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Ein Kuss ging um die Welt – wichtigstes Vermächtnis im Gedächtnis einer Frauenfußball-WM

Wie mir ja viele nachsagen, gehöre ich sowieso zu den Ewiggestrigen, was Werte wie Anstand, Freundschaft, Verlass, Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft und allmöglicher, etwaiger Normalität besteht. Ja, dieser Spezies unserer in totalem Wandel (oder Umwälzung) befindlichen Gesellschaft rechne ich mich zweifellos und ungeniert, aber nicht schamlos zu. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass nicht nur die dramatische Finalphase der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaften in Australien und Neuseeland zum Großteil an mir vorübergegangen ist, mir leider auch die Namen der nicht immer femininen Stars aus dem riesigen Endrundenfeld keine Begriffe sind wie ehedem und jetzt von Pele über Maradona bis Ronaldo und Messi bei den Herren der Schöpfung.

Kurzum, ich war nicht im TV-Bilde, bis – ja, bis durch TV-Standbilder und Zeitungs-Fotos der Skandal der Skandal inszeniert, weltweit thematisiert und jener Herr, der es gewagt hat, im Überschwang der Siegesgefühle eine seiner Weltmeisterinnen zu küssen, noch dazu vor allem Augen auf den Mund, ist nun als Satansbraten in des Teufelsküche gelandet. Erst jetzt, erst durch diesen angeblich, ziemlich anhaltenden, breitgetretenen Kuss-Skandal, der den WM-Pokal für Spanien glatt in den Schatten stellte, kenn´ ich die Namen der mir vorher noch total unbekannten Hauptdarsteller: Innen.

Der vom spanischen Fußballboss von einem doch einschlägig-orientierten Klientel taxfrei zum Sexstrolch erklärte, geächtete Unmensch heißt Don Luis Manuel Rubiales, die von ihm nicht auf die Schulter, was gerade noch frei nach Bettelstudent ginge, dafür auf den Mund geküsste Campeonesa trägt den Namen Hermoso, Vorname Jennifer, nicht ganz so iberisch. Offenbar haben sich da Gegensätze angezogen, denn Don Luis ist bekennender Frauenfreund, Hermoso hingegen, Ex der Ex-Welt-Fußballerin Putellas, hingegen eher eine Männer-Feindin. Allzu loderndes Siegesfeuer stieß trotz der langen, fast drehbuchreifen Kussszene offenbar auf eisige Ablehnung, die zum Auftauen und Erhitzen der Gemüter allerdings erst einige Stunden benöttigte.

Dann aber ging´s wirklich rund, was auch den Erdball betrifft lodxer andersrum gesagt: ein Kuss ging um die Welt! Erst nach einigen anderen, ziemlich echauffierten, ziemlich aufgebrachten Berufs- und Orientierungskollegen forderte Jennifer Hermoso lautstark harte Konsequenzen und zumindest den Rücktritt von Don Luis als Fußballpräsident, wenn schon nicht einen Prozess, der ihn womöglich hinter Gitter bringt wegen sexuellen (Amts-) Missbrauchs. Bisher allerdings hat er ihr nicht die Freude gemacht und kein spanischer Anwalt eine Anzeige.

Aber wenn die angeblich sexuell so schrecklich widerwärtig attackierte Jennifer so laut schreit, dass die besonders fortschrittlichen Medien kaum nachkommen, es zu berichten, dann kriechen natürlich auch die zuletzt so schweigsamen Me-Too-Gemüter, angeführt von der verhinderten Olympia-Medaillengewinnerin, aber verwitweten, mediengeilen Nicola Werdenigg-Spieß wieder aus allen Löchern, um zu rufen: Haltet den Dieb, der Jenni einen Kuss gestohlen hat.

Eines der mittlerweile fürwahr aller schlimmsten Verbrechen, die man im heutigen (Fußball)-Sport begehen kann, das wär´  ja noch schöner, nein: schlimmer, würd´ man so was dulden. Eine Frauen-WM, merk´s endlich, Mann oh Mann, ist für Frauen da – von Kuss zu Kuss. Ein Goldmund darf ganz einfach nichts für einen Narziss sein. Pfui Teufel, auch wenn er Präsident ist! Aber beim Motto: Weg mit Schaden hat der stolze Spanier  (noch) nicht mitgespielt….

PS: Dass wie meine Wenigkeit ein schwergewichtiger Ex-Bayern-Boss wie Karl Heinz Rummenigge am Rubiales-Kuss nichts Verhängnisvolles findet, mag damit zu tun haben, dass er wie ich ein Ewiggestriger ist, der sogar noch die Chuzpe hat, sich darüber echt zu freuen, dass es (noch) Emotionen gibt in einer immer gefühlloseren (Sport)-Welt…

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