Allgemein

Echte Tragödie, nebensächliche Schmierenkomödie

mdr

Wäre nicht Wien in Angst und Schrecken versetzt worden durch den Terroranschlag mit Toten und Verletzten, dann hätten wir aus ganz anderem sportlichem, aber eigentlich doch eher unsportlichem Grund einige Krokodilstränen vergießen müssen. Und warum? Ob der noch vor dem Attentat kundgemachten Tatsache, dass unser aller David Alaba vom FC Bayern schwer enttäuscht ist, weil der von ihm so geliebte Triple-Champion aus für ihn unerfindlichen Gründen das zirka 85-Millionen-Angebot für einen neuen Fünfjahresvertrag zurückgezogen und ihn nicht vor den Medien davon informiert hat. Und um diesem dreisten Bayern-Vorgang aus Alaba-Perspektive noch die Krone aufzusetzen, hätten ja die medial kolportierten Summen zudem gar nicht gestimmt. Alles erstunken und erlogen, obschon bisher von Lügen keine Rede war….

Ehrlich gesagt, entzieht sich das meiner Kenntnis, ich kann mich aber in meinem Kurzzeitgedächtnis daran erinnern, dass diese Forderungen von einem gewissen Herrn Zahavi via Zeitungen, Funk und Fernsehen immer wieder verbreitet und von eben diesem Manager auch dann nicht dementiert worden waren, als ihn der alte Bayern-Boss als einen „geldgierigen Piranha“ ziemlich plakativ in die Auslage gestellt hatte. Woraus sich zwangsläufig die Frage erhebt, ob da im Alaba-Lager die Rechte nicht weiß, was die Linke sagt und tut, es also interne Kommunikationsprobleme gibt, die man andererseits aber nicht dem FC Bayern München zur Last legen kann, der sich angesichts des wiederholten „Darf´s noch ein bisserl mehr sein?“ schon gepflanzt fühlte. Man kann gespannt sein, wie das fürs Transfer-Theater umgeschriebene Fußball-Stück endet, das in Anlehnung an und anderer Auslegung von unserem Grillparzer den unheilschwangeren Titel trägt: Weh dem, der sich selbst betrügt!

Aber was immer uns der fast schon täglich medial begegnende, offenbar realitätsferne, aber nicht unfehlbare Abwehrstratege David Alaba möglicherweise noch alles frei Haus liefert – es ist und bleibt eine kleine, sportlich-unsportliche Schmierenkomödie in der schönsten Nebensache der Welt. Und wenn überhaupt, dann bestenfalls ein paar Krokodilstränen wert an Tagen wie diesen, in denen auch Wien, die Insel der Seligen, von unseligen Attentätern heimgesucht wurde, die sich das Mäntelchen von Gotteskriegern umhängen. Und dabei geht´s in dieser offenbar unterschätzten, sich anschleichenden und grausam zugespitzten Tragödie nicht um schnöden Mammon und ein paar Millionen auf oder ab, nicht um Sieg, Remis oder Niederlage von Bayern (mit oder ohne Alaba) beim sekundären Champions-League-Duell in Salzburg, sondern schlicht und einfach um Leben und Tod unserer Mitmenschen.

1 Kommentar

1 Kommentar

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Meist gelesen

To Top

Diese Webseite verwendet Cookies, um Ihnen ein angenehmeres Surfen zu ermöglichen