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Dirndl aus Tirol mit Oranje-Ader soll die Jahrzehnte lange alpine Kitz-Lücke schließen

Wenn am Wochenende in Levi für die Ski-Damen der Weltcup-Auftakt verspätet in Szene geht, hat eine 17jährige ÖSV-Zukunftshoffnung ihr Saisondebüt an der FIS-Nebenfront Diavolezza-St. Moritz schon hinter sich. Dabei handelt es sich um eine gewisse Valentina Rings-Wanner, hinter deren Doppelname auch eine Doppelstaatsbürgerin ganz nach dem Hirscher-Vorbild steckt. Der Herr Papa ist Tiroler, leitete die Skischule in Gerlos, ist aber inzwischen wohlbestallter Pensionist, die Frau Mama kam aus Holland, heißt Sophie und hat mittlerweile, so das Fräulein Tochter, auch den Tiroler Zungenschlag intus. Genauer gesagt jenen von und in Kitzbühel, wohin zwar alljährlich die Skiwelt blickt, wenn der Hahnenkamm-Klassiker in Szene geht, wo man aber seit Jahrzehnten, genauer gesagt: seit Hansi Hinterseers Slalom-Triumph 1974, sowohl auf einen Nachfolger des einstigen Weißen Wunderteams rund um Sailer und Molterer ebenso hofft als auch auf die erste weibliche Alpinkanone aus Kitz, die wieder an der Weltspitze mit- oder diese womöglich sogar aufmischt.

Seit Christl Staffner, verheiratete Herbert, in den 60er-Jahren ist´s keiner Kitzbühelerin mehr gelungen, Olympiasiegerin Christl Haas kam aus St. Johann, Gitti Schroll-Kerscher fuhr für Kirchberg. Und Dajana Dengscherz warf vor wenigen Jahren, kaum im Weltcupteam, als 21jährige gleich das Handtuch, als sie aus dem Kader geflogen war. So mussten im Alpin-Mekka seit Jahren die Nordischen die Fahnen hochhalten oder, wörtlich zu nehmen, Gewehr bei Fuß stehen wie Österreichs erste Biathlonweltmeisterin Lisa Theresa Hauser. Wie die nordischen Kombinierer Sulzenbacher und Kreiner. Wie Langläufer Markus Gandler, der sich versilberte und vergoldete, ehe er in des Teufels Küche kam. Jetzt ist das Töchterl als Junioren-Skijägerin schon Weltspitze …

Mit Fräulein Valentina vom Ski-Club Kitzbühel soll sich das über kurz oder lang ändern. Die auch als Tennis-Starlet (“Ich hab´ beim Kitzbüheler TC mit Markus Hipfl trainiert!”) sportlich vielseitig talentierte Stams-Gymnasiastin war Branchen-Primus im Schüler-Nachwuchs, wurde Jugendmeisterin in Slalom und Riesenslalom, gewann ÖSV-Jugend-Testrennen und feierte schon ihren ersten Sieg in einem FIS-Rennen abseits vom Sommercamp in Argentinien.  „Das war“, sagt Valentina nicht ohne Stolz, „in St. Lambrecht in der Steiermark. Ich hab´ sogar mit der hohen Startnummer 44 gewonnen!“ Und dabei auch die hochgehandelte Amanda Salzgeber, bei den Youth Olympics in der Schweiz vergoldete Tochter der Kombi-Olympiasiegerin Anita Wachter und des Head-Rennchefs Rainer Salzgeber, hinter sich gelassen.

Ein Maßstab auf Nachwuchsebene, obschon sich Valentina die Messlatte viel, viel höher legt. Bei der Frage nach ihrem Idol antwortet sie wie aus der Pistole geschossen: „Das ist die Lindsey Vonn!“ Keine hat im Weltcup mehr gewonnen als das US-Glamour-Girl, dazu Olympia- und WM-Goldene. In Österreich nennt sie Katharina Liensberger insofern als Vorbild, dass sie „gezeigt hat, wie viel man mit Fleiß und Einsatz alles erreichen kann!“ Bei ihr vorerst auf Slalom und Riesenslalom beschränkt wie bei der Doppelweltmeisterin, Olympiazweiten und Team-Olympionikin aus jenem Vorarlberg, wo Rings-Wanner vor kurzem mit Victoria Olivier (übrigens Halb-Südafrikanerin) eine hoffnungsvolle Nachwuchskollegin mit Kreuzbandriss verlor. „Die Speed-Rennen sind für mich noch kein Thema – ich mag´s zwar schnell, aber Abfahrt ist mir zu gefährlich wegen Verletzungen!“ Gut Ding braucht Weile.

 Auch wenn sie ganz gerne vor ein paar Tagen auch beim FIS-Slalom am Pass Thurn („So nah von daheim, wie vor der Haustür!“) die Saison eröffnet hätte, hat sie aus sportlich-rechnerischen Gründen angesichts des Teilnehmerfeldes darauf verzichten müssen. „Mir hätt´s nichts gebracht, ich hätt´ nur anderen zu guten Punkten verhelfen können. Aber zuerst muss ich einmal auf mich schauen!“ Ohne einen Schuss an Egozentrik gibt´s heutzutage im Spitzensport eben nichts mehr zu gewinnen. Die Probe aufs Exempel, wie gut Valentina schon drauf ist, werden die beiden Slaloms auf der Diavolezza liefern.

Wenn sie hält, was ihr Auguren prophezeien, dann könnte die Tirolerin mit Oranje-Blut in den Adern und französischen Rossignol-Skiern unter den Beinen irgendwann die Lücke schließen, die sich im Alpin-Mekka Kitzbühel seit Jahrzehnten aufgetan hat. Den ruhmreichen KSC mit Hahnenkamm-Zampano Doktor Michael Huber an der Spitze würd´s natürlich freuen. Und wer weiß, vielleicht greift sie schon als angehender Twen bei der Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm 2025 so nach Sternen wie ihre Idole und Vorbilder Lindsey und Liensberger. Zuvor aber gibt´s schon die Medaillenchance beim European Olympic Youth Festival und bei der Junioren-WM 2023, die übrigens in St. Anton am Arlberg zur gleichen Zeit in Szene gehen wie der Hahnenkamm-Klassiker in ihrer Heimat…

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