Man hat mir ja schon des Öfteren, meiner bescheidenen Meinung nach unberechtigt, ein Alaba-Bashing vorgeworfen. Glauben sie mir, geneigte Blog-Leser, dem ist nicht der Fall. David Alaba ist ein Vollblutkicker, technisch bestens beschlagen, ein Fußballer, in dessen Adern sozusagen Talent fließt. Was in ihm steckt, das hat er ja jahrelang beim FC Bayern München gezeigt und jetzt an einem denkwürdigen Abend in Stamford Bridge, London, unter Beweis gestellt – mit drei Meilensteinen auf einen Sitz!
Sein 100. Jubiläumsspiel in der Champions-League krönte er mit dem 70. Sieg in der Königsklasse, einem 3:1, welches wohl die Basis für den Aufstieg ins Semifinale beim Rückspiel im Bernabeu-Stadion bedeutet. Und während vorn der bärtige Franzose Benzema, 34, mit drei Toren bewies, dass Alter nicht vor Weltklasse schützt, wurde David im Abwehrzentrum mit Kollegen zum nahezu unüberwindlichen Goliath. Eine Leistung großen Formats. Absolute Weltklasse – auch in der Umsetzung des taktischen Konzepts von Trainer Ancelotti, das von Anfang an auf Abfangen vor dem Strafraum und schnelles, präzises Umschalten in den Angriff aufgebaut war.
Bayern war eben FC Bayern auch und vor allem mit dem kongenialen Partner Ribery. Und Real-Madrid ist und bleibt eben das bis dato in allen Europapokalen erfolgreichste Team, eine Weltauswahl, in der es eine absolute Ehre ist, zum Stammpersonal zu gehören – trotz des einen oder anderen Ausrutschers wie etwa zuletzt im „Clasico“. Wo aber findet man David Alaba? Wo setzt ihn Freund Ancelotti ein, der ja auch aus seiner Bayern-Zeit weiß, wo er ihm am meisten hilft und am besten zur Geltung kommt? Als linken Außenverteidiger oder aber in der Viererkette im Abwehrzentrum! Und bei den Bayern war´s mit wenigen, auch durch Ausfälle bedingte Ausnahmen, nicht anders. Und alle, die seine Toptrainer waren, haben sich dabei nicht getäuscht, sie lagen damit absolut richtig, weil sie Vorzüge und Defizite bei Alaba richtig taxiert und ihrer Einschätzung nicht geirrt haben.
Nicht dass ich wüsste oder mir zu Ohren gekommen wäre, dass sich der Millionenstar David dagegen gewehrt oder gar, wie der Volksmund sagt, einen Baum aufgestellt hätte. Da hat er sich immer untergeordnet, um der Mannschaft so dienlich wie möglich zu sein. Beim Nationalteam aber ist´s seit Jahren anders, ob das nun unter Marcel Koller bei der verpatzten Euro 2016 war oder in der Ära von Franco Foda, die jetzt mit der verpassten WM 2022 zu Ende gegangen ist. Da hat man sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass bei allen Spielvarianten und Aufstellungsversionen der gute David mit seinen anderen Wiener Auslandskumpeln kraft seiner zugeteilten Rollen in – das sei betont – perfekt eingespielten Klubs ein Machtwort mitgesprochen hat.
Und das mag auch eine der Wurzeln des Übels gewesen sein, dass es bei uns im Nationalteam dann, wenn es um die Wurst gegangen ist, nicht funktioniert (hat). Alaba als kreativer Ideengeber und Einfädler, David als Führungsfigur und Motor, das ist so, als würde man aus einem Diplom-Ingenieur einen Oscar-Regisseur machen wollen. Österreichs Nationalteam kann von David Alaba und seiner (Welt)Klasse nur profitieren, wenn er dort und das spielt, wo und was er am besten kann. Und da sei auch dem großen Star ins Stammbuch geschrieben, dass sich persönliche Bedürfnisse dem nationalen Interesse unterzuordnen haben. Das ist alles, nur kein Bashing, sondern ein Diktat sowohl von Vernunft als auch sportlicher Größe!