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Die Stadlobers – eine fast schon kitschige Familiengeschichte a la Dynasty

 Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Nicht dort, wo wir Wintersport-Patrioten damit spekuliert haben, gab´s die erste Medaille bei den Peking-Spielen. Nein, nein, weder durch geschwächte Frauen-Power auf der Normalschanze noch durch Mixed-WM-Silber am Schießstand, sondern just in der Langlaufloipe.

Und just Teresa Stadlober, die nach einem Spießrutenlauf erst verspätet in China eingetroffen und gar nicht zuversichtlich gewesen war vor dem Auftakt, landete den historischen Coup. Just jener verdatterte Pechvogel von 2018, der damals auf dem Weg zu Silber in einem Blackout in die falsche Richtung gelaufen war, entschädigte sich jetzt unter schwierigsten Voraussetzungen für Schaden und Spott von Korea.

Teresa Stadlober am Ziel aller Träume und der olympischen Endstation Sehnsucht in der Peking-Loipe.

Just das Töchterl der neuen ÖSV-Präsidentin, der einstigen Slalomkanone, und des ehemaligen Staffelweltmeisters, der sich als TV-Kommentator verständlicherweise nicht nur vor Begeisterung in der Kabine überschlug, sondern sich auch bei allen bedankte, die ihn als Privattrainer und seine Teresa gefördert hatten. Vor allem den Steirern – obschon die Mama aus dem salzburgischen Radstadt kommt, wo auch die Tochter daheim ist. Eine, die im wahrsten Sinn des Wortes nicht von schlechten Eltern ist…

Mit Olympia-Bronze, ihrer allerersten Medaille bei den Großen, hat Teresa jetzt den Kreis zu Vaters WM-Gold (1999, Ramsau) und Mutters WM-Silber (Crans-Montana, 1987) samt zwei Slalom-Weltcupkugeln geschlossen. Was für die vierjährige Langlauf-Elevin mit der roten Laterne im ersten Rennen, später dem Junioren-WM-Titel und einigen Blechtrommeln begonnen hatte, endete jetzt auf dem olympischen Podest, mit dem sie Geschichte wie Geschichten schrieb.

Fast schon kitschig, als wär´s fürs (Patschen)-Kino aufbereitet. Ja, eine Familiengeschichte (Foto mit Vater, Mama, Bruder Luis, der Karriere früh beendet hat) die ihresgleichen sucht. So etwas wie Dynasty, skisportlich betrachtet. Oder regional als Hoch vom Dachstein an, getreu der steirischen Landeshymne, weil dort, am Dachsteingletscher, die Erfolgsspur vorbereitet und gelegt worden war.

Gegen den anfänglichen, aus Turin-Urängsten stammenden Widerstand des Skiverbandes, dem das gemeinsame Training von Teresa mit den stets unter Doping-Generalverdacht stehenden Russ(inne)n ein Dorn im Auge war. Aber der Herr Papa ließ sich als Boss des Langlaufzentrums Ramsau auch von den damaligen Gottsöbersten im ÖSV weder dreinreden noch davon abhalten, mit Teresa seiner eigenen Wege zu gehen, von denen nach fast schon ernüchternd schwachen Rennen zu Saisonbeginn nicht zu erwarten gewesen wäre, dass sie schlussendlich an die olympische Endstation Sehnsucht führen würden.

Aber der Doktor der Rechte und rechte Trainer seiner Tochter hatte sich nicht verkalkuliert. Seine Devise: Eile mit Weile, um den Lohn härtester Arbeit zu kassieren, war historisches Bronze wert. Wer weiß, ob es nicht zu so etwas wie einem Katalysator-Effekt wird, mit dem all die früheren Kehrseiten der Medaillen für immer der Vergangenheit angehören. Schon einmal ist´s ja jetzt in Peking und Umgebung ganz anders gekommen, als man eigentlich gedacht hätte.

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