Tennis

Djokovic, die triumphale und die absurde verflixte Sieben in Wimbledon

afp

Erst Pandemie, jetzt Politik. Was politische Konsequenzen aus einem von den Russen angezettelten Krieg alles anrichten können, hat jetzt Novak Djokovic am eigenen Leib erlebt. Die Stunde seines siebenten Wimbledon-Triumphes, des vierten in Folge, mit dem er zu Pete Sampras aufschloss, war zugleich mit dem tiefsten Fall seit Jahren für ihn verbunden. Während der Serbe in seiner emotionalen Dankesrede jeden seiner Wimbledonsiege als erfüllten Kindheitstraum bezeichnete, er dieses Rasenturnier in der englischen Metropole London als das schönste, beste, wichtigste in seinem Tennisleben hochjubelte, haben ihm just die Wimbledon-Veranstalter im Auftrag der britischen Regierung schon von vornherein Schaden zugefügt.

Da die russischen Spieler(innen) aus bekannten Gründen vom Rasen-Grand-Slam ausgeschlossen worden waren, gaben zwar die Profi-Vereinigungen ATP und WTA ihren Segen zum Turnier, entzogen ihm aber ohne (Weiß)-Russen die Weltranglistenpunkte. Also war schon vor dem ersten Aufschlag im All England Lawn&Tennis Club klar, dass der Titelverteidiger Djokovic auch dann die 2000 Punkte verlieren würde, sollte er das Turnier gewinnen, also der Absturz im Ranking programmiert. Wie so oft in Zeiten wie diesen wird mit der Normalität die sportliche Fairness auf den Kopf gestellt und das Oberste nach unten gekehrt unter der politischen Prämisse, dass man alles, was nach dem politischen (Kriegs)-Gegner riecht oder sich nicht von diesem offen und öffentlich distanziert, verdammt! So wird auch im (Welt)Sport nach Gutdünken und Willkür sanktioniert und diktiert. Auch zum Schaden von Weltstars und Allzeitgrößen wie Novak Djokovic.

Womit wir beim Serben sind, der mit seinem 21. Grand-Slam-Titel nur noch einen Sieg vom Nadal-Rekord entfernt ist, eben diesen aber nach Lage der Dinge kaum erreichen oder brechen kann. Warum? Weil da Pandemie-Politik ins Spiel kommt, die dem deklarierten Impf-Gegner ohne Impfzertifikat wohl die Einreise zum US-Open ebenso verweigern dürfte wie zu den Australian Open im Jänner. Und weil dem frei nach Niki Lauda so ist, wie es ist, möchte ich schon jetzt wetten, dass es das größtenteils medial aufgesetzte und nachgesagte Negativ-Image eines Menschen und Sportlers noch verstärken wird, das mit Wahrheit und Wirklichkeit nichts zu tun hat.

Der als verhinderter Alpiner sportlich vielfältig geschulte, polyglotte und hochintelligente Djokovic ist nämlich alles andere denn der oft so skizzierte, verbissene, asketische, von Siegeszwängen und Marotten geprägte Typ, der es gewagt hat, den Publikumslieblingen Federer und Nadal die Butter vom Brot zu nehmen. Er hat aber das Pech, dass seine Gesichtszüge die Emotionen  verbergen, es sei denn, er weint einem Grand Slam  nach wie 2021 in New York. Stichwort US-Open. Ich erinnere mich noch daran, als der „Djoker“ zum Gaudium der US-Fans alle möglichen aktuellen und alten Stars beim Aufschlag imitierte, ehe er das Sakrileg beging, den US-Hero Andy Roddick auf die Schaufel zu nehmen.

Von einer Sekunde zur anderen wurde aus dem beklatschten Witzbold ein verfluchtes Feindbild. Und je mehr sich Politik in den Sport mischte, desto mehr geriet der „Djoker“ mit seinen – meist politisch nicht korrekten – Meinungen, Überzeugungen, Aktionen und Reaktionen in schiefes Licht oder sogar ins Visier der Obrigkeit. Zurück bleibt, dass er einer der besten Tennisspieler aller Zeiten war und ist, dass er 21 Grand-Slam-Titel geholt hat, mit 38 1000er-Masters-Siegen diese Liste (Muster mit 8 immer noch Nr. 7!) anführt und mit insgesamt 373 Wochen als Nr. 1 länger als jeder andere an der Weltspitze stand.

Am Tag, als er zum 7. Male in Wimbledon triumphierte, auch just an seinem achten Hochzeitstag vor Ehefrau Jelena auf der Tribüne, fiel Novak Djokovic auf Platz 7 in der Weltrangliste zurück. Verflixte 7 statt Eins. Paradox. Skurril. Gipfel sportlicher Absurdität. Dem triumphierenden Nole wird´s egal sein, weil er weiß, wer er ist, was er kann und wohin er gehört. Ob sich aber sportlich verantwortungslose, politisch gegängelte Apparatschiks nicht nur der Tenniswelt bei der Nase nehmen werden oder in den Spiegel solch geradezu peinlicher Verdrehung der Tatsachen schauen können, scheint mehr als zweifelhaft. Vor allem in Zeiten wie diesen, in denen und wo alles auf den Kopf gestellt wird.

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