Tennis

Dominic Thiem und die kontraproduktive Komfortzone in peinlicher Pleitenserie

Wieder nichts. Wiederum verloren. Gegen einen Qualifikanten, der nicht mehr ist, was er einmal war. Damals, als er im French-Open-Semifinale von Thiem weggeputzt worden war. Ja, das war einmal. Jetzt ist das halbe Dutzend an Comeback-Flops voll. Randvoll, so würde ich hinzufügen. Langsam wird´s echt peinlich. Nicht nur die Serie an Pleiten, Pech und Pannen, die den einstigen US-Open-Sieger und dreimaligen Grand-Slam-Finalisten wie die besten Feinde begleiten. Die von seinem Management gewählte und von ihm selbst ausgewalzte Armer-Burli-Masche kann und darf nicht mehr ziehen, weil das ja im Vergleich mit anderen noch dazu weit älteren, weit schwerwiegender verletzten, runderneuerten Top-Kollegen wie Andy Murray oder Stan the Man Wawrinka einfach so nicht stimmt.

Nicht auszudenken, wie die damals sowieso gespaltene heimische Medienlandschaft reagiert hätte, wäre ein Thomas Muster nach der schweren Knie-OP bei seiner Rückkehr von einer Niederlage in die nächste gestolpert? Wär´s so gewesen und nicht anders, sprich: mit neuen, noch atemberaubenderen, siegreichen Höhenflügen statt einer Abwärtsspirale a la Thiem, ich selbst hätte mich wohl kaum ausgenommen, ihn zur Zielscheibe der Kritik zu machen, das gebe ich auch ehrlich zu. Aber eben diese kritische Auseinandersetzung der Medien mit Thiem und des Stars von gestern himself mit dem aktuellen notorischen Verlierer Dominic, die findet nicht statt, sie ist weder erwünscht noch gewollt, sie wird fast als Majestätsbeleidigung betrachtet, mit der man sich an ihn fast versündigen würde.

Ich persönlich halte diese Form eines Schutzschirms in so stürmischen (Sport)-Zeiten auch einer immer besseren, nachdrängenden Spielergeneration für falsch und vergleichsweise wie für den ungeeigneten Versuch, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Für meine Begriffe scheint diese Form von Komfortzone statt einer harten Hand total kontraproduktiv, weil sie eher als Vorschub für Selbstbetrug dient statt dass ihm harte Worte von außen und ehrliche Selbstkritik wieder Beine machen könnten. Wer gesehen hat, wie die einstige Nummer 3 der Welt gegen den Sizilianer Marco Cecchinato, die aktuelle Nummer 109 im Ranking, gespielt und ganz glatt mit 3:6, 4:6 verloren hat, der muss langsam an der Rückkehr des Dominic Thiem unter die die weltbesten Tennisspieler zweifeln.

Und wenn in den nächsten Tagen kein Wunder geschieht, dann käme es fast einem Wunder gleich, würde der zweimalige Paris-Finalist in Roland-Garros eine Runde überstehen. Es ist weniger der freie Fall im Ranking, der auch mit arithmetischen Regulativen zu tun hat, sondern die großen spielerischen Defizite und die enorm hohe Fehlerquote, die eher Zweifel nähren statt Zuversicht zu vermitteln. Und eben das darf nicht länger salbungsvoll umschrieben oder verschwiegen werden, sondern muss auch ihm knallhart so gesagt sein. Möglich, dass Thiem diesen brutalen Spiegel der Wahrheit auch braucht, um endlich unsanft aus seinem fast schon peinlich langen Dornröschenschlaf  gerissen zu werden …

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