Daniel Habesohn, Robert Gardos, jenseits 40, eine Woche ohne Training) geschwächt war, setzte es sich bei der Mannschafts-EM in Granada mit letzter Kraft gegen Gastgeber Spanien in einem TT-Krimi mit 3:2 durch. In Santa Caterina nahe Bormio feierte im Europacup-Super-G ein bisher so gut wie unbekannter Skiläufer aus dem Attergau beim Attersee den ersten alpinen ÖSV-Saisonsieg. Anders als andere Namen, die schon eigene PR-Schreiber haben, hatten vor dem Santa-Caterina-Doppelpack (Zweiter und Erster) viele den Namen des bereits 25jährigen Andreas Ploier nie gehört. Nur zu hoffen, dass es nicht bei Zweitagesfliegen bleibt, sondern einer wie einst der damals Nicht-nicht-Herminator Maier auftaucht und hält, was er verspricht: Hoppla, jetzt komm´ ich!

Erfolgstrio: Gardos, Ploier, Nemecz.

Und auch ein anderes Erfolgserlebnis sollte dementsprechend gewürdigt werden, auch wenn man wie bei Ploier nicht sagen kann, dass es so weitergeht wie . Der Grazer Golfprofi Lukas Nemecz, zuletzt beim South African Open an den Finaltagen vom Wind verweht, schlug zum Auftakt des Dunhill-Cups im Kruger Park, Südafrika, wo man auf dem Leopard Creek Course mitunter auch vor wilden Tieren oder Affen auf der Hut sein muss, mehr als spektakulär zurück. Mit sechs Schlägen unter Par (66) übernahm der 33jährige Grazer Jung-Papa zunächst einmal die Führung in diesem mit 1,5 Millionen Euro dotierten Turnier der DP World Tour (vormals European Tour).

Aber das ist wie so viele guten Resultate auch in einem vor gut zwei Jahrzehnten für Österreich noch unerreichten Weltsport inzwischen etwas Alltägliches, das keinem mehr vom Sitz reißt. Lauf der Zeit. Leider. Bad News für Good News.

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