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Herminator-Fan Ploier: Vom Unverkäuflichen zum bannbrechenden Europacupsieger

Knapp vorbei war bisher auch daneben für die österreichischen Alpinen, Damen wie Herren. Und wenn´s nur ein paar Hundertstel waren bei Hemetsberger, Hütter, Ortlieb und, ja auch einem gewissen Andreas Ploier im ersten von zwei Europacup-Super-G´s in Santa Caterina. Aber anders als die Weltcupstars drehte der bisher so gut wie unbekannte Ploier anderntags auf und das Ergebnis mit dem ersten Alpinsieg der Saison gleich um drei Zehntel um. Ploier, wer? Gute Frage angesichts dessen, dass der Mann, der den Bann brach, so gut wie noch nie in größeren, bundesweiten Medien aufgetaucht war. Dabei ist Andreas Ploier kein frühreifes Talent, sondern mit seinen 25 Jahren bereits ein Spätzünder, der seit Jahren auch daran gescheitert war, dass seine Ausfallsquote zu hoch und sein FIS-Punktekonto zu schwach gewesen war, um ins Rampenlicht zu fahren. Und obendrein kommt der Mittzwanziger nicht aus einem alpinen Tal oder Ort, sondern aus Weissenkirchen im Attergau, wo die Wellen des Attersees näher sind als steile Hänge oder Pisten.

Nichtsdestotrotz hat er auf einem nur zweihundert Meter langen Hang mit Schlepplift quasi im Dorf schon als Zweijähriger die ersten Schritte auf Schnee gemacht, bis ihn sein Vater öfter nach Hinterstoder oder Hintersee begleitete. Auch wenn Herr Papa eine Firma („Chipfasern für Haushalt, aber auch Computer“) betreibt, so sah der skiverrückte Bub seine nähere Zukunft stets auf den Pisten, auch dann, als sie schon Vergangenheit zu sein schien – und er im Karriere-Danach-Projekt Kada („Damals war ÖSV-Präsidentin Stadlober noch Chefin dort!“) in Wien seine Berufsreifeprüfung („Mathematik, Deutsch, Englisch, Sportmanagement!“) an der BHAK10 ablegte. Ein Einstieg ins väterliche Geschäft war für ihn kein Thema, was er in  Selbstironie so erklärt: „Wie soll ich was verkaufen, wenn ich mich net amoi selber verkaufen kann?!“

Gut gebrüllt, halb so junger Ski-Löwe aus Oberösterreich, dessen großes Idol jener Hermann Maier war und ist, der auch ein Vierteljahrhundert warten hatte müssen, bis er auf Umwegen doch noch sein Weltcupziel und dann den Helden- und Supermannstatus erreichte. Dabei weist Ploier auf Parallelen zum Herminator hin. „Am Tag, als sein Fünfziger gefeiert wurde, hab´ ich mit 25 mein erstes großes Rennen gewonnen. Und weil er immer die Nummer 8 gewählt hat, hab´ ich mir als Halbscheit die 4 genommen als gutes Omen. Und der Hermann hat ja auch nach seinem zweiten Platz im ersten Europacuprennen am zweiten Tag gewonnen!“ Noch aber ist Ploier erst eine halbe Maier-Portion. Aber mit einem Sieg im Skigeschäft. Und als Flach- bis Hügelländer wie Landsmann Vincent Kriechmayr eine neue ÖSV-Hoffnung, in der offenbar Siegergen steckt.

Darum auch darf er demnächst in Gröden im Super G („Ich fahr auch gut Riesenslalom und Abfahrt, ist aber meine Lieblingsdisziplin!“) im Weltcup starten. Davor aber gibt´s am kommenden Montag und Dienstag noch die Probe aufs Santa Caterina-Exempel beim Europacup-Super-G-Doppel in Zinal im Wallis. Eine Piste, die er kennt, weil er dort schon zweimal Super-G-Siebenter und RTL-Halbzeit-Zehnter im Europacup gewesen war. Inzwischen aber ist Andreas ja aus der Unvollendeten- in eine Siegerrolle geschlüpft. Vielleicht lässt das herminatorische Vorbild aus der Ferne grüßen…

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