Fussball

Beleidigte Sieger oder: Kritik unerwünscht

apa, scheriau

Als hätte ich die Reaktion geahnt, so wurde ich bei der Lektüre der (U-Bahn-Gratis-)Zeitungen in meiner Einschätzung bestätigt. Voll Unverständnis quittierten die rotweißroten Teamkicker die ohnehin zarten und keineswegs harschen kritischen Töne nach dem 1:0 gegen die Nordiren. Nein, nein, das hätten sie sich nach zwei Siegen, dem 2:1 gegen die Griechen in Klagenfurt (um die Goldene Ananas) und dem Erfolg in Belfast im Nations-Cup nun wirklich nicht verdient. Unterton: Mehr als Gewinnen kann man nicht. Und dazu noch die Führung in der Gruppe übernommen, wow! Nach dem Motto: Wes Brot ich ess´, des´ Lied ich sing, heult auch manch einer der Kolumnisten-Experten voll Bewunderung mit den (Team-)Wölfen, die sich auf einmal medial vereinsamt und unterschätzt fühlen.

Mit Verlaub – auch wenn Kritik immer subjektiv ist, so muss sich unsereins in aller Bescheidenheit doch fragen, ob die spielenden Protagonisten wie schreibenden Faserschmeichler auf einem Auge blind sind, weil sie nur sehen, was in den ersten 45 Minuten (wenn auch mit fehlenden Abschlüssen) tatschlich gut, vielversprechend und zukunftsträchtig war. Aber ein Match dauert eben mindestens 90 und mehr – nach neuer Diktion – „Nachschlag“-Minuten, die womöglich alles, was vorher war, zunichtemachen und ein Match auf den Kopf stellen können. Schwamm drüber, weil: guat is ´gangen, nix is´g´schehen, das gleicht Realitätsverweigerung.

Und das gilt auch im Einzelfall des David Alaba, der in Belfast anfangs in seiner ehedem angestammten Rolle als offensiver linker Verteidiger noch dazu ohne Forechecking-Gegenwehr der harmlosen Briten vor allem als Flankenschläger an beste Zeiten erinnerte, am Ende aber wie zuletzt beim FC Bayern wieder defensive Schwächen offenbarte – wie eine, die fast fatal geworden wäre. Fazit: Glück gehabt. Aber das Glück, so heißt es ja in einem typischen Wien-Lieder von Erika Pluhar, is a Vogerl, das einmal dahin, einmal dorthin fliegt. Kurz gesagt; Darauf ist kein Verlass, dass es sich just bei der österreichischen Nationalmannschaft einnistet.

Und an eben dieser liegt es, kritische Töne schon Mittwoch im nächsten Auswärtsduell mit Rumänien zum Verstummen zu bringen. Nicht nur als Halbzeit-Spezialisten, denen nach der Pause immer mehr der der Sprit ausgeht, sondern mit voller Pulle über die volle Distanz. Dann, da bin ich mir fast sicher in meiner Einschätzung, wird unsere Nationalmannschaft dank höherer Qualität und besserem Potenzial auch dieses Match gewinnen. Und dabei mehr Lob einheimsen als Kritik kassieren. Aber wo kritische Töne angebracht sind, dort müssen sie – wie nach Klagenfurt und Belfast – auch in Zukunft möglich und erlaubt sein, ohne als unerwünschte Einmischung von außen auf beleidigte Leberwürste zu stoßen. Das Prinzip: Mehr als g´winnen kann man nicht, das stimmt schon. Aber wie man gewinnt, das macht den Unterschied erst so richtig aus. Es ist das Salz in der Suppe.

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