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Ein Sheriff, der die Galaktischen mit Alaba auf den Boden holte

Es ist passiert, was für schier ausgeschlossen gehalten worden war. Real Madrid, das weiße Ballett, die Königlichen, nein: Galaktischen von ehedem, wurden auf den harten Boden der Tatsachen geholt. Vom (FC) Sheriff aus Tiraspol in der an sich abgespalteten Ostregion Moldawiens, der keiner ist, nur so heißt, weil ihn der Besitzer nach dem Namen aller wichtigen Einrichtungen des Landes so genannt hat. FC Sheriff also, Verein des Ex-KGB-Offiziers und Neo-Milliardärs Viktor Gusan, existiert erst seit 25 Jahren, seit 1996, hieß damals aber Tiras Tiraspol, und war noch ein weißer Fleck auf der Landkarte, als Real Madrid schon drei Dutzend an nationalen und internationalen Titeln auf dem Konto hatte. Aber Geschichte, Bilanzen, Statistiken und Fußballmillionäre zählen am Ende des Spieles und des Tages halt nichts, wenn man zwar schießt und schießt, aber nicht trifft, dafür aber dann, wenn sich der vermeintliche Zwerg aus dem vermeintlich armen Osten aufplustert, entscheidend getroffen wird.

Wenn von galaktisch die Rede ist, dann trifft das auf die 1:2-Niederlage der Königlichen im ersten Post-Pandemie-Spiel im Bernabeu-Stadion ebenso zu wie auf den unterschiedlichen Marktwert der beiden Mannschaften wie einzelner Spieler. Wie groß, geneigte Blog-Leser, hätten sie den Marktwert des FC Sheriff vor der Champions League eingeschätzt? Etwa so hoch wie jenen von Rapid, das ja nicht in der Beletage spielt? Irrtum! Ein Drittel dessen, was Grünweiß vor der Krise wert war, nämlich etwa 12 Millionen Euro. Jawohl, 12 Millionen, also etwa mehr als die halbe Jahresgage jenes David Alaba, der bei beiden Toren von Sheriff alles andere denn gute Figur gemacht, sondern die Assist-Geber nicht gut genug attackiert hatte.

Das war bitter für Real, bitter für ihn und kann auch beim besten Willen und reinsten Gewissens nicht wegdiskutiert werden. Und schon werden spanische Stimmen laut, die Trainer Ancelotti vorwerfen, den guten Alaba auf falscher Position eingesetzt zu haben, was grundsätzlich ja nicht stimmen kann, weil David auch im letzten Bayern-Jahr nicht mehr auf den linken Flanke an der Seite von Ribery verbracht hatte, sondern der Verletzten wegen im Abwehrzentrum spielen musste. Der Radio-Reporter vom Real-freundlichen Medium „Marca“ jedenfalls hat nicht erst vor der Tiraspol-Pleite warnend gemeint, „dass die Mannschaft deshalb Spiele verlieren wird, weil die Abwehr nicht stabil genug ist!“ Das kann man sich übrigens online problemlos anschauen und anhören.

Es ist zwar schön, dass es mit David Alaba ein echter Wiener mit fremden Wurzeln vom Star-Klub in München zum noch weit größeren nach Madrid geschafft hat, nichtsdestotrotz aber wird man von ihm ebenso wie von seinem Kumpel „Arnie“ Arnautovic verlangen dürfen, dass sie die von einer gut vernetzten Lobby hochgejubelte Qualität auch dann auf den Platz bringen, wenn es gefragt, wichtig und nötig ist. Erst recht dann, wenn die Schere des Marktwerts oder Gehalts so eklatant groß ist wie zwischen dem, was der alles überragende Sheriff-Tormann Athanisiadis (600.000 Euro) und der Siegestorschütze Thill (400.000 Euro) vom Fußballzwerg Luxemburg miteinander wert sind. Und dabei bleibt so nebenbei die Frage zurück, warum solche Spieler wie Thill in der moldawischen Renegaten-Republik Transnistrien landen und nicht an der schönen blauen Donau.

Kann sein, dass wir im Laufe der Zeit mit Ausnahme der weltweit vernetzten Salzburger auch den Anschluss am internationalen Spielermarkt verloren haben? Der vordem ziemlich unbekannte bis unterschätzte FC Sheriff mit nicht weniger als 23, allerdings nicht überbezahlten Legionären sollte nicht nur meine Wenigkeit zum Nachdenken anregen. Hinter der Momentaufnahme eines Fußballmärchens befindet sich auch eine Strategie, sonst wäre der FC Sheriff ja gar nicht in der Champions League.  

PS: Sorry für Druck- und Übersetzungsfehler, die mittlerweile korrigiert sind. Passiert halt leider so wie Fehlpässe!

 

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