Fussball

Das 1:1 der Österreicher in Brüssel war in jeden Fall ein Triumph für das Spiel gegen den Ball!

Es ist nicht einfach, solch ein Fußballmatch, das man sogar gewinnen, aber ebenso locker auch noch glatt verlieren  hätte können, ein Match also auf des Messers Schneide, in dem ganz teutonisch mit Haken und Ösen um jeden Meter gerungen wurde, ganz nüchtern und objektiv zu beurteilen. Es mag zwar legitim sein, dieses 1:1 im König-Baudouin-Stadion zu Brüssel gegen den Weltranglistenvierten und EM-Gruppenfavoriten Belgien frei nach Helmut Qualtinger als Sieg für Österreich zu verkaufen, Punkt ist immerhin Punkt und die Gruppenführung damit verteidigt. Ganz im Sinne von Ralf Rangnick, so möchte es sarkastisch formulieren, war´s aber in erster Linie – abgesehen von einigen Spielzügen und der großen Posch-Chance – ein Triumph im Spiel gegen den Ball! Jawohl, gegen den Ball!

Beim sogenannten „Hochstehen“, also vormals Forechecking oder Pressing, aber Fortschritt muss schließlich sein, packten die giftigen, bissigen Österreicher ganz Anti-Ösi-like die roten Teufel bei den Hörnern, damit es zu möglichst wenig Spielfluss kommt. Das, werte Blog-Leser, war aller Ehren wert und verdient auch allerhöchsten Respekt, wobei ich mir den kleinen kritischen Seitenhieb auf unser aller „Schneckerl“ nicht verkneifen kann, der besonders lobend Post festum im ORF hervorhob, dass die Mannschaft im Finish mit allem, was sie hatte, um den Punkt gekämpft habe. Dazu fällt mir nur kurz ein: Was sonst, großer Meister, hätten sie machen sollen, können, müssen, dürfen? Es ist halt, wie im Leben und im Fußball, immer Ansichtssache.

Ja, beim Ball und bei den „Ballesterern“, da scheiden sich halt oft und viele Geister, weil immer und überall Vorurteile und Antipathien, Vorschusslorbeeren und Sympathien eine große Rolle spielen. Es liegt mir völlig fern, dieses 1: 1 in Brüssel auch nur im Ansatz abzuwerten, weil der halbe Erfolg womöglich schon so etwas wie die halbe EM-Miete sein kann, wenn wir die Moralinjektion gegen Schweden mitnehmen, das sei hiermit gesagt. Und das wäre für den Fußball im Lande eine ganz solle Sache, eine nee Aufbruchstimmung. Aber ich meine, dass man im Überschwang des halben Erfolges auch die Belgier nicht von vorhinein in den Fußballhimmel heben muss, weil viele Fakten dagegensprechen.

Die roten Teufel haben – wie wir übrigens, allerdings vor 69 Jahren – erst eine WM-Bronzene (2018) gewonnen, sind aber ihren Favoritenrollen auch mit der Goldenen Generation so gut wie nie gerecht geworden. Aus in der WM-Gruppenphase in Katar 22 (3. hinter Kroatien, Marokko), Viertelfinal-Aus bei der EM 21 gegen die Italiener, so nebenbei 1:2 wie unsereins. Damals mit De Bruyne, dem Hirn der Truppe, der in Brüssel fehlte. Und anders als ehedem, als ein Auswärtspunkt was Tolles war, wird´s beim neuen Fußballstil, der auf Stil wenig Wert legt, immer schwerer, daheim Abwehrketten zu brechen. Wo hat Belgien gegen Schweden 3:0 gewonnen? In Schweden! Es ist also auch Dienstag gegen die drei Kronen aus dem Norden eher Vorsicht am Platz.

Was unsere bevorzugten Top-Legionäre betrifft, so hat David Alaba nach zwei kapitalen Patzern ohne Folgen seine Sache beim Hunderter-Jubiläum ganz gut gemacht, ob aber ein Arnie Arnautovic in dem Zustand, in dem er sich befindet, für dieses Team mit dieser Art des Fußballs noch von Nutzen sein kann, das wage ich zu bezweifeln. Es fehlt nicht an Kreativität und Können, aber an Antritt, an Tempo, an Härte, an Zweikampfstärke und am Spiel gegen den Ball. Das Spiel mit dem Ball, den er am liebsten ja streicheln würde, gehört ja inzwischen der Vergangenheit an, auch wenn´s einem innerlich schmerzt. Der Zweck heiligt alle Mittel. Leider auch, dass er dabei die Schönheit des Fußballs verschlingt.  

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