Fussball

Die rotweißrote Halbzeit-Elf

Eine Hälfte gegen inferiore Hausherren hui, die nächste gegen die minderbemittelten Nordiren aber eher pfui. Österreich hat zwar mit dem 1:0 in Belfast auch die Gruppenführung im European Nations Cup übernommen, für meine Begriffe aber wär´s fahrlässig bis leichtsinnig, jetzt zu behaupten: Mehr als g´winnen kannst ja nicht! Post festum könnte man natürlich sagen, dass dann, wenn der hochtalentierte, aber diesmal glücklose Baumgartner seine zwei Chancen nicht verjuxt, Hinteregger aus zwei Meter ins Tor und nicht gegen den Tormann geköpfelt hätte, ja dann hätten wir ein ähnliches Schützenfest in Begast feiern können wie die von uns in Oslo besiegten Norweger (5:1) und am Ende nicht bis zum Schlusspfiff ums magere 1:0 gegen drittklassige Kicker zittern müssen.

Aber dieses typisch österreichische Hätti-Täti-Wari ist die Vorstufe zum Selbstbetrug, der gefährlicher ist als andererseits hilfreiche, konstruktive Selbstkritik, die nichts mit Nörgelei oder gar Wadelbeißerei zu tun hat. Natürlich stimmt´s, dass wir sogenannte Hundertprozentige im Minutentakt vernebelt haben – aber ebenso stimmt es auch, dass just der vor der Pause als offensiver Linksverteidiger endlich wieder gute David Alaba in der Nachspielzeit fast den Ausgleich verschuldet hätte, als er Boyce nur beschattete, also begleitete statt zu attackieren. Ja, ausgerechnet Alaba, der zuletzt auch beim FC Bayern nicht der Standfesteste in der Abwehr gewesen war. Just im Finish, als sich immer mehr Ball- und Abspielfehler einschlichen.

Was zur nächsten Frage führt, die da lautet: Warum hat in Belfast wie schon in Oslo das Pressing nach der Pause nicht mehr so funktioniert wie davor? Lag oder liegt´s daran, dass sich die Mannschaft un- und unterbewusst zurückzieht, um den Vorsprung zu verwalten und auf Konter zu lauern? Oder hat´s damit zu tun, dass das Forechecking so viel Kraft und Substanz kostet, dass es noch nicht reicht für ein ganzes Match reicht? Man kann´s so oder so sehen, aber diesem Phänomen, das sich jetzt wiederholt hat, muss die Ursachenforschung vom stets positiven Teamchef Franco Foda und Co ganz ohne Süßholzraspeln auf den Grund gehen, damit es demnächst in Ploesti gegen Rumänien nicht wieder passiert.

Dass mit den Hagi-Epigonen nämlich nicht gut Kirschen essen ist, das wissen Mannschaft und Trainer ja spätestens seit dem Heimspiel-2:3 vor wenigen Wochen, als sie nach allen Regeln der Kunst ausgekontert wurden. Es wäre fatal, sich von einem eher mickrigen 1:0 und einer zwischenzeitlichen, mit den Norwegern punktegleichen Gruppenführung täuschen und in die Irre führen zu lassen. Mit Halbheiten, also Halbzeiten, wird´s schwer möglich sein, aufs Ganze zu gehen, sprich: zu drei Punkten und zum Gruppensieg zu kommen…

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