Radsport

Brutal, aber wahr: Money talks, Bullshit walks

Schauen Sie fern, geneigte Blog-Leser, vor allem Sport? Wenn ja, dann muss Ihnen ja aufgefallen sein, dass Sport und Sport in Corona-Zeiten wie diesen alles, nur nicht eins ist. Sieht man einmal von den alten Schätzen an, die etwa ORF-Marketing als Knüller und nicht als Second Hand verkauft, so hat sich nach dem Lockdown längst eine Zweiklassengesellschaft gebildet. In vereinfachter Form und mit Ausnahmen, die diese neue Regel bestätigen, schaut das so aus: Da die Reichen, dort die armen Kirchenmäuse. Da der kleine Kreis an Events, in denen der Rubel rollt, sprich: Sponsoren-Milliarden von Großkonzernen mit im Spiel sind, dort eine Absagen-Flut an Veranstaltungen, die – frei nach deutscher Diktion – nur kleinere Brötchen oder ohne Gönner gar keine backen können.

Was erlaubt oder verboten wird, das bestimmen staatliche bis sportliche Gesetzes- und Regelhüter, die sich an grotesk-skurriler Widersprüchlichkeit geradezu Grenzen wie Hausverstand überschreitend immer mehr überbieten. Ist ja tatsächlich eine höchst spannende, interessante Frage, warum zum Beispiel – und ich habe übrigens nichts dagegen – die Tour de France-Kolonne wie gewohnt durchs hügelige oder bergige Land rollt, Rad an Rad, Mann an Mann. Mal schwitzend, mal keuchend, mal stöhnend, bis der Sieger dann im Interview schleunigst zur Maske greifen muss, damit alles seine formale Richtigkeit hat, nicht wahr. Und was ist mit den Tröpfchen, die angeblich ja die gefährlichsten Virenschleudern sind. Ja, was ist mit denen im Schweiße des Nachbarn-Angesichts? Die Tour ist davor wohl immun, oder?

Nicht anders verhält es sich beim Tennis, wo einem beim US-Open aus New York aus allen Ecken und Enden der TV-„Show-Courts“ die Werbe-Logos der potenten Sponsoren stumm entgegen lächeln, es aber kein Echo von den menschenleeren, auch mit Logos bedeckten Rängen gibt, wenn Novak Djokovic, der Branchen-Primus  in Neudeutsch, Frust oder Freude ins Nirwana brüllt. Oder wenn Lewis Hamilton, das Nonplusultra der Formel 1, nach erfüllter Sieges-Pflicht mit Gesichtsschutz statt Helm zum „Maskenball“ schreitet, obschon der einzig erlaubte Fragesteller sowieso gut zwei, drei Meter entfernt mit Mikro steht. Lächerlich. Aber wenn´s das Gesetz so sagt, dann wird´s so gemacht. Ohne Wenn und Aber. Auch grünes Licht hat schließlich den Preis, Vorbildrollen zu spielen …

Vom Fußball brauchen wir gar nicht zu reden, der noch länger rollt als die Tour. Und während etwa in Norwegen der Stavanger-Eisschnelllauf-Weltcup (auch für Vanessa Herzog) schon jetzt Covid19 oder neuerdings Cov2-Sars zum Opfer gefallen ist, während auch alle möglichen Ski- oder Biathlon-Rennen bereits abgesagt sind, während anderen Sportlern bei der Einreise nach Norwegen die Quarantäne droht, geht am Freitag – sofern nichts Außergewöhnliches dazwischenkommt – das Duell mit Österreichs Fußballteam im neuen Nations-Cup wie geplant in Oslo über eine (so gut wie leere) Bühne oder besser: den Rasen. Es sei eben, so ein Sport-Insider, der nicht genannt werden will, ein wesentlicher Unterschied, ob ein Eislauf-Weltverband wie ISU oder eine weit mächtigere Institution a la Uefa mit leisem Druck fragt, ob es Zu- oder Absagen gibt. Irgendwie erinnert man sich dabei an das geflügelte anglo-amerikanische Wort, das der unvergessliche Wembley-Held und Dallas-Cowboy Toni Fritsch so gern gebraucht hat: Money talks, Bullshit walks. Mit dem kleinen, feinen Unterschied, dass im Corona-Fall das große Geld erst alles in Gang setzt, Kleingeld aber Stillstand bis zum St.-Nimmerleinstag bedeutet …

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