Tennis

Dominic Thiem: Besser Rasenmuffel zu sein als ganz am Sand und unten durch

Also doch: Wimbledon ohne Thiem! Hätte mich ja auch gewundert, dass ein solch erfahrener Profi mit einem solch professionellen Thiem-Team sich auf Sand in Traiskirchen statt auf Gras in Kremsmünster oder sonst wo auf das Mekka im Rasentennis vorbereitet, nicht wahr. Diesen Rückzug vom sportlich ziemlich aussichtslosen Antritt wegen schnöder 58.000 Euro für ein Erstrunden-K.o. lob ich mir, weil man da spürt, dass langsam doch wieder die Vernunft einzukehren scheint beim Denken und Planen im Umfeld des zweiten Grand-Slam-Turniersiegers aus unseren Landen, dessen Ruf ziemlich ruiniert und dessen Image ganz schön ramponiert ist.

Wer weder körperlich noch technisch, taktisch oder gar mental bei den verflixten (Turnier-)Sieben auf einem Stück in der Lage war, selbst über kleinere bis mittlere Hürden zu springen, der kann ja mit dem ganz anders gearteten Tennis in Wimbledon nicht, um diesen Vergleich zu strapazieren, gleich den Mount Everest seines Sports ins Auge fassen, nicht wahr. Für meine Begriffe ist´s immer noch besser, als  Rasenmuffel hingestellt zu werden denn (auch medial) ganz am Sand zu sein, oder?

Der nach Verletzung und Niederlagenserie vorhersehbare Absturz in der Weltrangliste hat zwar mit dem rechnerischen Faktum, nur noch Nr. 7 unter den Österreichern zu sein, für dicke Schlagzeilen, einschlägig ausgesuchte Fotos und deprimierende Berichte gesorgt – echte Aussagekraft aber hat das insofern nicht, dass Thiem ja heuer keine Punkte mehr verlieren, sondern dann, wenn er wieder Matches gewinnen sollte, auch wieder Rang um Rang gutmachen kann. Alles immer unter der Voraussetzung, dass dem bald 29jährigen weder die Millionen, die er (hoffentlich) immer noch auf dem Konto hat, den Kopf verdreht noch den sportlichen Ehrgeiz entscheidend reduziert haben. Er also gerade deshalb, weil er im Moment als Tennisspieler unten durch ist, den Erfolgshunger und Siegesdurst seiner Anfangsjahre wieder entdeckt.

Dazu würde sich als nächster Anlauf, bis zum Sommer-Highlight in Kitzbühel wieder ordentlich bei Schlag und in Form zu sein, der Challenger in Anif bei Salzburg (3. – 10. Juli) als ideale Gelegenheit anbieten, der immerhin näher der Gamsstadt liegt als etwa die abgesagten Turniere in Perugia oder anderswo in Italien. Angesichts des Zickzack-Kurses, den das Thiem-Team seit der Rückkehr auf den Tennisplatz im März (Marbella mit Leitgeb-Sohn Florian als Turnierleiter) eingeschlagen hat, wäre es sinnvoller, vor allem aber erfolgversprechender, würde eine klare, zielorientierte Planung langsam erkenn- bis sichtbar. Samt Frag, ob der alte Coach Massu auch der neue ist oder der Papa das Sagen hat. 

Und wichtig wäre auch, dass der „Patient“ Thiem sich langsam, aber ebenso sicher und sichtbarer von einer gewissen Form an Selbstmitleid löst, das bei allen Analysen, Erklärungen und Entschuldigungen von und für unerwartete, aber unaufhaltsame Niederlagen hörbar geworden ist. Es ist Zeit, dass der nicht mehr jugendliche, sondern erwachsene „Domi“ sein Tennisschicksal selbst in die (reparierte, rekonvaleszente) Hand nimmt – wie andere, mehrmals operierte Größen und Grand-Slam-Sieger, die immer wieder beweisen, dass man es samt neuem sportliche<<<<<n Glück zwingen kann. Eben diese Einstellung ist Thiem zu raten und zu wünschen. Mehr ist dazu nicht mehr zu sagen und zu schreiben!    

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