Aufatmen. Ein Stein, nein: ein ganzer Felsbrocken, ist mir vom Herzen gefallen. Dominic Thiem, unser „Domi“, muss nicht operiert werden, das rechte Handgelenk hat der medizinischen Belastung standgehalten. Gott sei´s gedankt, besser gesagt: dem Arzt oder den Ärzten, die das konstatiert haben. Wann, das wissen wir, am Montag, 4. Oktober 2021, dieser Schicksalstag wurde ja auch medial plakatiert. Aber welche Koryphäe das wo festgestellt hat, das zeigt schon, welch Weltmann aus dem Tennisstar aus Lichtenwörth bei Wiener Neustadt mittlerweile geschlüpft ist.
Nicht etwa, dass unser lädiertes, seit Monaten nicht spielfähiges, ja nicht einmal trainingstaugliches Tennis-Testimonial Dominik Thiem eines der renommierten, bestens ausgerüsteten heimischen Spitäler a la AKH oder Speising und andere konsultiert hätte, nein: Domi ist auf Rat seines spanischen Managements nach – nein, nicht nach Madrid, Barcelona oder sonst irgendwo auf der iberischen Halbinsel gedüst, sondern nach Belgien.
Jawohl Belgien und dabei nach, nein: nicht nach Brüssel, sondern nach Antwerpen. Ja, wohin denn sonst, wenn nicht als be- und geschädigter Brillant in die Stadt der Diamantenschleifer? Thiem hat uns seine Erleichterung, wie es sich gehört, auch schon via Instagram in einer 45-Sekunden- Message mitgeteilt und dabei seiner Vorfreude auch Ausdruck verliehen, irgendwann in ein paar Wochen wieder zum Racket greifen zu dürfen und zu können, was er in der endlos langen Zwangspause des „Krankenstands“ schon sehr vermisst hat. Dafür hat er uns die von der Schiene hoffentlich nicht nur temporär befreite Hand mit einem Lächeln gezeigt, das Hoffnung macht.
Zwar hat der gute Domi keine Bälle wechseln können, dafür haben er oder aber sein Management ein anderes Gesellschaftsspiel entdeckt, das da lautet: Wie nütze ich die (un-)freiwillige Halbzeit der Karriere, um ein zuvor sehr erfolgreiches Experten-Team der Reihe nach auszutauschen, um für die zweite Hälfte des Tennislebens gerüstet zu sein? Wer weiß, ob sich da nicht für Thiem und sein kosmo(s)politisches Management weitere Wechsel anbieten angesichts der Tatsache, dass ja mit Touring-Coach und Sportwissenschaftler noch zwei vom alten Schlag mit von der neuen Partie sind.
Ja, heutzutage muss man, um sich und der Welt weltmännisch zu begegnen, auf alles gefasst und bestens gerüstet sein. Bis zur Rückkehr auf dem Court sind ja noch gut drei Monate Zeit die sich mit Quereinstiegen in Adabei-Spalten, Seitenblicken-Ecken und Zirkuszelten füllen lässt. Das ist für angesichts des Grand-Slam-Titels, der großen Erfolge und der vielen Lobeshymnen immer noch drin. Nichtsdestotrotz würde ich selbst dafür weder Handgelenk noch Hand ins Feuer legen – auch wenn sie die belgische Belastungsprobe in der Stadt der Diamantenschleifer bestanden hat…